Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
kommen Sie?«
    »George Washington«, log Ella. Sie hatte diese Frage erwartet und sich entsprechend präpariert. Sollte jemand ihre Aussage nachprüfen, und davon ging sie aus, so würde ihr Name gewiss im Internet auftauchen. Schließlich war sie immer noch Angestellte der geologischen Fakultät.
    »Hm. Na gut. Sie können ihn mitnehmen.« Er deutete auf den jungen Mann mit der Baseballkappe. »Er hat gerade Pause und kann Ihnen die Stelle zeigen. Sie können gern ein oder zwei Tage bleiben. Hauptsache ist, Sie bringen mir hier nichts durcheinander. Aber danach müssen Sie wieder verschwinden.« Damit wandte er sich an sein Team. »Auf geht’s. Schluss mit dem Geplauder und zurück an die Arbeit. Wir werden hier schließlich nicht fürs Rumstehen bezahlt.«
     
    Kurz darauf trafen sie an der Unglücksstelle ein. David zeigte ihnen, wo der Rover zerstört worden war, und half ihnen beim Ausladen der Messinstrumente.
    Doch statt danach zu seiner Arbeit zurückzukehren, blieb er einfach bei ihnen und begann, lauter unbequeme Fragen zu stellen. Über die Instrumente, ihre Funktionsweise, über ihre Auftraggeber, die Finanzierung und Abwicklung bis hin zu der seismischen Anomalie. Ella und der Professor hatten alle Hände voll zu tun, ihn auf eine falsche Fährte zu locken. Irgendwann rückte das Ende seiner Mittagspause näher, und er musste sich verabschieden. Ella wischte sich den Staub vom Gesicht, während sie ihm hinterherblickte. »Junge, Junge«, murmelte sie, »ich dachte schon, der würde nie mehr verschwinden.« Während sie dem Professor dabei half, kleine Sprengladungen im Boden zu verankern, fuhr sie fort: »Verdammt hartnäckiger Bursche. Ich glaube, er ahnt, dass wir nicht das sind, was wir zu sein vorgeben.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Professor Martin. »Es wird schon alles gut gehen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich frage mich ernsthaft, woher Sie ihren Optimismus nehmen. Bisher haben wir außer einer mittelschweren Katastrophe nicht viel vorzuweisen.«
    Er blickte sie über den Rand seiner Brille hinweg an. »Vielleicht liegt es daran, dass Sie nicht die richtigen Fragen stellen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »So, wie ich es sage. Sie denken einfach nicht weit genug.«
    Ella stemmte die Hände in die Hüften. »Und
Sie
tun das?«
    »Allerdings.«
    »Wären Sie dann so freundlich, mich einzuweihen?«
    Ein schmales Lächeln blitzte auf. »Nein.«
    »Wie bitte?« Ella legte ihre Stirn in Falten. »Ich dachte, wir wären ein Team. Sie wissen doch, was das ist, oder? Vier Buchstaben: T-E-A-M. Um Ihnen mal auf die Sprünge zu helfen, es handelt sich dabei um eine Gruppe von Menschen, die zusammenarbeiten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Dazu gehört normalerweise auch, dass sie ihre Gedanken teilen.«
    »Sie sagen es.«
    »Was?«
    »
Normalerweise
.« Der Professor nahm seine Brille ab und putzte sie mit einem Stofftuch. »Der Ausdruck impliziert, dass es Ausnahmen gibt. Dies ist so eine Ausnahme.« Er setzte seine Brille wieder auf. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich jetzt gern die Ladung zünden.«
    Sie wollte noch etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. So ein arrogantes Arschloch. Sollte er doch auf seinem Wissen hocken wie die Glucke auf dem Ei. Auf keinen Fall würde sie vor ihm zu Kreuze kriechen und um Erleuchtung bitten. Düstere Gedanken umnebelten ihre Sinne. Warum nur hatte Helène Kowarski darauf bestanden, dass Professor Martin sie begleitete? Ella hatte ihr bei der Führung durch die unterirdischen Laboratorien in allen Details von ihrem angespannten Verhältnis erzählt. Trotzdem hatte ihre Auftraggeberin darauf bestanden, dass sie zusammenarbeiteten. Warum? Ella wäre allein genauso gut klargekommen. Sie war es gewohnt, allein zu arbeiten. Wieder einmal hatte sie das Gefühl, dass man hier nur die halbe Wahrheit erzählte. Sie kam sich ausgenutzt vor.
    »Bereit?«
    »Ja, ja. Legen Sie los.«
    Er drückte den Auslöserknopf. Eine dumpfe Detonation erschütterte den Boden. Leichte Geröllschauer lösten sich vom Hügel und hüllten ihn in eine Staubwolke. Der Professor kam zu ihr herüber und blickte auf den Computermonitor. Mit flinken Fingern gab er noch einige Befehle ein, dann drückte er die Enter-Taste. Zeile für Zeile baute sich ein Bild des Untergrunds auf. Als es vollständig war, gab es keinen Zweifel, was die Quelle der Beben war. Ella konnte nicht sagen, dass sie sonderlich überrascht war. Um ehrlich zu sein, sie hatte dieses Ergebnis

Weitere Kostenlose Bücher