Magma
bekannt dafür, höchst ungehalten zu sein, wenn jemand unpünktlich war.
Die Verbindung wurde hergestellt und die Nummer gewählt. Langsam baute sich der Verbindungsbalken auf. Ella trommelte nervös mit den Fingern auf den Kunststofftisch. Es dauerte eine Weile, dann bestätigte das Programm den erfolgreichen Log-in. Ella klopfte auf das Mikrofon an ihrem Headset und richtete die Linse der USB -Webcam auf sich. »Können Sie mich verstehen, Helène?«
Keine Antwort.
»Helène?«
Ein Bild erschien auf dem Monitor, doch es war verzerrt, und der Ton war von einem statischen Rauschen überlagert. Sie drehte an dem Frequenzregler in der Hoffnung auf eine saubere Verbindung, jedoch ohne Erfolg. Sie überprüfte den Stecker, der zu der Satellitenschüssel außerhalb des Zeltes führte, reinigte ihn und steckte ihn wieder hinein. Das Bild blieb unverändert schlecht. Plötzlich vernahm sie eine verzerrte Meldung aus dem Kopfhörer.
»… miserabler Empfang …«
»Helène?«
»… sind hier alle sehr beunruhigt … neue Entwicklungen … mehrere Vulkanausbrüche vor Japan … auch kalifornische Küste betroffen … Zusammenhang …«
Ella klopfte auf das Gehäuse des Satellitenempfängers. Irgendetwas schien den Receiver zu stören. Vielleicht besaß das Gerät keine Abschirmung. »Professor Martin, wären Sie so freundlich, draußen mal zu fragen, ob sie für einen Moment den Generator abschalten können? Diese Störungen treiben mich in den Wahnsinn.«
Der Professor nickte. Wortlos verließ er das Zelt. Kurze Zeit später erstarb das Tuckern des Dieselaggregats. Für einen Moment wurde es dunkel außerhalb des Zeltes, dann flackerten Kerzen und Gaslampen auf. Ella blickte auf den Monitor. Das Bild von Helène Kowarski war merklich schärfer geworden, und auch das Rauschen aus den Lautsprechern hatte nachgelassen. »Na also«, murmelte sie und setzte ihre Kopfhörer auf. Die Stream-Bildübertragung ruckelte zwar noch etwas, aber Ella konnte erkennen, dass ihre Auftraggeberin das Gespräch von zu Hause aus führte. Der Pollock im Hintergrund war ihr noch lebhaft in Erinnerung.
»So ist es besser.« Helène Kowarski nickte. »Wird auch höchste Zeit, dass Sie sich melden. Was haben Sie herausgefunden?«
Ella lieferte einen umfassenden Bericht. Die Leiterin des Instituts schien zufrieden zu sein.
»Dieselben seismischen Wellen, dieselbe Quelle«, ergänzte Ella. »Wie es scheint, gibt es mehr von diesen Kugeln, als wir zunächst angenommen haben.«
Helène nickte. »Ich fürchte auch. Jetzt, wo wir wissen, wonach wir suchen, entdecken meine Leute beinahe stündlich neue. Wie es scheint, sind sie rund um den Pazifik verteilt. Wir haben bestätigte Vorkommen in Costa Rica, Alaska, Russland, Japan, Indonesien, Australien, der Antarktis und Neuseeland. Das Überraschende ist, dass diese Kugeln seit langem bekannt sind. Man hielt sie für Relikte einer frühzeitlichen Kultur, vielleicht der Olmeken, doch die waren im mittelamerikanischen Raum beheimatet und erklären nicht die Funde im Franz-Josef-Land, nahe der Polargrenze. Manche behaupten, es handele sich um natürlich entstandene Formen, sogenannte Xenolithe. Ich persönlich halte diese Theorie für wenig glaubwürdig. Tatsache ist jedoch, niemand hat sich bisher ernsthaft mit diesen Kugeln befasst. Wahrscheinlich, weil es zu wenige Indizien gibt, nach denen man forschen könnte. Ich meine, außer der Tatsache, dass sie aus Granit oder Diorit bestehen, einem äußerst harten und schwer zu bearbeitenden Gestein, ist nichts bekannt. Nicht, womit sie hergestellt wurden, nicht, zu welchem Zweck, nicht, von wem. Das Einzige, was wir wissen, ist, dass sie beinahe über den gesamten Erdball verteilt sind. Und wir reden hier nur von denjenigen, die an der Oberfläche liegen. Nicht auszudenken, wie viele sich noch im Untergrund befinden.« Mit einer nervösen Handbewegung strich Helène sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Die meisten scheinen einfach Steine zu sein, aber in manchen, so wie in dem, den Sie in der Atacama-Wüste gefunden haben, verbirgt sich ein fremdartiger Mechanismus. Wir stehen jetzt vor der schwierigen Aufgabe, die schwarzen Schafe zu isolieren. Keine leichte Aufgabe, wie Sie sich vorstellen können. Äußerlich unterscheiden sie sich durch nichts von den anderen. Und ich rede hier von Tausenden. Allein das Vorkommen in Costa Rica umfasst mehrere hundert Kugeln.«
Ella beugte sich näher ans Mikrofon. »Wenn wir wüssten, wie sie
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