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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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trat ans Feuer und hielt ihre Hände den Flammen entgegen. Die Wärme tat ihr gut.
    »Alles in Ordnung, Dr.Jordan?« Doug Anderson blickte erwartungsvoll zu ihr auf.
    »Könnte besser sein«, sagte Ella. »Wir müssen morgen leider wieder aufbrechen. Nach Sibirien …« Sie schüttelte den Kopf. »Na ja, jedenfalls danke, dass Sie das Aggregat abgeschaltet haben. Danach war der Empfang deutlich besser.«
    »Ist schon komisch, wie sehr man sich an so etwas wie das Tuckern eines Dieselgenerators gewöhnt«, entgegnete Anderson. »Wenn das Ding mal aus ist, spürt man auf einmal, wie großartig und einsam diese Landschaft ist. Besonders nachts. Aber setzen Sie sich doch«, er klopfte mit der Hand neben sich. »Ein Bier?«
    »Gern.«
    Anderson nickte David zu, der in eine Kiste griff und eine Flasche Budweiser zutage förderte. Er reichte sie herüber, und Anderson öffnete sie mit einem Schlag gegen die Holzbank.
    »Danke«. Ella nahm einen tiefen Schluck. Der Schaum lief ihr übers Kinn.
    Anderson lächelte. »Es sind noch ein paar von den Würstchen da, falls Sie mögen …«
    »Ich bin hungrig wie ein Bär«, gab Ella unumwunden zu. »Es kommt mir vor, als hätte ich seit Tagen nichts gegessen.«
    »Das liegt an diesem Pappfraß, den sie einem in den Flugzeugen servieren. Warten Sie …« Anderson kauerte sich neben das Feuer und legte ein paar Würste, gebratene Paprikaschoten und Kartoffeln in Alufolie auf einen Teller. Er würzte das Ganze mit einer scharf aussehenden Sauce und reichte es ihr. Der Duft war umwerfend. Ella nahm ein Stück Kartoffel, das sie in die rote Sauce gedippt hatte, in den Mund und biss herzhaft zu. Augenblicklich schoss ihr das Wasser in die Augen. Das Zeug war höllisch scharf.
    »Geheimrezept«, lachte Anderson. »Wird seit drei Generationen vom Vater an den Sohn weitergereicht. Ich verreise nie ohne einen kleinen Vorrat davon. Und glauben Sie’s oder nicht, ich habe mir noch nie eine Magen- oder Darminfektion eingefangen. Das Zeug killt einfach alles.«
    »Und darüber hinaus schmeckt es phantastisch«, sagte Ella und nahm einen tiefen Zug aus der Flasche. »Verraten Sie mir, was drin ist?«
    »Dann müsste ich Sie anschließend entweder umbringen oder heiraten«, grinste Anderson, »aber solange Sie unser Gast sind, können Sie so viel davon haben, wie Sie wollen. Hier, nehmen Sie noch mal.« Er goss ihr noch einmal nach, und scheinbar zufällig berührte er sie dabei mit seiner Hand. »Erzählen Sie mal. Was haben Sie heute herausgefunden? Was sind das für Erdstöße, die wir hier seit Tagen spüren?«
    Die Kartoffel im Mund, konnte Ella in diesem Moment nur den Kopf schütteln. »Tut mir leid«, sagte sie, nachdem sie den heißen Bissen heruntergeschluckt hatte, »ich darf nicht darüber sprechen.« Sie wischte sich mit einem Papiertuch um den Mund. »Ist alles
top secret
. Abgesehen davon wissen wir es selbst noch nicht so genau.«
    »Aber Sie haben doch sicher eine Theorie«, bohrte Anderson weiter. »Mir sind in meiner Laufbahn schon eine Menge Geologen über den Weg gelaufen, und
alle
hatten sie den Kopf voller Theorien. Kann mir nicht vorstellen, dass Sie da eine Ausnahme sind.«
    Ella konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. »Wahrscheinlich nicht. Aber in diesem speziellen Fall muss ich leider den Mund halten. Ach verdammt …« Ein Stück Paprika war ihr vom Teller gerutscht und auf ihrer Jeans gelandet.
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen«, sagte Anderson, griff neben sich und brachte eine Rolle Küchenpapier zum Vorschein. Er riss ein Blatt davon ab und begann, den Fleck von Ellas Hose zu tupfen. Erst kräftig, dann immer sanfter werdend. Normalerweise hätte Ella jetzt die Beine wegziehen und ihm danken können, doch etwas hielt sie zurück. Sie mochte die Berührung – genau wie er. Sein Lächeln verriet ihr, dass es schon lange nicht mehr um den Fleck ging. Der war ohnehin längst verschwunden. Nein, dies schien etwas anderes zu werden. Ihre Augen trafen sich. Anderson hatte etwas an sich, das sie anzog. Er war auf eine brummige, bärbeißige Art attraktiv. In der einen Hand das Bier, in der anderen den Teller, beobachtete sie ihn. Der Typ schien sich fest vorgenommen zu haben, sie heute noch ins Bett zu bekommen. Und warum auch nicht? Hier draußen galten eigene Gesetze. Hier gab es niemanden, der sich als Sittenwächter aufspielte, niemanden, der daran Anstoß nehmen könnte. Die Nacht breitete über alles den Mantel des Schweigens.
    Fleetwood Mac waren mittlerweile

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