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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Martin war zum Zeitpunkt der Untersuchung völlig gesund, müssen Sie wissen«, sagte die alte Dame mit ernstem Gesicht. »Wir haben später einige weitere Tests durchgeführt, alle mit demselben Ergebnis. Die anderen Körperfunktionstests waren im Übrigen nicht minder eigenartig. Ein normal veranlagter Mensch wäre mit solchen Körperfunktionswerten binnen weniger Sekunden tot. Mein Vater entschied damals, dass es besser sei, diese Untersuchungsergebnisse gegen fingierte Tests auszutauschen und den Arzt zum Stillschweigen zu verpflichten, was eine nicht unerhebliche Menge Geld verschlungen hat. Wie auch immer, Armbruster starb vor einigen Jahren. Sein Geheimnis nahm er mit ins Grab.«
    Ella ließ sich zurück auf das Sofa fallen. »Er altert nicht, er hat keine Vergangenheit und auch sein Körper scheint nicht wie unserer zu funktionieren – was wollen Sie hier andeuten? Dass Konrad Martin vielleicht kein Mensch ist?«
    »Um ehrlich zu sein, wir wissen nicht, was er ist. Nur eines wissen wir genau. Seine Kenntnisse über die Kugel übersteigen unsere um ein Vielfaches. Er versucht, sein Wissen hinter der Maske eines vertrottelten Professors zu verbergen, aber das ist nur Schauspielerei. Hatten Sie während Ihrer Reise niemals das Gefühl, dass er alle Antworten schon im Voraus kennt? Dass er Sie nur beobachten und testen will?«
    »Jetzt, da Sie es erwähnen …«
    »Sehen Sie. Und genau das ist der springende Punkt. Ich kann es nicht besser erklären, aber Konrad Martin steht in einer besonderen Verbindung zu diesen Objekten. Das ist der Grund, warum ich ihn überhaupt in dieser Anlage dulde.« Sie deutete auf die umgebenden Räumlichkeiten. »Es gibt nur sehr wenige Menschen, die in das Geheimnis um seine Identität eingeweiht sind. Vielen ist er allerdings ein Dorn im Auge. Ich habe herausgefunden, dass unter den Wissenschaftlern die wildesten Gerüchte kursieren. Eli Weizmann war einer seiner erbittertsten Gegner. Ich glaube, er sah in Martin eine Art Spion.« Sie schüttelte den Kopf. »Nichts könnte der Wirklichkeit ferner sein als das. Martin hat in all den Jahren nicht einen Versuch unternommen, aus seinem Wissen Kapital zu schlagen. Er stand nur da und beobachtete. Stundenlang,
tagelang
. Dabei hatte ich manchmal das Gefühl, als würde er uns beobachten und nicht die Kugeln.« Sie fuhr sich über die Stirn. »Es hat mich verdammt viel Arbeit gekostet, sein merkwürdiges Verhalten den Kollegen gegenüber in einem plausiblen Licht erscheinen zu lassen, das können Sie mir glauben. Aber ich brauche ihn. Er weiß etwas über diese Dinger, so viel steht fest. Er ist zwar nicht bereit, dieses Wissen mit uns normal Sterblichen zu teilen, aber trotzdem spüre ich, dass er die beste Quelle ist, die wir haben.« Sie warf Ella einen scharfen Blick zu. »Und jetzt kommen Sie ins Spiel.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Er scheint eine gewisse Zuneigung zu Ihnen entwickelt zu haben.«
    »Zu mir? Ich wüsste nicht, auf wen das weniger zuträfe.«
    »Doch, doch. Ich habe es ganz deutlich gespürt, als Sie mich in meinem Haus am Lago Maggiore besucht haben. Die Art, wie er Sie damals angesehen hat – das sagt mehr als tausend Worte. Und ich weiß, wovon ich spreche. Ich selbst habe jahrelang versucht, ihm näherzukommen, ohne Erfolg. Vielleicht lag es daran, dass ich homosexuell veranlagt bin«, sie geriet kurz ins Stocken. Ella spürte, dass es ihr schwerfiel, so offen darüber zu sprechen. »Vielleicht hat er gespürt, dass ich ihm etwas vormache, vielleicht bin ich auch nur einfach nicht sein Typ. Aber bei Ihnen …«, sie senkte die Stimme, »bei Ihnen ist es etwas anderes. In Ihnen erkennt er eine verwandte Seele. Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich das so offen sage, aber Sie sind ein Außenseiter, genau wie er. Rastlos, immer auf der Suche. Jemand, der sich nirgendwo heimisch fühlt, der immer zwischen allen Stühlen sitzt.«
    Ella schwirrte der Kopf. Was Helène Kowarski ihr binnen der letzten fünfzehn Minuten an den Kopf geworfen hatte, war mehr, als sie auf einen Schlag verarbeiten konnte. Sie erinnerte sich an zahllose kleine Begebenheiten, die mit einem Mal einen Sinn zu ergeben schienen. Martins unerträgliche Art, immer schon alles im Voraus zu wissen, seine Vorliebe für italienische Schimpfwörter und dann natürlich der Abend, als sie mit Bob Anderson getanzt hatte. Sie erinnerte sich daran, wie wohl und geborgen sie sich in seinen Armen gefühlt hatte, an sein markantes

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