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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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schnellen Ende bringen. Er legte seine Hand auf den Türgriff und zog. Verriegelt. Er trat zurück, zielte auf das Schloss und feuerte. Es gab ein knackendes Geräusch, während der Querschläger sirrend davonflog. Befriedigt sah Jankovic, dass der Zylinder des Schlosses herausgebrochen war. Ein kräftiger Tritt, dann war er drin.
     
    Ella schrie. Irgendjemand machte sich an der Tür zu schaffen. Es gab ein Krachen und ein dumpfes Dröhnen, dann hatte der Eindringling es geschafft, das Schloss zu zerstören. Die Tür flog auf. Blendendes Tageslicht ergoss sich ins Innere der Kammer. Ein schwarzer Schatten ragte bedrohlich im Türrahmen auf. Gesichtslos, bedrohlich, kalt. Ella war sofort klar, dass dieser Mann gekommen war, um sie zu töten. Sie hätte auf Madame Kowarskis Rat hören und in der Sicherheit des Berges bleiben sollen. Jetzt war es zu spät. Mit scheinbarer Gelassenheit hob der Mann die Waffe und richtete sie auf ihren Kopf. Ella wollte die Augen schließen, aber sie konnte nicht. Sie war wie gelähmt. Sie konnte nur dasitzen und zusehen, wie der Lauf der Waffe höher und höher wanderte – bis er genau zwischen ihren Augen Halt machte. In diesem Augenblick trat ein zweiter Schatten hinter der Tür hervor. Er griff dem Attentäter in den Arm und richtete die Waffe gegen die Decke. Mehrere Schüsse lösten sich, knallten gegen das Metall. Ein infernalisches Sirren wie von einem zornigen Schwarm Hornissen erfüllte die Kammer.
Querschläger
, dachte Ella noch, da fühlte sie auch schon einen beißenden Schmerz in der linken Wade. Blut sickerte warm an ihrer Hose herunter, tränkte den Stoff. Doch Ella hatte nur Augen für den Kampf. Der Unbekannte hatte den Attentäter von hinten gepackt und zog ihn aus der Kabine, hinaus auf den Steg. Noch einmal löste sich ein Schuss, doch diesmal verpuffte er wirkungslos in der Luft. Ella hörte Keuchen und gedämpfte Flüche. Dem Attentäter war es gelungen, einen Arm zu befreien und ihn seinem Widersacher mit voller Wucht in den Magen zu rammen. Doch entweder hatte er nicht die richtige Stelle erwischt, oder der Fremde hatte Bauchmuskeln aus Stahl. Blitzschnell griff er nach der rechten Hand des Attentäters und schlug sie auf das Geländer. Einmal, zweimal. Ella glaubte ein knackendes Geräusch zu hören, gefolgt von einem Schmerzensschrei. Die Pistole flog in die Tiefe. Doch der Mann, dessen Handgelenk soeben gebrochen worden war, schien ein eisenharter Profi zu sein. Blitzschnell griff er mit seiner Linken an seinen Gürtel und zog ein Bowiemesser heraus. Ehe der Fremde noch irgendetwas unternehmen konnte, stieß er zu. Die Klinge drang in Höhe des Schlüsselbeins in den Körper, wurde wieder herausgezogen und erneut zum Schlag erhoben. Bei dem Versuch, der tödlichen Klinge zu entgehen, wich der Fremde nach hinten aus. Dabei beugte er sich eine Spur zu weit über das Geländer. Der Attentäter reagierte sofort. Anstatt zuzustechen, setzte er hinterher und rammte seinem Widersacher den Ellenbogen ins Gesicht. Ein furchtbares Knacken war zu hören. Ella wurde flau im Magen. Glassplitter fielen auf den Metallsteg. Die Brille! Es war nur die Brille gewesen. Für Ella war dies das Signal, endlich auch zu handeln. Sie wuchtete sich vom Boden hoch. Der stechende Schmerz wich einer Taubheit, die sich von der Wade aus über ihren Oberschenkel ausbreitete. Das unangenehme Gefühl ignorierend, humpelte Ella auf die beiden Kontrahenten zu. Das Blatt hatte sich inzwischen zugunsten des Attentäters gedreht. Langsam, aber sicher, das tödliche Messer über ihn haltend, drückte der Attentäter den Mann, der ihnen zur Hilfe gekommen war, nach hinten. Auf einmal zögerte er. Er schien den Mann zu kennen. Einen Augenblick lang hielt er ihn niedergedrückt, dann sagte er:
»Sie.«
    Ellas Verwunderung über diese unvermittelte Wendung war nur von kurzer Dauer. Sie war von einer rasenden Wut gepackt worden. Sie zweifelte keinen Augenblick, dass dieser Anschlag ihr galt und dass er etwas mit ihrem Auftrag zu tun hatte. Was hatte sie seinetwegen schon alles erdulden müssen. In Bruchteilen einer Sekunde rasten die Bilder der letzten Wochen an ihrem inneren Auge vorbei. Sie sah sich dabei immer in einer Art Opferrolle, verfolgt von einem gesichtslosen Tod. Doch diesmal war es anders. Diesmal hatte der Tod ein Gesicht. Sie sah die schwarze Lederjacke, die dreckverschmierten Springerstiefel und die schwarze Strumpfmaske. Der kurze Moment der Verwunderung gab ihr die nötige Zeit

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