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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Einverständnis, hinaufzugehen und miteinander zu schlafen. Schon die Fahrt im Aufzug war ihr wie ein Traum vorgekommen. Die ausgehungerten Küsse, seine kräftigen, fordernden Hände, seine sanften Lippen, die forschende Zunge …
    Während sie daran dachte, wie sie sich geliebt hatten, ungestüm und laut, musste sie unwillkürlich an seinen Namen denken:
Joaquin
. Wie gut er zu ihm passte. Kraftvoll und sinnlich, genau wie er selbst. Sie konnte ihn immer noch in sich spüren, wenn sie die Augen schloss …
    Wie schade, dass er sie nicht begleiten konnte. Was hätte das für ein Abenteuer werden können. Einen Moment lang fragte sie sich, ob sie ihn jemals wiedersehen würde, doch dann schüttelte sie den Gedanken ab. Ihrer beider Leben waren für eine dauerhafte Bindung zu unterschiedlich. Wenn er auch Wissenschaftler war, so arbeitete er doch immerhin für das Militär, das durfte sie nicht vergessen. In diesem Fall wären Meinungsverschiedenheiten noch das geringste Problem. Ella war alt genug, um sich nicht in törichte Hoffnungen zu flüchten. Sie konnte mit einem One-Night-Stand durchaus umgehen. Darin hatte sie Routine. Im Grunde tat sie seit mehreren Jahren nichts anderes.
    »Wir befinden uns jetzt im Landeanflug auf den
Hagåtña-Airport«,
ließ sich die Stimme des Piloten aus den Lautsprechern vernehmen. »Bitte schnallen Sie sich an und stellen Sie die Lehnen senkrecht.«
    Ella schrak aus ihren Gedanken auf. Die Ereignisse hatten sich überschlagen in den letzten vierundzwanzig Stunden, und so war es ihr ohne große Mühe gelungen, den mysteriösen und beunruhigenden Anruf von gestern Nachmittag zu verdrängen. Esteban wusste nichts davon, dessen war sie sich sicher. Nie im Leben hätte er sie derartig leidenschaftlich lieben und sie anschließend in ihr Verderben schicken können. So abgebrüht konnte selbst ein Mitarbeiter des Naval Office nicht sein. Nein, sie war in dieser Sache ganz auf sich allein gestellt.
    Während das Flugzeug zur Landung ansetzte, fasste sie einen Entschluss. Sie würde nach außen die Unschuld vom Lande spielen und hinter den Kulissen unauffällig die Augen offenhalten. Bis zum Tauchgang der
Shinkai
blieben noch drei Tage. Zeit genug, um sich umzusehen. Wenn ihr Gefühl ihr sagte, dass etwas nicht stimmte, konnte sie sich immer noch jemandem anvertrauen. Und wenn nicht, war es besser, den Mund zu halten. Nichts verabscheuten Männer mehr als eine hysterische Frau, die den Geruch der Paranoia wie ein billiges Parfüm vor sich hertrug. In jedem Fall tat sie gut daran, sich zurückzuhalten. Ja, so würde es gehen. Entspannt lehnte sie sich zurück und genoss die letzten Minuten des Fluges.
     
    Etwa eine Stunde später fand Ella sich auf der anderen Seite der Zollkontrolle wieder. Der Flughafen von Hagåtña war zwar klein, aber diesen Mangel machte er durch den blitzenden Schein von Edelstahl, Glas und gewienerten Marmorböden wett. Überall um sie herum fielen sich Menschen in die Arme, freuten sich über das Wiedersehen und behängten sich mit den traditionellen Blumengirlanden. Ella, die aus beruflichen Gründen bisher nur auf Hawaii gewesen war, hatte diese Zeremonie immer als Touristenschnickschnack abgetan. Doch hier wirkte es authentisch – wenngleich auch Guam in der Hauptsache vom Tourismus lebte. Ehefrauen begrüßten ihre Männer, Enkelkinder ihre Großeltern, und überall geschah dies mit Blumen. Der schwere Geruch von Jasmin erfüllte die Halle, und Ella, kaum dass sie einen Fuß auf diese Insel gesetzt hatte, kam sich vor, als befände sie sich im botanischen Garten des Washingtoner Zoos.
    Den überschwänglichen Begrüßungsorgien ausweichend, setzte sie ihren Weg Richtung Hauptportal fort. Während sie sich dem Ausgang näherte, fiel ihr Blick auf einen dicklichen Mann mit asiatischen Gesichtszügen, der in einer makellos weißen Uniform steckte. Unter seinen Armen zeichneten sich gewaltige Schweißflecken ab. Offenbar ein Navy-Offizier vom hiesigen Flottenstützpunkt. Er hielt ein beschriebenes Pappschild in der Hand:
Dr.Jordan
. Verwundert ging sie zu ihm hinüber.
    »Hallo«, stellte sie sich vor. »Ich bin Ella Jordan.«
    Ein Strahlen ging über das Gesicht des Mannes. Auf einmal glich er eher einer Buddha-Statue als einem Marineoffizier. Ehe sie sich versah, ließ er das Pappschild verschwinden, verbeugte sich vor ihr und zauberte hinter seinem Rücken eine Blumengirlande hervor.
    »Hafa Adai!«,
intonierte er mit wohltönender Stimme, während er ihr

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