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Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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guten Stunde oben sein.«
    »Zu lang«, schnaufte Esteban und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Eine Stunde in dieser Luft und wir haben alle eine Kohlendioxidvergiftung.«
    »Das wäre alles nicht passiert, wenn
sie
nicht versucht hätte, ihren Willen durchzusetzen!«, schrie Yamagata und deutete auf Ella. »Was war ich nur für ein Idiot, dass ich auf sie gehört habe. Zwölf Jahre intensiver Arbeit stecken in diesem Schiff, und ich schaffe es, die
Shinkai
als Schrotthaufen zurückzubringen. Und das beim ersten Tauchgang.« Er griff sich an die Kehle und rang nach Luft.
    »Jetzt beruhigen Sie sich«, herrschte Esteban ihn an. »Wir wissen doch gar nicht, wie schwer die
Shinkai
wirklich beschädigt ist. Zuerst mal müssen wir hier lebend wieder rauskommen.«
    »Ich glaube, ich habe das Problem gelöst«, sagte der Copilot an Yamagatas Seite in gebrochenem Englisch. In seiner Stimme schwang Aufregung und Stolz mit. »Jetzt sollten wir wieder mehr Sauerstoff bekommen. Drehen Sie die Düsen auf.«
    Tatsächlich. Aus den Düsen über ihren Köpfen kam frische Luft. Ella drehte den Regler auf volle Kraft und ließ sich den kühlen Luftstrom ins Gesicht blasen. Ihre Schwäche verflog, und sie fühlte, wie ihre Lebensgeister zurückkehrten. Nach einer Weile fühlte sie sich kräftig genug, um aufzustehen. Sie löste den Gurt. Die anderen Wissenschaftler taten es ihr gleich. Ella ging zu einem der Bullaugen und starrte in die Finsternis. Die Finger gekreuzt haltend, sprach sie ein stilles Gebet.
     
    Elias Weizmann ließ das Medaillon durch seine verschwitzen Finger gleiten, während er auf den Monitor seines Notebooks starrte. Seit knapp fünf Minuten hatte er wieder Verbindung mit dem Bordcomputer der
Shinkai
. Fünf Minuten, in denen er herauszufinden versuchte, was während der mehrstündigen Funkstille geschehen war. Das Datenpaket, das er in diesem Moment empfing, war kleiner, als er vermutet hatte. Trotzdem waren es immer noch drei Megabyte, die über die gnadenlos langsame Modemleitung vom Zentralrechner der
Shinkai
über Konrad Martins Notebook auf seinen Rechner tröpfelten. Der Vorgang würde etwa neun Minuten in Anspruch nehmen. Die Hälfte der Zeit war schon verstrichen. Mit unendlicher Zähigkeit schob sich der Downloadbalken nach rechts, während eine Statusanzeige Auskunft über die noch zu bewältigende Datenmenge gab. Hoffentlich gab es jetzt keine Aussetzer in der Übertragung.
    Noch etwa ein Megabyte.
    Weizmann schwitzte aus allen Poren. Lag es an der mangelhaften Klimatisierung seiner Räumlichkeiten oder daran, dass er nicht mehr dazu gekommen war, sich einen Schuss zu setzen? Wahrscheinlich Letzteres, aber wie hatte er auch ahnen können, dass die Funkverbindung zum Tauchboot für so lange Zeit abreißen würde. Er war gezwungen, neben dem Computer zu warten, bereit, sofort loszulegen, sobald er das erste Lebenszeichen von der
Shinkai
empfing.
    Er wischte sich über die feuchte Stirn, während er sich bemühte, die Hitze zu ignorieren. »Komm schon«, murmelte er in dem Versuch, den Statusbalken zu höherer Geschwindigkeit anzutreiben.
    »Komm schon, komm schon.« Das Ticken seiner Wanduhr hämmerte ihm unangenehm laut in den Ohren.
    Endlich war es so weit. DOWNLOAD COMPLETE verkündete der Monitor. Weizmann musste einen leisen Aufschrei unterdrücken. Es war vollbracht. Mit schweißnassen Fingern hämmerte er auf die Tastatur. Er öffnete das Programm und speiste die Daten ein. Zahlenkolonnen flimmerten über den Bildschirm, verwandelten sich vor seinen Augen in abstrakte Rechengebilde, von denen nur er allein wusste, wie sie zu lesen waren. Endlich begannen sich Formen abzuzeichnen. Die Matrizen, auf denen das chaosoptimierte, auf quadratischer Iteration gestützte Rechenprogramm basierte, griffen ineinander wie Zahnräder in einem Uhrwerk. Früher als erwartet erschien das Ergebnis. Elias Weizmann schob sich näher an den Monitor.
    »Oh mein Gott.«
    Mit einer fahrigen Bewegung strich er sich durch den Bart. Seine Augen jagten hin und her, verglichen, prüften und analysierten. Es konnte keinen Zweifel geben. Die
Shinkai
war fündig geworden. Es war genau das geschehen, was er befürchtet hatte. Sie hatten den schlafenden Riesen geweckt.
    Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck speicherte der Professor die Ergebnisse des Analyseprogramms auf einer CD und kehrte dann wieder zurück zu dem Bild, das die Webcam aus dem Cockpit der
Shinkai
übertrug. Die Qualität hatte sich in der Zwischenzeit

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