Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magma

Magma

Titel: Magma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
jemand den Korken aus der Flasche gezogen und den Dschinn befreit. Alle fingen an, durcheinanderzureden. Ellas Theorie war so ungeheuerlich, dass sie den Nährboden für wildeste Spekulationen bildete. Die Idee von einem außerirdischen Artefakt wurde mit einem Mal nicht mehr belächelt, im Gegenteil. Plötzlich war sie nur noch eine von vielen Ansätzen, die gleichermaßen wahrscheinlich wie unmöglich schienen. Von einem geheimen Experiment war die Rede, von einer Verschwörung, einer Weltuntergangsmaschine, es wurde sogar spekuliert, dass es sich bei der Kugel um ein Vermächtnis der Atlantiden oder der legendären Megalithkultur handeln könnte.
    Einzig Toshio Yamagata beteiligte sich nicht an der Diskussion. Still und regungslos saß er auf seinem Platz und starrte auf das Bild des Monitors. Mit einem Mal richtete er sich auf, ergriff die Handsteuerung und aktivierte den Bohrer.
    Das Kreischen des Titankopfes erstickte sämtliche Gespräche im Keim.
    Ella klammerte sich an einem Haltegriff fest.
    »Was tun Sie da?«
    »Ob diese Schicht wirklich unzerstörbar ist, muss sich erst noch erweisen«, rief er ihr über den immer stärker anschwellenden Lärm hinweg zu. »Bisher haben wir den Bohrer noch nicht an seine Grenzen geführt. Halten Sie sich alle gut fest, es wird jetzt etwas ungemütlich.«
    Starke Vibrationen durchfuhren die
Shinkai
, als der Bohrdruck auf das Maximum erhöht wurde. Yamagatas Hände zitterten. Ein Blick in sein Gesicht genügte, um zu sehen, dass er diesmal bereit war, bis zum Äußersten zu gehen. Wenn Ella geglaubt hatte, der Lärm vorhin sei kaum noch zu überbieten gewesen, sah sie sich getäuscht. Er war nur eine laue Brise, verglichen mit dem Sturm, den Yamagata nun entfachte. Sie legte die Hände auf die Ohren, doch die Wirkung war gleich null. Nicht nur, dass der Lärm die Luft um sie herum sättigte, er drang durch die Füße bis in ihren Kopf, als wolle er sich ihres Körpers bemächtigen.
    Während sie zum Fenster taumelte, um zu sehen, was draußen vor sich ging, betete sie, dass die
Shinkai
diesen gewaltigen Belastungen gewachsen war. Wenn nicht … darüber wagte sie nicht nachzudenken. Eine ganze Weile beobachtete Ella den Fortschritt des Bohrers und hoffte, flehte, betete, dass er Erfolg haben möge. Doch nach einer Weile wollte sie nur noch, dass er aufhörte.
    Das Ende kam genauso schnell wie der Anfang.
    Es gab einen Ruck, gefolgt von einem Geräusch, als würde Glas bersten. Yamagata betätigte einen Schalter, und das Jaulen des Bohrers verstummte. Seine Augen leuchteten und sein Mund war zu einem siegessicheren Lächeln verzogen. Langsam, seine Hände massierend, trat er neben Ella und blickte nach draußen. Ella folgte seinem Blick, dorthin, wo die Spitze des Bohrers in der fettig glänzenden Steinschicht versunken war.
    »Von wegen unzerstörbar«, murmelte Yamagata mit einem knappen Blick durch das Bullauge. »Ich habe soeben die Deckschicht durchstoßen. Genau wie ich es Ihnen versprochen habe. Nichts ist diesem Bohrer auf Dauer gewachsen.« Mit erhobenem Kinn und einem triumphierenden Ausdruck im Gesicht wandte er sich an Professor Martin. Der Professor sah mitgenommen aus. Sein aschfahles Gesicht glänzte speckig im kalten Licht der Monitore. »Bereiten Sie die zweite Sprengladung vor. Ich werde solange die soeben entstandene Öffnung erweitern. Das Material unter der dünnen Deckschicht scheint wieder weicher zu werden. Es dürfte kein Problem sein, dort eine Ladung zu platzieren. Mit etwas Glück wissen wir gleich mehr.«
    In diesem Augenblick hörten sie einen keuchenden Laut. Es war Esteban. »Verdammt! Kommt mal her und seht euch das an.«
    Ella eilte zurück ans Fenster. Sie sah sofort, was er meinte.
    Aus dem Bohrloch drang Licht zu ihnen empor. Zuerst nur ein dunkles Rot, dann ein Orange und schließlich ein weißliches Gelb. Das Leuchten brannte Ella in den Augen.
    Konrad Martin war mit einer Geschwindigkeit aufgesprungen, die Ella dem phlegmatisch wirkenden Wissenschaftler niemals zugetraut hätte.
    »Weg hier!«, schrie er. Als niemand reagierte, packte er Yamagata an der Schulter und deutete nach draußen. »Schnell, oder es ist zu spät.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Es wird zu einem Ausbruch kommen. Und zwar innerhalb der nächsten Minuten. Sehen Sie doch!«
    Yamagata schüttelte verwundert den Kopf. »Was sagen Sie? Ein Ausbruch? Aber wieso …?«
    Jetzt war auch Esteban alarmiert. »Himmel, Mann! Haben Sie nicht gehört, was der Professor

Weitere Kostenlose Bücher