Magnolia Haven 01 - Morgendammerung
»
er
ist alt genug – aber dieses dahergelaufene Weibsbild nicht. Ich verstehe nicht, wie er in seinem Haus solche Dinge tun kann.«
»
Vaters
Haus«, betonte Tom, »
Noch
ist es das Haus unseres Vaters.«
Sie machte eine abwehrende Handbewegung. »Wie auch immer, ich will, dass sie hier verschwindet.«
»Wie gesagt, es tut mir leid, doch das geht nicht.« Er erhob sich und lief zur Tür. »Sie wird so lange bleiben, wie ich es für nötig halte, und ich rate dir noch einmal sehr eindringlich, mir nicht in die Quere zu kommen.«
Nach dem Unterricht ging Joanna in ihr Zimmer. Bis zum Mittagessen war noch eine halbe Stunde Zeit und sie wollte sich einen Moment hinlegen. Nach wie vor machte sie sich Gedanken über Jakes seltsames Verhalten, und sie sehnte sich nach ein wenig Ruhe.
Doch kaum hatte sie sich aufs Bett gelegt, klopfte es an die Tür, und mit der irrsinnigen Hoffnung, dass es vielleicht Jake sei, sprang sie auf und öffnete.
»Ach Sie sind es«, entfuhr es ihr enttäuscht, als sie Tom sah.
»Hast du jemand anderen erwartet?«, lächelte er.
Hastig schüttelte sie den Kopf. »Nein.«
»Ich wollte mich nur mal erkundigen, wie es dir geht«, erklärte er, während er ins Zimmer trat und die Tür hinter sich zuzog. »Wie gefällt es dir auf Magnolia Haven?«
»Eigentlich ganz gut«, sagte sie aufrichtig. »Ich habe alles, was ich brauche, ich verstehe mich gut mit Michael, es könnte nicht besser sein.«
»Das freut mich. Es tut mir leid, dass ich so lange weg war. Was hast du denn in der Zwischenzeit so gemacht?«
Sie berichtete ihm vom Unterricht, und dass sie oft in der Bibliothek saß und las, und erzählte auch von ihrem Ausritt mit Jake und ihrem Tag in Memphis.
»Na, das hört sich doch wirklich so an, als würdest du dich wohlfühlen«, lächelte Tom zufrieden. »Und weil alles so gut klappt, habe ich eine kleine Belohnung für dich – du wirst am übernächsten Samstagabend mit mir zu einem Ball gehen.«
»Zu einem Ball?«, wiederholte sie entgeistert.
Er nickte. »Ja. Unsere Nachbarn, die Forsythes, geben ein Fest und die ganze Familie wird daran teilnehmen. Ich möchte, dass du mich begleitest.«
»Aber …«
»Kein aber«, unterbrach er sie. »Wir werden nach dem Mittagessen losfahren und ein passendes Kleid für dich kaufen gehen, ich nehme nicht an, dass du ein Abendkleid besitzt.«
Als sie nur stumm den Kopf schüttelte, lächelte er, und zum ersten Mal fiel Joanna auf, dass seine blassblauen Augen trotz des Lächelns eiskalt wirkten.
»Gut, damit wäre das geklärt.« Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht nach oben. »Ich werde dafür sorgen, dass du die schönste Frau auf diesem Ball bist – die Männer werden dir zu Füßen liegen.«
7
Am Nachmittag fuhr Tom mit Joanna nach Millington. Vor einem Bekleidungsgeschäft stellte er den Wagen ab, und wenig später befand Joanna sich in einer Umkleidekabine und probierte etliche Abendkleider an, die eine eifrige Verkäuferin herbeibrachte. Sie führte Tom die Kleider vor, und schließlich hatten sie eines gefunden, welches ihm zusagte.
»Wenn wir schon mal hier sind, können wir auch noch ein paar andere Sachen für dich kaufen«, bot er an.
»Aber … das kann ich nicht annehmen«, wehrte Joanna ab.
»Unsinn. Immerhin arbeitest du für eine der reichsten und angesehensten Familien in Tennessee, und ich möchte, dass du einen guten Eindruck machst.«
Kurz darauf hatten sie einiges ausgesucht, Jeans, Blusen, Röcke, Kleider, mehrere Paar Schuhe und auch Unterwäsche. Zwar war es Joanna ein bisschen unangenehm gewesen, sich von einem wildfremden Mann seidene und spitzenbesetzte Slips und BHs kaufen zu lassen, doch sie hatte nicht gewagt, zu widersprechen.
Ohne mit der Wimper zu zucken bezahlte Tom den für Joanna furchtbar teuer erscheinenden Preis für die Sachen, und wenig später waren sie auf dem Rückweg nach Magnolia Haven.
Im Haus angekommen trug Tom die Einkäufe in ihr Zimmer.
»Du kannst mir deine alte Kleidung gleich mitgeben, ich sorge dafür, dass sie weggeworfen wird«, verlangte er.
Joanna leerte eine der Einkaufstüten aus und stopfte den spärlichen Inhalt der Kommode und des Kleiderschranks hinein.
»Gut«, nickte er zufrieden, als sie ihm die Tüte reichte, »du hast ja jetzt genug andere Sachen, die du tragen kannst.«
»Vielen Dank«, murmelte sie verlegen, »ich weiß gar nicht, warum Sie das alles für mich tun.«
Er grinste. »Nennen wir es eine lohnenswerte
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