Magnolia Haven 01 - Morgendammerung
beachten war.
Sie lernte schnell, wurde immer sicherer, und obwohl sie nach drei Tagen alles fast perfekt beherrschte, behielten sie ihre abendlichen Verabredungen bei. Sie tanzten, unterhielten sich, alberten miteinander herum, und genossen es, so ausgelassen und unbeschwert zu sein.
Am Freitagabend tanzten sie zwei Stunden ununterbrochen zusammen. Selbstvergessen schwebte Joanna in Jakes Armen über das Parkett, doch plötzlich geriet sie aus dem Takt, stolperte über ihre eigenen Füße und fiel gegen ihn.
Aus einem Reflex heraus packte er sie etwas fester und drückte sie an sich.
»Ich glaube, für heute ist es genug, sonst wirst du morgen keinen Fuß mehr vor den anderen setzen können«, lächelte er.
Sie hob den Kopf und schaute ihn verlegen an. »Entschuldigung. Ich hoffe, das wird mir morgen Abend nicht passieren – ich bin so fürchterlich nervös.«
»Keine Sorge«, beruhigte er sie, »du machst das hervorragend und es wird nichts schiefgehen.« Nach kurzem Zögern fügte er hinzu: »Wenn du möchtest, werde ich den ersten Tanz mit dir tanzen, das wird dir vielleicht ein bisschen die Angst nehmen.«
»Das würde es sicher«, sagte leise, »ich würde mich sehr freuen.«
Einen Moment sahen sie sich in die Augen und plötzlich bemerkte Jake, dass er sie immer noch viel zu dicht an sich gedrückt hielt. Rasch machte er sich von ihr los.
»Dann solltest du jetzt schlafen gehen, damit du morgen ausgeruht bist. – Gute Nacht.«
»Gute Nacht«, murmelte sie unsicher und ging zur Tür.
Mit einem nachdenklichen Blick schaute er ihr hinterher und hatte das unbestimmte Gefühl, dass er einen Fehler gemacht hatte.
Mit zitternden Fingern zog Joanna den Reißverschluss des Abendkleids zu. Sie stand vor dem Spiegel in ihrem Zimmer und betrachtete sich unbehaglich. Das Kleid war sündhaft teuer gewesen, und für ihren Geschmack sah es auch genauso sündhaft aus. Eng schmiegte sich der tiefgrüne, weiche Seidenstoff an ihren schlanken Körper, ließ ihre sehr weiblichen Formen mehr als nur erahnen. Der Ausschnitt war recht offenherzig, kleine Strasssteine lenkten den Blick auf ihr Dekolleté, wo der Ansatz ihres Busens freizügig hervorblitzte.
Es war ein traumhaftes Kleid, eigentlich hatte sie sich schon immer gewünscht, einmal so etwas zu tragen. Doch nun, wo sie es anhatte, fühlte sie sich alles andere als wohl darin, und sie musste wieder an Toms Bemerkung denken.
»Ich werde dafür sorgen, dass du die schönste Frau auf diesem Ball bist – die Männer werden dir zu Füßen liegen.«
Sie hatte keine Ahnung, was er damit gemeint hatte, und hoffte, dass er das nur so dahingesagt hatte. Schließlich war sie seine Begleitung, und es war ihm vermutlich nur daran gelegen, sich mit ihr nicht zu blamieren.
Mit fahrigen Bewegungen verteilte sie ein wenig Make-up auf ihrem Gesicht. Normalerweise schminkte sie sich nicht, sie hatte eine zarte, klare Haut, die sie nicht unter Schichten von Farbe zu verstecken brauchte. Doch vor lauter Nervosität hatte sie die letzten Nächte nicht gut geschlafen und dunkle Schatten lagen unter ihren Augen, die sie nun ein bisschen zu kaschieren versuchte. Sie trug noch etwas Lippenstift und einen Hauch Parfüm auf und betrachtete sich dann kritisch im Spiegel.
Eines der Mädchen, die im Haus arbeiteten, hatte ihr geholfen, die Haare hochzustecken, und zusammen mit dem Kleid und den hochhackigen Schuhen erkannte sie sich kaum wieder.
Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es Zeit war, nach unten zu gehen. Sie legte sich die zum Abendkleid passende Stola um, griff nach der kleinen Handtasche, die Tom ihr ebenfalls gekauft hatte, und verließ das Zimmer.
Als sie die Treppe herunterkam, standen alle bereits in der Halle und waren im Aufbruch begriffen.
Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf Toms Gesicht aus, als er sie sah.
Jake, der seine Reaktion bemerkt hatte, drehte sich um und folgte seinem Blick. Seine Augen weiteten sich überrascht, und für einen kurzen Moment sah Joanna ein seltsames Flackern darin, das sie nicht richtig deuten konnte.
Bevor sie dazu kam, sich weitere Gedanken darüber zu machen, hatte er sich wieder abgewandt, und im gleichen Augenblick platzte Olivia verärgert heraus: »Was hat das denn zu bedeuten? Sie wird doch nicht etwa mit uns zum Ball gehen?«
Unangenehm berührt hielt Joanna inne, aber da machte Tom bereits einen Schritt auf sie zu und reichte ihr galant seinen Arm.
»Joanna ist meine Begleitung für den heutigen Abend«,
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