Magnolia Steel – Hexennebel
für einen Zwergenposten, den der Brief passiert hatte. Mit zitternden Fingern brach sie die Siegel auf und überflog den Inhalt des Briefes. Dann strahlte sie mit ihrer Tante um die Wette.
»Leander bricht sein Auslandsjahr ab und kommt zurück!«, rief sie.
»Wegen dir?« Tante Linette runzelte die Stirn.
»Quatsch!« Magnolia überflog den Brief noch einmal. »Es hat Ärger mit Schwarzalben gegeben. Deshalb haben sie ihn nach Hause geschickt.«
»Ja, richtig. Ich habe davon gehört.« Ihre Tante setzte sich zu ihr an den Tisch. »Die Schwarzalben haben ihre Wälder verlassen und rücken den Elfen immer dichter auf den Pelz. Wenn sie nun schon ihre Austauschschüler nach Hause schicken, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis es da drüben gehörig scheppert.«
»Schlimm, schlimm«, sagte Magnolia düster und konnte ein Grinsen nur mühsam unterdrücken.
Tage, an denen Hexunterricht auf dem Programm stand, waren immer stressig. Auch heute musste Magnolia direkt vom Esstisch aufstehen und in den Schrank steigen. Sie hatte den Löffel noch nicht einmal aus der Hand gelegt, als Jörna und Ronda auch schon an der Tür klopften.
»Bis heute Abend!«, rief sie ihrer Tante zu und sprang auf, um zu öffnen.
Magnolia brannte darauf zu erfahren, ob das Zicklein auf Jörnas Hof ein neues Zuhause gefunden hatte. Aber natürlich konnte sie ihre Freundin nicht danach fragen, solange ihre Tante in Hörweite war. Sie musste sich also noch etwas gedulden. Nacheinander stiegen die Mädchen aufdie Rutsche im Schrank und standen wenig später auf dem unterirdischen Pfad, der direkt nach Hackpüffel führte. Magnolia wartete auf einen günstigen Moment. »Was ist mit der Ziege?«, flüsterte sie, als Ronda ein paar Schritte voraus war. »Darfst du sie behalten?«
Jörna strahlte. »Na klar, meine Mutter überlegt sogar, ob sie sich nicht noch vier weitere Ziegen anschafft. Dann hätte sie eine kleine Herde und könnte ihren eigenen Käse herstellen.«
»Deine Mutter kann Käse machen?«, staunte Magnolia.
Jörna nickte. »Früher hatten wir sogar eine eigene Käserei.«
»Was hast du ihr wegen der Ziege erzählt?«
»Ich habe gesagt, ich hätte sie gewonnen«, grinste Jörna.
»Gewonnen?«
»Ja, ich habe ihr erzählt, dass Runa sie unter ihren besten Schülern verlost hat.«
»Spinnst du? Was ist, wenn deine Mutter nachfragt?«
Jörna zuckte die Schultern. »Wird sie schon nicht.«
»Beeilt euch!«, drängte Ronda, die weit vorauslief. »Milauro legt in vier Minuten ab.«
Es war eins der großen Mysterien, weshalb sie ständig zu spät dran waren, und ziemlich sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Also stolperten sie aus der mächtigen Rotbuche und trabten Seite an Seite die Dorfstraße entlang.
»Viel Spaß beim Unterricht!« Eine junge Zwergin winkte ihnen aus Jackos Garten zu.
Magnolia zog die Mundwinkel ganz weit nach unten und winkte zurück. »Danke Una, wenn du nichts Besseres vorhast, können wir gerne tauschen!«
Una schüttelte lachend den Kopf. »Passt auf die Trolle auf. Sie sind kurz vor euch die Straße entlanggekommen.«
Die drei jungen Hexen winkten zurück. Trolle fürchteten sie schon lange nicht mehr. Runa hatte ihnen ziemlich zu Beginn ihrerUnterrichtsstunden einen einfachen, aber sehr wirkungsvollen Trick gezeigt, um sie zu vertreiben.
»Ich weiß, es ist blöd, aber ich habe Angst, Milauro zu begegnen«, keuchte Jörna, während sie den Stollen betraten, der zum unterirdischen See führte. »Ich habe das Gefühl, er weiß, dass wir ihm die Ziege geklaut haben.«
Magnolia nickte. Ihr ging es genauso. Aber sie durften sich Milauro gegenüber unter keinen Umständen etwas anmerken lassen.
Wie immer dauerte es eine Weile, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann erkannten sie das gelbe Licht der Laterne, die am Bug der schwarzen Gondel brannte. Wie ein Schatten lag sie auf dem ruhigen, schimmernden Wasser und wartete. Milauro sah ihnen mit undurchdringlicher Miene entgegen. Schnell stiegen die Mädchen ins Boot und setzten sich zu den anderen auf ihre Plätze. Sofort legte die Gondel ab und glitt lautlos an den nass glänzenden Felsen vorbei. An manchen Stellen waren die Kanäle so eng, dass sie nur die Hand ausstrecken mussten, um die Fledermäuse zu berühren, die in dichten Trauben an den Felswänden hingen und auf den Anbruch der Nacht warteten.
»Ilewich halewa-belewe keileweinelewen Bolewock aulewauf Runewunalewas Ulewun-telewer-ilewicht!«, sagte Nemo
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