Magnolia Steel – Hexennebel
Peitschenhieb ihre Fingerspitze getroffen.
»Au!«, schrie Magnolia, und im gleichen Moment gab es eine kleine Explosion auf der Zielscheibe.
»Nicht schlecht für den Anfang«, lobte Runa. »Der Nächste!«
Niemand wollte sich vordrängeln. »War es schlimm? Tut es sehr weh?« Die Zauberschüler sahen Magnolia nervös an.
Die hielt sich noch immer den schmerzenden Finger. »Es geht«, sagte sie tapfer.
Runa zog schweigend einen Tontiegel aus ihrer Rocktasche und strich Magnolia eine rosafarbene Creme auf den Finger. Sofort ließ der Schmerz nach.
»Da müsst ihr durch«, verkündete die Watthexe. »Aber ich kann euch beruhigen. Wenn ihr fleißig übt, bekommt ihr an dieser Stelle sehr schnell eine schöne dicke Hornhaut.« Sie grinste.
Jörna verdrehte die Augen. »Wer will, bitte schön, Hornhaut auf seinem Zeigefinger haben?«, flüsterte sie Magnolia zu.
Obwohl niemand wirklich Lust hatte, versuchten alle ihr Glück. Der Schmerz ließ zwar nicht nach, aber sie gewöhnten sich an ihn, weil sie wussten, womit sie zu rechnen hatten.
Am Ende der Lektion saßen sie mit rosa Zeigefingern auf Runas Terrasse und die Watthexe goss jedem von ihnen zur Belohnung einen Becher Zimtmilch ein, bevor sie zur zweiten Lektion an diesem Nachmittag kamen. Dem Festmachen.
Zunächst konnte sich keiner der Schüler etwas darunter vorstellen. »Hauptsache, es tut nicht wieder weh«, flüsterte Nemo leise. Aber Runa hatte ihn gehört.
»Was seid ihr nur für Jammerlappen«, schimpfte sie. »Aber ich kann euch beruhigen. Festmachen bedeutet nichts anderes, als sich stark und weniger verwundbar zu machen.«
Besorgt sahen die Hexen und Magier sich an. Runa lachte. »Keine Angst, diesmal braucht ihr nicht einen einzigen Finger zu rühren. Das Festmachen erledigt dieser kleine Talisman für euch. Wichtig ist nur, dass ihr ihn bei euch tragt.« Sie hielt etwas zwischen ihren Fingern, das wie ein kleiner runder Stein mit einem sternenförmigen Muster aussah.
»Was ist das?«, wunderte sich Jörna.
»Das«, Runa machte eine bedeutungsvolle Pause, »das ist ein versteinerter Seeigel.«
»Ein Seeigel?«, wunderte sich Eugenie. »Der soll uns unverwundbar machen? Die liegen doch zuhauf am Strand herum.«
»Diese hier sicher nicht, denn sie stammen von Neptuns Seeigelbänken, tief auf dem Meeresgrund. Ich habe sie eigens für euch bestellt.« Runa griff unter den Tisch und zog ein winziges Netz hervor, in dem sechs versteinerte Seeigel klapperten. »Sie sind alle eines natürlichen Todes gestorben, bevor sie zu Stein wurden«, versicherte sie. Mit diesen Worten griff sie ins Netz und händigte jedem ihrer Schüler einen solchen Talisman aus.
Magnolia befühlte den versteinerten Seeigel. Er fasste sich rau und kühl an.
»Wir wollen gleich einen Test machen«, sagte Runa. »Aber vorher muss ich euch noch warnen. Das Festmachen, also der Schutz dieses Talismans, gilt nur für magische Angriffe. Ihr könnt also immer noch von einem Auto überfahren oder von einem Ziegelstein erschlagen werden. Denkt immer daran! Den magischen Schutz wollen wir jedoch sofort ausprobieren. Freiwillige vor!« Auffordernd sah Runa in die Runde. Niemand meldete sich. »Nun, was ist?« Böse kniff die Watthexe die Augen zusammen und starrte ihre Schützlinge an. Man sah ihr an, dass sie sie allesamt für missraten hielt.
»Es kommt sowieso jeder dran«, schob sie drohend hinterher.
»Also, ich war heute schon Erste«, murmelte Magnolia.
Zögernd hob Nemo die Hand.
»Aaaaah, Großmagier Zingst will sich der Prüfung stellen. Dann trete vor. Am besten, du stellst dich dahinten neben den Troll.«
Mit schweren Schritten schlurfte Nemo los und positionierte sich zwischen den Zielscheiben. »Muss ich irgendetwas tun?«, fragte er besorgt.
Aber Runa schüttelte den Kopf. »Hast du den Talisman in deiner Hand?« Nemo nickte. »Sehr gut. Dann feuert ihr anderen jetzt einen Hexenschuss auf ihn ab.«
»Au ja!«, rief Konrad. Und auch Eugenie streckte begeistert den Finger aus.
»Einer nach dem anderen und bloß nicht so schüchtern«, mahnte Runa.
»Welewenn dalewas weleweh tulewut, malewachelewe ilewich dilewich plalewatt!«, versprach Nemo.
»Hör mit dem dämlichen Palaver auf!«, blaffte Runa ihn an. Sie verstand die Räubersprache nämlich auch nicht.
Magnolia hatte, genau wie Jörna und Ronda, wenig Lust auf eine schmerzende Fingerspitze. Doch darauf nahm Runa keine Rücksicht. »Feuer frei!«, dröhnte sie wie der Oberbefehlshaber internationaler
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