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Magnolia Steel – Hexennebel

Magnolia Steel – Hexennebel

Titel: Magnolia Steel – Hexennebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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ehemalige Schulfreund, von dessen Laden inzwischen ganz Rauschwald sprach? Neugierig schlich sie zur Tür und linste durch einen Spalt in den Verkaufsraum der Apotheke.
    Der Mann vor dem Tresen war klein und rund und trug einen altmodischen braunen Tweed-Anzug. Sein grauer Haarkranz ließ ihn deutlich älter aussehen, als er sein konnte. Suchend glitt sein Blick über die Regale der Apotheke.
    »Du weißt, dass ich meine Parfüms selbst herstelle?«, fragte er mit leiser Stimme.
    »Du hast es bei unserem gemeinsamen Abendessen erwähnt«, lächelte Herr Langboom.
    »Nun, ich arbeite an einer neuen Kreation und brauche dafür ein ganz spezielles Pulver. Es ist unwahrscheinlich, dass du es vorrätig hast. Du musst es für mich besorgen.«
    »Was für ein Pulver brauchst du?«
    Meister Schnucks Stimme wurde noch leiser. Und Linette konnte von der Unterhaltung kein Wort mehr verstehen. Sie schnüffelte. Eine alte Gewohnheit, wenn sie einen Menschen das erste Mal traf. Dann schnüffelte sie erneut. Seltsam, Meister Schnuck roch nicht. Dafür trafen sich ihre Blicke durch den Türspalt. Automatisch zuckte Linette zurück. Wie peinlich, beim Lauschen erwischt zu werden.
    In der Apotheke wurden die Stimmen wieder lauter. »Vielen Dank, mein Freund. Ich hole das Pulver in der nächsten Woche ab.« Die Glocke klingelte, und schon war Meister Schnuck aus dem Laden verschwunden.
    Sofort kam Linette aus der Deckung. »War das der berühmte Meister Schnuck?«, fragte sie.
    Arnulf Langboom nickte. »Irgendetwas scheint der Kerl richtig zu machen, das war schon in der Schule so. Ich kann mich an keinen Laden erinnern, der auch nur annähernd so fulminant gestartet wäre.«
    »Ihr kennt euch aus der Schule?«, erkundigte sich Linette, obwohl sie es bereits wusste.
    »Ja, wir haben zusammen unser Abitur gemacht. Danach trennten sich unsere Wege. Ich fing mit dem Biologie-Studium an, und Benjamin stürzte sich auf die Archäologie. Wir verloren uns für lange Zeit aus den Augen. Irgendwann habe ich dann in der Zeitung von ihm gelesen. Er war weit gereist, hatte fremde Länder und Kulturen kennengelernt und wurde Museumsdirektor in Bern. Bis er dort nicht mehr zufrieden war. Stillstand ist Rückschritt, lautet seine Devise, und deshalb möchteer hier noch einmal ganz von vorne anfangen. Ich bewundere seinen Mut.«
    »Manche Menschen haben einen unruhigen Geist«, antwortete Linette und griff nach ihrem Korb.
    Arnulf hielt ihr die Tür auf. »Es ist immer wieder eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen«, sagte er. »Wie soll die Bezahlung aussehen? Willst du Geld oder sind dir Naturalien lieber?«
    »Ich brauche verschiedene Zutaten aus deiner Apotheke«, erwiderte Linette. »Die Liste reiche ich dir in den nächsten Tagen rein.«
    »Ganz wie du willst, meine Liebe.«
    Linette war schon mit einem Fuß vor der Tür, da drehte sie sich noch einmal um. »Und was wollte er nun?«
    Irritiert sah der Apotheker sie an. Dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. »Ach, du meinst Benjamin Schnuck! Du weißt, ich habe Schweigepflicht.« Linette verdrehte die Augen.
    »Also gut. Für dich mache ich eine Ausnahme. Er braucht Affodill.«
    Linette zuckte zusammen. »Affodill, sagst du?«
    Arnulf nickte. »Für seine neue Parfümkreation«, fügte er beinah trotzig hinzu.
    »Affodill ist eine Zutat im Brot der lebenden Toten, und das weißt du«, erinnerte Linette streng und verließ nachdenklich die Apotheke.

Neuntes Kapitel
Die Ankunft

    Mitten in der Nacht wurde Magnolia wach. Ein Geräusch mischte sich in das Heulen des Sturms, der fauchend wie eine wütende Katze um die Turmspitze tobte. Ein unangenehmes, durchdringendes Geräusch, das wie das Scheppern einer großen Glocke klang.
    Magnolia stand auf und sah aus dem Fenster. Der Wald lag wie immer dunkel und geheimnisvoll da. Nur das Knirschen der Äste und das Wispern der Blätter ließen den Wind erahnen, der sich in den Zweigen der Bäume verfing. Magnolia ging auf die andere Seite und blickte über den nächtlichen Garten bis zur alten Kirche hinunter. Verwundert rieb sie sich die Augen. Helle Fackeln bewegten sich langsam in einer kleinen Prozession den Hang hinauf. Und mit ihnen kam das scheppernde Geräusch der Glocke immer näher.
    Unten im Haus rumpelte es, kurz darauf hörte Magnolia, wie ihre Tante fluchte. Schnell schlüpfte sie in ihre Goofy-Hausschuhe, die sie zu ihrem letzten Geburtstag von Jörna geschenkt bekommen hatte, zog hastig ihren Bademantel über und lief, so schnell

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