Magnolia Steel – Hexennebel
es Goofy zuließ, die Wendeltreppe hinunter. Im Flur stieß sie beinahe mit ihrer Tante zusammen, die ebenfalls mit Bademantel und Hausschuhen bekleidet war.
»Was ist das für ein schreckliches Geräusch?«, wollte Magnolia wissen.
Ihre Tante öffnete hastig die Tür. »Sie sind da!«, rief sie und war schon aus dem Haus.
Magnolia lief ihr nach. »Wer ist da? Die drei Spinnerinnen? He, warte … wo willst du hin?«
»Ich muss dieses Gebimmel auf der Stelle beenden! Kein Mensch soll wissen, dass sie da sind. Und was tun sie? Sie fahren mit einem solchen Getöse den Hang hinauf, als würden sie die Weihnachtsparade in New York anführen!«
»Dann sind die drei Spinnerinnen also tatsächlich angekommen?« Magnolia folgte ihrer Tante atemlos durch den nächtlichen Garten.
Linette öffnete das Tor in der Mauer und trat hinaus. »Was soll das werden?«, fragte sie verblüfft.
»Es sieht so aus, als wollten sie dort ihr Lager aufschlagen«, antwortete Magnolia. »Jedenfalls bauen sie eine Wagenburg.«
»Eine Wagenburg?«, echote ihre Tante mit spitzer Stimme. »Sind sie denn noch ganz bei Trost? Sie können unmöglich am Hang lagern, von dort sind sie kilometerweit zu sehen. Nicht auszudenken, wenn der Pfarrer sie entdeckt!« Behände wie eine Ziege hoppelte Linette in ihren Pantoffeln den Hang hinab.
»Pass auf, dass du nicht auf einem Kuhfladen ausrutschst«, rief Magnolia vergnügt. Der Wind hatte sie nun endgültig munter gemacht. Sie zog ihren dünnen Bademantel fester um den Körper und lief ebenfalls den Hang hinab, hin zu den drei bunten Wohnwagen, die von drei struppigen Ponys gezogen wurden.
»Sind die aber süß«, säuselte Magnolia und hielt einem stämmigen Grauen behutsam ihre Handfläche hin, damit er sie beschnuppern konnte.
Ihre Tante hielt sich nicht mit der Betrachtung der Ponys auf. »Eins von ihnen heißt Tokker!«, schnaubte sie und klopfte energisch an die Wand des ersten Wagens.
»Früher waren sie nur in einem Vehikel unterwegs«, erklärte sie. »Heute sind es drei. Allerdings ist es schon eine ganze Weile her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben.«
»Ihr kennt euch? Ich dachte, sie kämen zum ersten Mal nach Rauschwald?«
»Das tun sie auch. Wir wurden einander in Griechenland auf einem Kongress vorgestellt.« Erneut schlug Linette mit der Faust gegen den Wagen. Über ihren Köpfen flog die Tür auf, und drei Holzstufen wurden heruntergeklappt. Im Schein der Fackel erschien eine Gestalt.
Ungläubig sah Magnolia sie an. Sofort gab Linette ihr einen unsanften Knuff. »Starr sie nicht so an!«, zischte sie.
Magnolia schluckte. Das war leichter gesagt als getan. Sie kicherte nervös. Noch nie hatte sie einen Menschen mit einer so großen Unterlippe gesehen. Sicherlich ließ sie sich bequem als Platzdeckchen verwenden. Magnolia konnte ein albernes Schnauben nicht länger unterdrücken. Schmerzhaft trat Tante Linette ihr auf den Fuß. Das wirkte. Zumindest für einen kurzen Moment. Denn dann flogen die Türen der anderen Wohnwagen auf, und auch deren Bewohnerinnen erschienen im Schein der Fackeln.
Magnolia schossen die Tränen in die Augen. Sie wimmerte leise – nicht vor Schmerz, sondern vor unterdrücktem Gelächter. Die eine hatte einen Fuß so lang wie ein Bügelbrett, die andere einen Daumen so breit wie die Frikadelle auf einem Hamburger. Natürlich wusste die junge Hexe, dass man andere Menschen nicht auslacht, und schämte sich sogar ein bisschen dafür. Nur änderte das an der Sache rein gar nichts.
»Limette?«, fragte die, die zuerst aus dem Wagen geschaut hatte, und ihre Unterlippe wippte dabei wie ein Schaukelbrett. Erneut stieg dieses erbärmliche Glucksen in Magnolia auf. Ihre Tante sah sie drohend an. Magnolia atmete tief durch und heftete ihren Blick fest auf die drei Ponys.
»Ich heiße Linette, verehrte Columbina«, berichtigte Linette und drehte sich suchend um. »Da sind ja auch Columbana und Columbun!«
Die Angesprochenen nickten erfreut.
»Wie schön, dass ihr endlich hier seid. Es ist uns eine große Ehre, und ich heiße euch auf das Herzlichste willkommen!«, säuselte Linette.»Allerdings ist der Platz, den ihr euch ausgesucht habt, nicht der allerbeste. Schlechte Schwingungen, wenn ihr versteht, was ich meine.«
Die drei Schwestern runzelten die Stirn. »Heißt das, wir sollen umziehen?«
»Besser ist es«, empfahl Linette. »Ich wäre froh, wenn ihr euer Lager vor meinem Haus aufschlagen würdet. Unter den drei Eichen wird es euch
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