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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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den Lichtern. Ihre Bewegungen waren seltsam steif. Was waren das für Menschen, die bei solch einem Wetter unterwegs waren?
    Eine Windböe trieb Regen ins Zimmer und zwang sie nun endgültig, das Fenster zu schließen. Ein neuer Blitz. Die in Lumpen gehüllten Gestalten hatten die Gartenmauer erreicht. Sie starrten geradewegs zu Magnolia hinauf. Mit einem Ruck zog Magnolia den Vorhang zu. Eine Gänsehaut kroch ihr über den Rücken.
    Das Gewitter tobte jetzt mit ganzer Kraft. Magnolia stand reglos da und wartete. Minutenlang. Dann schob sie vorsichtig den Vorhang zur Seite und lugte hinaus. Nichts. Die Gestalten waren verschwunden. Nicht einmal ihre Lichter waren mehr zu sehen.
    Hatten ihre Nerven ihr einen Streich gespielt? Typisch, dass Tante Linette sich nicht blicken ließ. Sicherheitshalber warf sie noch einenletzten Blick hinaus. Nein, nichts. Das Gewitter zog bereits weiter und Garten und Kirche lagen wieder unschuldig im Dunkeln.
    Müde schlüpfte Magnolia ins Bett und zog sich die Bettdecke bis unter das Kinn. Ihre Beine schmerzten nach der überstandenen Radtortur und in ihrem Kopf wirbelten die Bilder des Tages durcheinander. Es dauerte lange, bis sie endlich fest und traumlos einschlief.
    Am nächsten Morgen war das Gewitter abgezogen. Nur der Wind war geblieben, er trieb dunkle Wolken über das Land und Magnolia erwachte vom Trommeln der Regentropfen an ihrer Fensterscheibe. Es war noch immer finster in ihrem Zimmer und nichts lockte sie aus ihrem gemütlichen Bett. Sie lauschte der Melodie des Regens und tastete irgendwann nach ihrem Reisewecker. Es war bereits früher Nachmittag! Der Tag war fast vorbei, da lohnte es sich kaum noch aufzustehen! Gähnend rollte Magnolia aus dem Bett, zog frische Kleidung an, spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und ging hinunter.
    Bei Regen war es im ganzen Haus schummrig; in der Wohnstube brannte sogar eine Petroleumlampe. Von Tante Linette keine Spur. Insgeheim war Magnolia froh, ihr nicht zu begegnen. Sie war immer noch sauer. Eine liebende Tante hätte nach so einem abscheulichen Streit und so einem scheußlichen Gewitter sicher nach ihrer Nichte gesehen.
    Ja, eine liebende Tante, dachte Magnolia bitter. Sie holte sich aus der Vorratskammer ein knuspriges Brot, schnitt eine dicke Scheibe davon ab und strich fingerdick Erdbeermarmelade darauf. Anschließend goss sie sich eine Tasse Milch ein und balancierte alles zum Tisch. »Hallo, Serpentina!«, rief sie erfreut, als die schwarze Katze zur Küchentür hereinkam. »Endlich jemand, der mir Gesellschaft leistet. Du hast wohl keine Ahnung, wo Tante Linette steckt?«
    Statt einer Antwort setzte sich Serpentina, ringelte ihren Schwanz würdevoll um ihren Körper und sah Magnolia auffordernd an.
    »Okay, hab schon verstanden.« Magnolia schüttete etwas Milch in eine Kompottschale und stellte sie der Katze vor das Schnäuzchen. Serpentina ließ sich nicht zweimal bitten, sofort machte sie sich darüber her. Amüsiert beobachtete Magnolia, wie sie mit ihrer kleinen rosa Zunge das Schälchen blitzsauber leckte und sich anschließend genüsslich über den Bart fuhr.
    »Gut gemacht, Serpentina, das Schälchen kann wieder zurück in den Schrank.«
    Serpentina warf Magnolia einen strengen Blick zu und verschwand durch die offene Terrassentür.
    Magnolia ging ihr nach. Der Regen hatte eine kurze Pause eingelegt und tropfte nur noch von den Blättern. Ohne darüber nachzudenken, ging sie zur Tür am Ende des Gartens. Sie war noch immer fest verschlossen. Einen Moment zögerte Magnolia, dann fing sie an, nach dem Schlüssel zu suchen. Er war sicher ganz in der Nähe versteckt. Der Schlüssel für das Gartenhäuschen ihrer Nachbarin, Frau Strunz, lag auch immer unter einem Blumentopf direkt daneben. Ah, wer sagte es denn! Ein Blumentopf, rechts neben der Tür im Gras. Besonders einfallsreich war Tante Linette ja nicht.
    Erwartungsvoll hob Magnolia ihn an und ein ganzes Regiment Kellerasseln verließ schleunigst sein feuchtes Versteck. »Iiiihh!«, quietschte Magnolia und stolperte einen Schritt zurück.
    Sie fand den Schlüssel schließlich versteckt hinter Efeu, in den Fugen der Gartenmauer. Mit einem kräftigen Ruck öffnete sie die Tür und suchte den Boden vor der Gartenmauer nach Fußspuren ab. Hoffnungslos! Sollte es dort je Spuren gegeben haben, so hatte der Regen sie während der letzten Nacht beseitigt.
    Sie sah den Hang hinab. Bei Tageslicht machte der Friedhof einen ganz harmlosen Eindruck. Sicher konnte man es wagen

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