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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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Ruhe im Wald sorgen. Gallenröhrlinge zum Beispiel. Sehen Steinpilzen zum Verwechseln ähnlich.« Linette kicherte und wurde immer langsamer.
    »Hast du etwas gesagt?«, fragte Magnolia und zog eilig an ihrer Tante vorbei.
    »Nein, Täubchen, fahr ruhig weiter. Ich sehe nur schnell nach meinem Reifen. Mir scheint, er verliert Luft.«
    Kaum war Magnolia außer Sicht, drehte Linette sich suchend im Kreis. Da, welch sonniges Plätzchen unter einer Buche. Es lachte einen geübten Pilzsammler geradezu an. Mit gespreizten Fingerndeutete sie auf den moosigen Waldboden, murmelte ein paar Worte, winkte anschließend mit dem Zeigefinger und schon schossen ein paar besonders appetitliche Pilze aus dem Boden. Gallenröhrlinge. Linette nickte zufrieden, stieg auf ihr Rad und jagte Magnolia nach.
    »Warum du kein Auto hast, ist mir unbegreiflich«, schimpfte Magnolia, als ihre Tante sie einholte. »In dieser Wildnis ist ja kein Pfad zu erkennen und überall diese dicken Wurzeln.«
    »Ach Schnickschnack. Ich brauche kein Auto. Oder glaubst du, von einem Auto aus kann man Pilze sammeln?«
    »Die gibt es zur Not auch in Dosen«, brummte Magnolia.
    »Haaaa!!! Hier waren die Rauschwalder noch nicht. Eine kleine, feine Stelle mit Steinpilzen!« Gewagt sprang Tante Linette vom Rad, zog ein kleines Messer aus ihrer Rocktasche und begann umgehend mit der Pilzernte. »Steh nicht herum wie ein Denkmal, Magnolia. Hilf mit!« Und schwupp zückte sie ein zweites Messer. »Es ist wichtig die Pilze so tief wie möglich abzuschneiden und nicht einfach aus dem Boden zu reißen«, sagte sie weiter, »nur dann können an derselben Stelle neue Pilze wachsen.«
    Magnolia tat, wie ihr geheißen. »Und wie wollen wir die Dinger nach Hause transportieren?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Wie wär‘s hiermit?« Aus den Tiefen ihrer Rocktasche zog Tante Linette ein großes gepunktetes Kopftuch und breitete es auf dem Boden aus. Vorsichtig legten sie die Steinpilze hinein.
    »Ich glaube, es sind genug. Wir nehmen nur so viele Pilze, wie wir essen können. Alles andere ist Raub an der Natur.« Liebevoll betrachtete Linette die dunkelbraunen Pilze. »Sind sie nicht prächtig? Sie schreien geradezu nach geschmortem Wildragout. Hmmm, das Wasser läuft mir schon im Munde zusammen und du wirst dir auch alle zehn Finger danach lecken.«
    Gut gelaunt knotete sie das Kopftuch zusammen und hängte es an ihren Lenker. »Jetzt nichts wie nach Hause, damit sie frisch in denTopf kommen.« Linette stieg auf ihr Rad. »Ach ja, solltest du den Anschluss verlieren, dann folge einfach dem Bach. Es ist nicht mehr besonders weit.« Sie trat einmal kräftig in die Pedalen und sauste davon. Das Letzte was Magnolia von ihr sah war ein eleganter Satz über eine Baumwurzel, dann war sie im dichten Wald verschwunden.
    »Solltest du den Anschluss verlieren …«, äffte Magnolia ihre Tante nach. Natürlich verlor sie den Anschluss, schließlich sprang ihr Rad nicht behände wie ein Affe durch den Wald.
    Sie radelte dicht am Bachlauf entlang. Es fuhr sich mühsam auf dem unebenen Weg. Ängstlich wurde Magnolia bewusst, dass es langsam dunkel wurde. Die goldenen Sonnenflecken waren verschwunden und perlgraues Licht hing zwischen den Bäumen.
    »Mist«, fluchte sie leise. Das fehlte gerade noch, mit Kobolden und wer weiß wem nachts allein im Wald. Hatte Tante Linette nicht gesagt, es wäre nicht mehr weit? Warum sah man dann weit und breit noch nichts von ihrem Haus?
    Tapfer fuhr Magnolia weiter, ihre Muskeln waren inzwischen hart wie Beton und schmerzten bei jedem Tritt. Baumwurzeln, dick wie Pythonschlangen, kreuzten immer wieder ihren Weg und bald war sie gezwungen abzusteigen.
    »Verdammt, Tante Linette!«, wimmerte sie leise, während sie ihr Rad über die nächste Wurzel hob.
    Ein schwarzer Schatten glitt lautlos über sie hinweg. Magnolias Herz schlug einen Trommelwirbel, doch sie zwang sich zur Ruhe.
    Nur keine Panik, dieses »gar nicht mehr weite« Stück Wald musste ja bald ein Ende haben.
    Magnolia kam an eine Weggabelung, in deren Mitte eine gewaltige Eiche stand. Der Mond war inzwischen aufgegangen und spendete fahles Licht. Verbissen ignorierte Magnolia ihr ängstlich klopfendes Herz. In welche Richtung musste sie sich wenden? Angestrengt schaute sie sich um.
    Plötzlich knackte ein morscher Ast und ein Schatten fiel direkt vor ihr auf den Weg. Jemand musste sich hinter dem Baum verborgen halten. Das Blut schoss Magnolia in den Kopf, all die schrecklichen Fratzen, denen

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