Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel
gesehen?«
»Ach so … nein, noch nicht. Versuchen wir es noch einmal.«
Erneut kreisten ihre Hände über der Kugel und diesmal füllte sie sich mit weißen, rauchigen Nebelschwaden.
Christina beugte sich soweit vor, dass ihre Nasenspitze fast in der Kugel verschwand.
»Sehen Sie etwas?«
»Pssst«, machte Tante Linette. Ihr Blick ging in die Tiefe.
»Ich sehe zwei junge Männer«, sagte sie dann. »Hat dein Theo rote Haare?«
»Mahagonifarben«, hauchte Christina.
»Ich sehe nur einen blonden Mann und einen Karottenkopf«, beharrte Tante Linette ungeduldig.
»Mahagoni mit einem Hauch Karotte«, seufzte Christina.
»Pah!«, schnaubte Tante Linette. »Die beiden Männer sind mit zwei Mädchen an einen See gefahren. Sie sitzen eng beieinander und schauen ins Wasser. Jetzt legt der Rothaarige seinen Arm um das Mädchen und die beiden …«
»Buhuhuhu«, heulte Christina los.
Magnolia strengte sich ebenfalls an, doch außer weißem Nebel konnte sie dieses Mal nichts erkennen.
»Sch … sch … sch … Täubchen«, beruhigte Tante Linette und ließ die Bilder aus der Kugel verschwinden. »Mir scheint, du hast recht. Allerdings solltest du dich deswegen nicht umbringen. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass dieser Theo solch ein Opfer nicht wert ist.«
»Aber er ist soooo süß«, hauchte Christina mit ersterbender Stimme. Und dann sagte sie fordernder: »Sie müssen mir helfen, Madame Linette. Sie müssen etwas unternehmen. Wozu sind Sie schließlich eine Hexe! Uups!« Christina schlug sich schnell auf den Mund.
Magnolia hielt die Luft an.
Tante Linette schüttelte missbilligend den Kopf. »Dummes Ding«, schimpfte sie. »Was soll ich deiner Meinung nach denn tun? Ihn dir wie einen Pelzkragen am Hals festhexen?«
»Er soll mich doch nur wieder lieb haben«, bat Christina und sah mit Tränen verschleiertem Blick zu Tante Linette auf.
Nun war es Tante Linette, die seufzte. »Du willst mein Liebespulver«, stellte sie fest. »Bist du dir darüber im Klaren, dass es Betrug ist? Er wird zu dir zurückkommen, doch du wirst dich immer fragen, ob er ohne das Pulver auch gekommen wäre. Immer wird dich die Frage quälen, liebt er mich oder ist es das Pulver, das ihn bei mir hält?«
»Egal«, sagte Christina, »Hauptsache er gehört wieder mir.«
Nachdenklich schaute Tante Linette sie an.
»Ich werde dir zu einer Chance verhelfen«, sagte sie dann. »Ich gebe dir ein Pulver, dass genau drei Wochen lang wirkt.«
»Aber warum …«, fiel Christina ihr ins Wort.
»Schweig!«, befahl Tante Linette. »Drei Wochen. In dieser Zeit habt ihr Gelegenheit, es noch einmal miteinander zu versuchen.«
»Aber was ist, wenn die Wirkung nachlässt und er sich wieder nach einer Anderen umsieht?«, wollte Christina wissen.
»Dann ist er nicht der Richtige für dich und du solltest genau dasselbe tun«, sagte Tante Linette.
Sie holte eine winzige emaillierte Dose aus dem Schrank, wog sorgfältig ein paar Gramm rosafarbenes Pulver ab und schüttete es in ein kleines, spitzes Papiertütchen.
»Dieses Pulver schüttest du deinem Theo in seinen Kaffee. Alles auf einmal. Dazu sprichst du: ›Amori-kum-tumar‹. Kannst du dir das merken?«
»Amori-kum-tumar«, wiederholte Christina mit geröteten Wangen. »Und wie lange dauert es, bis es wirkt?«
Tante Linette schmunzelte. »Das geht schnell, Täubchen, ganz schnell.«
Magnolia drohten inzwischen die Beine einzuschlafen. Außerdem flog eine ekelhafte Schnake ständige Attacken gegen sie. Hoffentlich zog diese Christina bald ab.
»Was schulde ich Ihnen, Madame Linette?«
Tante Linette wiegte bedächtig den Kopf. »Bring mir ein Schreckei und eine Schweinsblase von eurem Hof, dann ist es gut.«
Christina erhob sich rasch, presste das Tütchen Liebespulver fest an ihre Brust und folgte Tante Linette zur Tür.
»Tausend Dank, Madame«, stammelte sie.
»Schon gut, Täubchen«, sagte Tante Linette und schob Christina sanft hinaus.
Magnolia atmete auf. Endlich, jetzt musste Tante Linette nur noch zurück an ihren Kochtopf schlurfen, dann konnte sie hinter diesen verdammten Vorhängen rauskommen.
In ihrem linken Bein kribbelte es inzwischen, als sei es mit tausend Stecknadeln gespickt.
Anstatt an ihren Kochtopf zu schlurfen, kehrte Tante Linette jedoch zurück.
Was wollte sie denn jetzt noch? Doch nicht etwa aufräumen, sah doch ganz ordentlich aus. Magnolia hätte schreien und sich die Haare raufen können.
Linette schnüffelte erneut, so als wollte sie sich auch nicht
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