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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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und sich dort ein wenig umschauen. Magnolia schlenderte ohne Eile die Wiese hinab und kletterte über die niedrige Friedhofsmauer aus Naturstein.
    Ihr fielen sofort ein paar Gräber auf, die abseits der anderen lagen. Dieser Teil des Friedhofs musste besonders alt sein, denn die Kreuze waren mit Moos bewachsen und ließen kaum noch eine Inschrift erkennen. Wildkaninchen hatten in den Gräbern ihre Gänge gegraben und nirgendwo gab es ein Zeichen, dass jemand diese Toten besuchte. Vorsichtig kratzte Magnolia das Moos von einem der Kreuze. »Gustav Achtstätter, gestorben am 31.10.1879« stand darauf, mehr nicht. Neugierig las Magnolia die Inschrift des nächsten Kreuzes. »Georg Pächter, gestorben am 31.10.1879.« Rasch schaute Magnolia sich die anderen Kreuze an. Seltsamerweise nannte jedes Kreuz, von dem sie das Moos kratzte, als Sterbetag den 31.10.1879. Diese Männer waren alle an ein und demselben Tag gestorben. An Halloween im Jahr 1879. Was war damals passiert?
    »Verschwinde von hier!«, donnerte plötzlich eine Stimme in unmittelbarer Nähe. Magnolia sprang auf. Ein Pfarrer, ganz in Schwarz gekleidet, stand zwei Gräber weiter und warf ihr grimmige Blicke zu. Wusste der Himmel, wo der so schnell hergekommen war. Nach einer Schrecksekunde regte sich Magnolias Widerstandsgeist. Sie war sich keiner Schuld bewusst und nicht bereit, sich so mir nichts dir nichts verscheuchen zu lassen.
    »Seit wann ist es verboten, einen Friedhof zu besuchen?«, fragte sie deshalb und schob trotzig das Kinn nach vorn. »Seit ich dir gesagt habe, dass du von hier verschwinden sollst«, antwortete der Pfarrer und kam drohend näher.
    »Hat sie dich geschickt?«, fragte er dann und nickte mit dem Kopf in Richtung Haus. »In der letzten Nacht ist wieder eine Frau verschwunden. Es sind nicht alle blind in Rauschwald. Sage ihr, ich weiß, wer dafür verantwortlich ist.« Ein wildes Feuer tanzte in seinen Augen und Speichel spritzte ihm beim Sprechen auf den schwarzen Anzug. Vorsichtig wich Magnolia zurück. Der Pfarrer starrte sie an. »Du hast es ja auch«, zischte er plötzlich. »Bist also eine von ihnen.Oh, wenn es nach mir ginge, würdet ihr alle wieder brennen. Ihr …« Er zückte ein Kruzifix und hielt es ihr am ausgestreckten Arm entgegen. Es war absolut irre.
    Magnolia wich zurück, stolperte rückwärts über die Mauer und rannte davon. Sie hörte erst auf zu rennen, als sie die sicheren Mauern des Kräutergartens erreicht hatte. Mit aller Kraft schlug sie die rostige Tür zu, schloss ab und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Ihr Atem ging rasselnd, ihre Lungen fühlten sich an, als würden sie jeden Moment platzen.
    »Tzetzetzetze«, tönte da eine spöttische Stimme direkt über ihr.
    Magnolia stöhnte auf. Auch ohne hinzusehen, wusste sie, zu wem die Stimme gehörte.
    »Hau ab, Jeppe«, sagte sie.
    »Hat unser verehrter Pfarrer dich erschreckt? Ein bisschen plem-plem der Gute.«
    »Das kannst du laut sagen. Er hat mir sein Kreuz unter die Nase gehalten, als sei ich so ’ne Art Vampir und gemeint, wenn es nach ihm ginge, würden wir brennen, denn ich hätte es nämlich auch.«
    Mit einem Satz sprang Jeppe von der Mauer. »Da hat er recht«, kicherte er, »du hast es auch.« Und als sei das ein guter Witz, hüpfte er davon. Kurz bevor er zwischen dem Rhabarber verschwand, drehte er sich noch einmal um. »Ich an deiner Stelle würde endlich versuchen herauszufinden, was ES ist, Jungfer Riesengroß. Schließlich sollst du dafür brennen.« Dann war er fort. Böse schaute Magnolia ihm nach.
    »Wie wäre es, wenn du es mir sagst? Du blöder Wicht!!!«
    Passend zu ihrer Stimmung setzte der Regen wieder ein. Magnolia lief ins Haus. Trotz des kurzen Weges wurde sie nass bis auf die Haut.
    Sie wollte gerade nach oben gehen, um sich umzuziehen, als sie bemerkte, dass die geheimnisvolle Tür einen Spaltbreit offen stand.Sie zögerte. Ihre verkohlte Hand war ihr noch in schmerzhafter Erinnerung, aber wusste man, ob sich einem je wieder diese Chance bot? Magnolia zog ihren Bauch ein und schlüpfte todesmutig ins Zimmer.

Neuntes Kapitel
Das rote Zimmer

    Der Raum, den sie nun betrat, war der seltsamste, den sie je gesehen hatte. Hier musste der Zauberer Merlin zu Hause sein. Ehrfürchtig sah Magnolia sich um.
    Deckenhohe Bücherregale und ein schwerer Tisch aus Eichenholz beherrschten den Raum. Trotz sommerlicher Temperaturen waren die schweren Samtvorhänge geschlossen und ein Feuer brannte knisternd im Kamin. Die Flammen tauchten

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