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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Städing
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Echter Horror, hier war sie richtig. Eine angenehme Gänsehaut kroch ihr über den Rücken.
    Ah, es gab anscheinend auch die Abteilung der einheimischen Monster. In Gips gegossen und kunstvoll bemalt, standen sie ordentlich platziert auf einer schwarzen Truhe und wirkten ungemein lebendig. Da gab es den Gruftknecht, den Guhl, auch Leichenschmätzer genannt, und den Unhold. Monster, von denen Magnolia glücklicherweise noch nie etwas gehört hatte. Fasziniert betrachtete sie die ausgestellten Figuren. Ein Zombie wankte mit ausgestreckten Armen auf eine alte Frau zu, die unselige Spinnerin hieß. Und da waren auch die Norgen. Sie schleppten gerade eine junge Frau fort. Dahinter lauerte grinsend ein Gruftknecht mit einem langen Messer.
    »Hast du etwas Passendes gefunden? Ich will den Laden jetzt schließen«, wisperte eine Stimme so nah an Magnolias Ohr, dass sie den warmen feuchten Atem spürte.
    Erschrocken wirbelte sie herum. Direkt hinter ihr stand ein hagerer Mann in einem schwarzen Anzug mit streng zurückgekämmten Haaren. Er machte eher den Eindruck eines Leichenbestatters als den eines Andenkenverkäufers.
    »Nun, Magnolia Steel …«, wisperte der Mann erneut.
    »Ich … nein danke«, stotterte Magnolia und machte sich so dünn wie möglich, um an diesem unangenehmen Kerl vorbei aus dem Laden zu schlüpfen.
    Sie war froh, als sie ihre Tante wartend vor der Apotheke entdeckte.
    »Da gibt es eine Menge gruseligen Kram«, sagte sie munterer als ihr zumute war. »Inklusive des Besitzers, er kannte sogar meinen Namen«.
    »Du meinst Anatol Tott?«, fragte Linette und warf ihrer Nichte einen besorgten Blick zu.
    »Ich glaube schon«, antwortete Magnolia und schob ihr Rad an.

Achtes Kapitel
Ausgesetzt

    Die Schule lag nur ein kurzes Stück die Straße hinunter, hinter einer hohen Backsteinmauer.
    »Sieht aus wie ein Gefängnis«, stellte Magnolia fest.
    »Ist aber ein ehemaliges Benediktinerkloster. Ein interessantes Gemäuer, in dem es sogar spukt.« Linette zwinkert Magnolia zu.
    »Und wer geht darin um? Vielleicht der schwarze Abt?«
    »So ungefähr. Man erzählt sich, ein Klosterbruder sei der eigenen Braukunst so sehr verfallen, dass er eines Nachts, als er sich noch einen Becher seines vorzüglichen Weines gönnen wollte, in ein Fass fiel und jämmerlich darin ertrank. Seitdem kann man ihn in mondhellen Nächten in diesen Mauern singen hören.«
    Da das Schultor verschlossen war, steckte Magnolia ihre Nase zwischen die Gitterstäbe. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was sie hier nach den Ferien erwartete.
    »Wenn du dich sattgesehen hast, machen wir uns auf den Rückweg«, schlug Tante Linette vor. »Wir nehmen die Abkürzung durch den Wald, dort ist es nicht so brütend heiß wie auf der Landstraße und mit ein wenig Glück entdecken wir eine gute Stelle mit Steinpilzen für unser Abendessen.«
    Magnolia trennte sich vom Anblick der Schule, die sie schon bald täglich besuchen würde. Sie schwang sich aufs Rad und folgte ihrer Tante. Es war angenehm, durch den Wald zu fahren. Die Wacholderdrossel hatte ihren Abendgesang bereits begonnen und die tief stehende Sonne warf goldene Flecken auf den Boden.
    Linette hatte sich tief über ihren Lenker gebeugt und hielt nach Pilzen Ausschau. Zur Abwechslung fuhr sie mal langsam.
    »Pass auf, dass du nicht mit deiner Nase zwischen zwei Baumwurzeln klemmen bleibst!«, rief Magnolia vergnügt.
    »Sorge dich nicht um mich, sondern halte lieber selbst die Augen offen«, erwiderte ihre Tante schroff.
    Brav suchte Magnolia den Boden ab. Es bestand allerdings wenig Hoffnung, dass ausgerechnet sie auf diese schmackhaften Pilze stoßen würde, denn sie hatte keine Ahnung wie die Dinger aussahen. Zuhause gab es Pilze nur aus der Dose.
    Ein leises Gluckern weckte Magnolias Neugier. Sie hielt an und sah sich um. Ein schmaler Waldbach quoll sprudelnd aus dunkelgrünem Farn hervor.
    »Der Bach führt ganz nah an meinem Haus vorbei«, erklärte Tante Linette, »wenn wir ihm folgen, können wir es nicht verfehlen. Ich möchte bloß wissen, wo sich diese verflixten Pilze versteckt haben«, fuhr sie mürrisch fort. »Wir sind schon an einem Dutzend Stellen vorbeigekommen und alle sind wie leer gefegt. Daran sind natürlich die Rauschwalder schuld. Waren alle schon vor uns da. Man sollte ihnen ihre Genusssucht einmal gründlich austreiben. Ein paar Giftpilze dazwischen wären nicht schlecht«, brabbelte sie weiter. »So eine Pilzvergiftung spricht sich herum und wird bald wieder für

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