Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
Vom Netzwerk:
Ingileif.
    »Und aus welchem Grund habe ich das Vergnügen?«
    Magnus stellte sich vor: »Ich heiße Magnus Ragnarsson und arbeite für die Metropolitan Police Reykjavík. Ich würde dir gern einige Fragen stellen, wenn ich darf. Können wir reinkommen?«
    Der Pastor zog seine schweren Augenbrauen zusammen. »Ich habe mit deinem Besuch gerechnet«, sagte er. »Am besten kommst du einfach mit durch.«
    Magnus und Ingileif zogen die Schuhe aus und folgten dem Pastor durch einen Flur, in dem es nach frischgebrühtem Kaffee duftete. Er führte sie in ein Arbeitszimmer, das bis unter die Decke voll mit Büchern war. Außer einem Schreibtisch standen dort eine Couch und ein Sessel in einem verschlissenen Chintz. Ingileif und Magnus hockten sich nebeneinander aufs Sofa, während Hákon den Sessel nahm. Magnus wunderte sich über eine kleine Sammlung von CDs zwischen den Büchern, darunter Pink Floyd, Black Sabbath und Led Zeppelin.
    Von Kaffee war nichts zu sehen. Das war ziemlich unhöflich fürIsland. Man bot seinen Gästen immer Kaffee und Plätzchen an, besonders wenn man gerade welchen gekocht hatte.
    Hákon wandte sich an Ingileif: »Ich muss gestehen, dass ich mit einem erneuten Besuch der Polizei gerechnet habe, aber ich verstehe nicht, warum du dabei bist.«
    »Ingileif macht sich Gedanken über den Tod ihres Vaters«, er klärte Magnus.
    »Ah, verstehe«, sagte der Pastor. »Es ist völlig normal, Fragen zu haben, besonders da du bei dieser Tragödie damals noch so jung warst. Aber ich verstehe nicht, warum du sie ausgerechnet jetzt stellen willst. Und in Gegenwart der Polizei.«
    »Weißt du, dass wir deinen Sohn verhaftet haben?«, fragte Magnus.
    »Ja, das habe ich im Radio gehört. Da habt ihr einen Fehler gemacht, junger Mann. Einen furchtbaren Fehler.« Die tiefliegenden Augen funkelten Magnus düster an. Trotz seiner eindrucksvollen Gestalt wirkte Pastor Hákon auf Magnus jünger, als er ihn sich vorgestellt hatte. An den Schläfen war sein Haar leicht ergraut, auf der Stirn hatte er ein paar Falten, aber insgesamt sah er eher wie vierzig aus als wie sechzig.
    »Er wird gerade im Polizeipräsidium in Reykjavík vernommen«, sagte Magnus. »Und ich bin mir sicher, dass meine Kollegen mit dir sprechen wollen, wenn sie mit deinem Sohn fertig sind. Doch bis es so weit ist, erzähl mir doch mal, was auf dem Ausflug geschah, den du mit Dr. Ásgrím an dem Wochenende unternahmst, als er starb.«
    Der Pastor holte tief Luft. »Also, es gab natürlich eine polizeiliche Ermittlung, da habe ich mich lang und breit erklärt. Die Akte kann man bestimmt einsehen. Nun zu deiner Frage. Es war Anfang Mai. Dein Vater und ich, wir hatten den ganzen Winter an einem Projekt gearbeitet.« Er warf Ingileif einen fragenden Blick zu.
    »Magnus hat Gauks Saga gelesen«, erklärte sie. »Er weiß, dass mein Großvater behauptet hat, den Ring gefunden und wieder versteckt zu haben.«
    Diese Information ließ den Pastor kurz innehalten und nach denken. »Nun, in dem Fall wisst ihr genauso viel wie ich. Mit Hilfe meines Wissens über Volkskunde und durch die mehr oder weniger deutlichen Hinweise in der Saga haben wir eine Liste von drei oder vier möglichen Verstecken von Gauks Ring erstellt. Das war damals schon unsere zweite Wanderung, und es war ein herrlicher Tag. Wir haben uns gar nicht um die Wettervorhersage gekümmert, obwohl wir das hätten tun müssen.
    Einige Jahre zuvor hatte ich ein altes Buch aus dem neunzehnten Jahrhundert über isländische Volksmärchen gelesen, in dem ich über eine wenig bekannte Legende aus dieser Gegend stolperte. Sie handelte von einem Ring, der in einer von einem Troll bewachten Höhle versteckt ist. Es war eine Variante des Themas der Schäferin, die einen verborgenen Mann oder Elfen kennenlernt und mit ihm davonläuft, weil ihre Familie gegen diese Verbindung ist. Dieses Motiv kommt in solchen Geschichten recht häufig vor, aber der Ring war ungewöhnlich. Die Lage der Höhle wird in dieser Legende genau angegeben, deshalb packten wir ein Zelt ein und wanderten dorthin.«
    Magnus wusste aus den alten Aufzeichnungen des Pastors in den Unterlagen in Ingileifs Haus, dass er von der Geschichte von Þorgerd sprach.
    Der Pastor seufzte. »Genau genommen war es eher ein Loch im Fels. Und es war nichts drin. Wir waren enttäuscht und schlugen unser Lager knapp zwei Kilometer entfernt auf, an einem Fluss. Nachts fiel Schnee – es war einer dieser plötzlichen Wettereinbrüche im Mai, die wie aus dem

Weitere Kostenlose Bücher