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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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Nichts war ihm offenbart worden. Der Weg zu Macht und Herrschaft hatte sich ihm nicht gezeigt.
    Doch wie sollte sich ihm auch etwas zeigen, wenn er sich in den Hügeln von Hruni versteckte? Der Pastor hatte gedacht, es sei seine Pflicht, den Ring im Schatten von Hekla aufzubewahren, der schließlich nur vierzig Kilometer Fluglinie entfernt war. Doch für wen aufbewahren? Der Pastor war immer davon ausgegangen, dass sein Sohn ein Taugenichts war, viel zu unbedeutend und oberflächlich, um Nutzen aus dem Ring zu ziehen. Doch vielleicht machte er ja doch noch etwas aus seinem Leben. In Island war er bereits eine Berühmtheit. Es war unwahrscheinlich, dass ein Isländer in die weite Welt hinausging und sich einen Namen machte, aber vielleicht gelang es Tómas ja dennoch.
    Mit Hilfe des Rings.
    Der Pastor stocherte in den Felsen herum und suchte eine Nische ähnlich der, in der er den Ring vor siebzehn Jahren gefunden hatte. Er würde sehr sorgfältig notieren müssen, wo er ihn versteckte, sonst wäre er vielleicht wieder ein Jahrtausend lang verloren.
    Und wenn er ihn gar nicht verstecken sollte? Der Ring hatte sich ihm und Dr. Ásgrím doch nicht gezeigt, um direkt wieder von der Bildfläche zu verschwinden. Er drängte förmlich in die Welt der Menschen.
    Er wollte entdeckt werden.
    Das Versteck im Altar der Kirche von Hruni war nicht das beste. Eine zielstrebige Polizeitruppe konnte ihn dort finden, oder auch jeder andere. Aber es war der richtige Ort.
    Der Pastor nahm den Ring ab und hielt ihn in der Hand. Er schloss die Augen und versuchte zu fühlen, was der Ring ihm sagte.
    Doch, die Kirche war wirklich der richtige Ort.
    Der Pastor machte auf dem Absatz kehrt und ging forschen Schrittes zurück nach Hruni. Er schaute auf die Uhr. Mit etwas Glück würde er bei Einbruch der Nacht zurück sein.

    Ingileifs Haus, beziehungsweise das ihrer Familie, lag am Ufer des Flusses, der durch Fluðir rauschte. Fluðir selbst war ein wohlhabender Ort mit einem Lebensmittelgeschäft, einem Hotel, zwei Schulen, einigen Verwaltungsgebäuden und mehreren mit Erdwärme betriebenen Gewächshäusern – Ingileif sagte, hier gebe es die besten Bauernhöfe Islands. Aber keine Kirche: die Pfarrkirche war in Hruni, drei Kilometer entfernt.
    Auch wenn das Dorf selbst nichts Besonderes war; die Aussicht war atemberaubend. Im Westen lag das Tal des Gletscherflusses Hvítá mit seinen uralten Siedlungen Reykholt und Skálholt, im Norden waren die Gletscher selbst, mächtige weiße Flächen, die einen schnurgeraden Horizont zwischen den Berggipfeln bildeten.
    Hekla war nicht zu sehen, der Vulkan lag hinter den Bergen im Südosten.
    Das Haus war einstöckig gebaut, heimelig, doch groß genug für eine fünfköpfige Familie. Magnus und Ingileif breiteten den Inhalt mehrerer Pappkartons auf dem Boden des Schlafzimmers vonIngileifs Mutter aus. Es gab tatsächlich ein Dutzend Briefe von Tolkien an Högni, Ingileifs Großvater, die nach Högnis Tod in den Besitz ihres Vaters übergegangen waren. Ingileif zeigte Magnus eine Erstausgabe von Die Gefährten , des ersten Bandes von Der Herr der Ringe . Magnus erkannte die Handschrift der Widmung: Für Högni Ísildarson, eine gute Geschichte gebiert die nächste, mit Dank und den besten Wünschen, J. R. R Tolkien, September 1954.
    Sie schauten einen Ordner mit Notizen und Karten durch, die meisten in Dr. Ásgríms Handschrift, Vermutungen, wo der Ring versteckt sein könnte. Es gab auch Notizen und Briefe von Hákon, dem Pastor. Sie handelten von verschiedenen Volksmärchen, die er erforscht hatte. Auf mehreren Blättern schilderte er die Geschichte von Gissur und den Trollschwestern von Búrfell, einem Berg in der Nähe von Gauks Bauernhof in Stöng. Ebenfalls erwähnt wurde die Legende einer Schäferin namens Þorgerd, die mit einem Elfen fortläuft.
    »Gibt es Elfen bei euch in Amerika?«, fragte Ingileif.
    »Nicht in dem Sinne«, erwiderte Magnus. »Bei uns gibt es Drogendealer und Zuhälter, wir haben Gangster und krumme Anwälte, wir haben sogar Investmentbanker. Aber keine Elfen. Doch wenn wir im South End jemals Probleme mit Elfen bekämen, wüsste ich sofort, wo ich mir Hilfe holen könnte. Wir könnten einen Austausch mit der Polizei von Reykjavík organisieren.«
    »Du hast als Kind also keine Geschichten über sie gehört?«
    »Unsere Familie interessierte sich mehr für Sagas als für Elfen und Trolle. Aber ich kann mich schon erinnern, dass ich meinen Vater danach fragte.« Magnus

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