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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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schüttelte den Kopf. »Das meinte ich nicht, obwohl mich das nicht gewundert hätte, so besessen, wie meine Familie war. Nein, es war eher Pech, Schicksal oder wie auch immer man es nennen will.«
    »Die Macht des Rings«, bemerkte Árni.
    »Jetzt hört ihr euch schon genauso an wie mein Vater«, sagte Ingileif. »Aber ich muss zugeben, als Agnar umgebracht wurde, konnte ich nicht umhin, die Parallelen zu sehen.« Sie ging wieder zum Safe. »Dann haben wir noch das hier: das Original, beziehungsweise was noch davon übrig ist.«
    Vorsichtig zog Ingileif einen großen alten Umschlag hervor, legte ihn auf den Schreibtisch und holte zwei harte Pappen heraus, zwischen denen, getrennt durch Seidenpapier, ungefähr ein halbes Dutzend Blätter braunen Pergaments lag. Ingileif hob das Seidenpapier an, sodass die Männer die Blätter eingehend betrachten konnten.
    Das ausgebleichte Pergament war am Rand eingerissen und mit schwarzen Buchstaben bedeckt. Auffällig und deutlich zu sehen war der Anfangsbuchstabe jedes Kapitels, der in verblassten Blau- und Rottönen ausgestaltet war. Magnus konnte das Wort Ísildur entziffern.
    »Unglaublich«, sagte er. Und das war es wirklich. Alle Zweifel, die er hinsichtlich der Authentizität der Übersetzung in Agnars Ferienhaus gehabt hatte, waren jetzt zerstreut. Er hatte die alten Sagas in der Árni-Magnusson-Sammlung bestaunt, aber er war noch nie einer Saga so nah gewesen. Magnus konnte nicht anders, als sie mit der Fingerspitze vorsichtig zu berühren.
    »Ja, das ist es«, sagte Ingileif mit einer Spur von Stolz in der Stimme.
    »Weißt du, wer die Saga geschrieben hat?«, fragte Magnus.
    »Wir glauben, dass es ein Mann namens Ísildur Gunnarsson war«, sagte Ingileif. »Einer der Nachkommen von Gauk. Wir gehendavon aus, dass er im späten dreizehnten Jahrhundert lebte, also als die meisten großen Sagas verfasst wurden.«
    »Aber wenn es so ein großes Familiengeheimnis war, wie konnte es in Tolkiens Hände gelangen?«, wollte Magnus wissen. »Ich meine, die Anspielungen in Der Herr der Ringe sind so eindeutig, das kann einfach kein Zufall sein. Er muss Gauks Saga gelesen haben.«
    Ingileif zögerte. »Einen Moment.« Sie ging wieder an den Safe und legte einen kleinen vergilbten Umschlag vor Magnus auf den Tisch.
    »Darf ich?«
    Ingileif nickte.
    Vorsichtig zog Magnus ein Blatt Papier hervor, das einmal gefaltet war.
    Magnus schlug es auseinander und las:

    20 Northmoor Road Oxford

    9. März 1938

    Mein lieber Ísildarson,
    vielen herzlichen Dank für die Zusendung der Abschrift von Gauks Saga, die ich mit großem Genuss gelesen habe. Jenes Treffen des Viking Club in der College-Bar in Leeds ist jetzt fast fünfzehn Jahre her, aber ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie Sie mir von der Saga erzählten, auch wenn ich damals noch keine Vorstellung davon hatte, dass die Saga selbst sich als solch wunderbare Geschichte herausstellen würde. Wehmütig blicke ich auf jene Abende zurück – jeder Student des Altenglischen oder Mittelenglischen sollte über ein Repertoire an alten isländischen Trinkliedern verfügen!
    über die Hobbits in Mittelerde begonnen und bereits das erste Kapitel mit dem Titel »Ein langerwartetes Fest« geschrieben, mit dem ich sehr zufrieden bin. Aber ich gehe davon aus, dass das zweite Buch sehr viel düsterer sein wird als das erste, ernster, und ich habe nach Wegen gesucht, die beiden Geschichten miteinander zu verbinden. Es könnte sein, dass Sie mir dieses Bindeglied geliefert haben.

    Bitte vergeben Sie mir, wenn ich einige Ideen aus Ihrer Saga entleihe. Ich verspreche Ihnen hoch und heilig, dass ich auch weiterhin den Wunsch Ihrer Familie respektieren werde, die Saga als solche geheim zu halten, wie es seit so vielen Jahrhunderten der Fall ist. Wenn Sie etwas dagegen einzuwenden haben, lassen Sie es mich bitte wissen.

    In der nächsten Woche werde ich Ihnen die Abschrift der Saga zurückschicken.

    Mit den besten Wünschen und herzlichen Grüßen
    J. R. R. Tolkien

    Magnus’ Herz klopfte laut. Dieser Brief würde den Wert der Saga verdoppeln, ja verdreifachen. Eine erstaunliche Entdeckung, der Schlüssel zu einer der interessantesten Legenden des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Ein reicher Herr der Ringe -Fan würde für diese beiden Dokumente ein Vermögen zahlen.
    Oder dafür töten.
    Noch am Abend zuvor hatte Magnus die ersten beiden Kapitel von Der Herr der Ringe gelesen. Das erste trug tatsächlich den Titel »Ein langerwartetes Fest« und

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