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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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wie pleite. Eigentlich ist sie es schon. Ich brauche dringend Geld, viel Geld. Deshalb habe ich mit meinem Bruder und meiner Schwester über den Verkauf der Saga gesprochen, als meine Mutter letztes Jahr starb. Birna, meiner Schwester, war es herzlich egal, aber mein Bruder Pétur war dagegen. Er meinte, wir seien die Wächter der Saga, wir hätten kein Recht, sie zu verkaufen. Ich habe mich ein bisschen darüber gewundert, doch irgendwann ließ sich Pétur erweichen. Ich durfte sie aber nur privat verkaufen, mit der Auflage, dass sie weiter geheim gehaltenwürde. Ich glaube, er hat selbst Geldprobleme. Haben ja heut zutage alle.«
    »Was macht er beruflich?«
    »Er hat mehrere Kneipen und Clubs. Kennt ihr das Neon ?«
    Magnus schüttelte den Kopf. Ingileif runzelte die Stirn angesichts seiner Ahnungslosigkeit. »Das ist einer der bekanntesten Clubs in Reykjavík«, erklärte sie.
    »Das glaube ich gern. Ich bin noch nicht sehr lange hier«, recht fertigte sich Magnus.
    »Ich kenne den«, warf Árni ein.
    »Ich hab sofort gesehen, dass du ein Partylöwe bist«, sagte Ingileif.
    Jetzt war es an Árni, zu erröten.
    »Warum bist du ausgerechnet an Agnar herangetreten, als du beschlossen hattest, die Saga zu verkaufen?«, hakte Magnus nach.
    »Er war mein Professor an der Uni«, erklärte Ingileif. »Und wie ich dir schon gesagt habe, kannte ich ihn ziemlich gut. Agnar war durchtrieben genug, um sich bereit zu erklären, die Saga still und heimlich an der isländischen Regierung vorbei zu verkaufen, und ich wusste, dass er mich gern genug hatte, um mich nicht krass zu übervorteilen. Es stellte sich heraus, dass er genau den richtigen Käufer kannte. Einen steinreichen amerikanischen Herr der Ringe - Fan, der bereit war, den Erwerb geheim zu halten.«
    »Lawrence Feldman? Steve Jubb?«
    »Ich weiß den Namen nicht. Von diesem Steve Jubb hast du schon einmal gesprochen, nicht? Aber du hast gesagt, er sei Engländer.«
    »Deshalb hast du behauptet, noch nie von ihm gehört zu haben?«
    »Ich hatte den Namen wirklich noch nie gehört. Aber ich gebe zu, dass ich nicht gerade hilfsbereit war. Ich wollte unbedingt, dass die Saga geheim blieb. Kaum hatte ich Agnar davon erzählt, bekam ich Gewissensbisse. Ich sagte ihm sogar, ich würde sie wieder vom Markt nehmen und doch in der Familie behalten.« Ingileif schürzte die Lippen. »Er meinte, dafür wäre es jetzt zu spät. Erwüsste ja Bescheid, und er würde es an die große Glocke hängen, wenn ich den Verkauf nicht durchziehen würde.«
    »Er hat dich erpresst?«, fragte Magnus.
    »So kann man das wohl nennen. Aber das hatte ich verdient. Und es funktionierte. Ich dachte, es sei letztlich besser, wenn die Saga unter der Hand verkauft und der Erlös zwischen Pétur, Birna und mir aufgeteilt würde und Agnar anschließend überall darüber publizieren dürfte.«
    »Wie viel sollte sie seiner Meinung nach einbringen?«
    »Er war gerade dabei, den Preis auszuhandeln. Er meinte, es würden Millionen. Dollar.«
    Magnus atmete tief durch. »Und wo ist die Saga jetzt?«
    »Sicher aufgehoben in der Galerie.« Ingileif zögerte. »Möchtet ihr sie sehen?«
    Magnus und Árni folgten ihr zu einem Vorratsschrank am hinteren Ende des Ladenlokals. Im Boden war ein Kombinationssafe eingelassen. Ingileif drehte an den Knöpfen, holte einen Ledereinband hervor und legte ihn auf den Schreibtisch.
    »Das ist die Abschrift aus dem siebzehnten Jahrhundert, die früheste vollständige Kopie.« Sie schlug das Buch an einer beliebigen Seite auf. Die Blätter waren aus Papier, beschrieben in einer säuberlichen schwarzen Schrift, die gut zu lesen war. »Eben habt ihr mich doch gefragt, ob die Saga immer geheim gehalten wurde, und ich sagte, es hätte eine Ausnahme gegeben, ja?«
    Magnus nickte.
    »Nun, dieses Exemplar hier wurde von einer älteren Version ab geschrieben, die der große Sagasammler Árni Magnusson einem meiner Vorfahren abkaufte. Die ganze Familie war stinksauer deswegen. Árni Magnusson nahm sie zusammen mit den anderen Sagas nach Kopenhagen, und sie wurde in dem furchtbaren Feuer von 1727 zerstört, noch bevor sie katalogisiert wurde. Heute existiert, soweit uns bekannt ist, nur noch ein einziger Hinweis auf Gauks Saga, doch er enthält keine Angaben zum Inhalt. Der Großteil der Sammlung ging in Rauch auf, darunter die Abschriften. Inder Familie sind wir überzeugt, dass es einen Grund für das Feuer gab.«
    »Brandstiftung? Wollte jemand die Sagas vernichten?«
    Ingileif

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