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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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fahren zurück nach Reykjavík!«

Die Galerie auf der Skólavörðustígur war sonntags nur wenige Stunden geöffnet, und als Magnus und Árni dort ankamen, hatte sie bereits wieder geschlossen. Doch sie spähten durchs Fenster, und Magnus sah hinten im Laden jemanden am Schreibtisch sitzen.
    Er klopfte an die Glastür. Verärgert stand Ingileif auf. Ihre Verärgerung wurde noch größer, als sie sah, wer geklopft hatte. »Wir haben geschlossen.«
    »Wir sind nicht gekommen, um etwas zu kaufen«, gab Magnus zurück. »Wir möchten dir ein paar Fragen stellen.«
    Ingileif registrierte seinen ernsten Gesichtsausdruck und ließ die beiden herein. Sie führte sie zu ihrem Schreibtisch, auf dem zahlenübersäte Blätter lagen, beschwert von einem Taschenrechner. Die beiden Männer setzten sich ihr gegenüber.
    »Du hast gesagt, dein Urgroßvater hieß Ísildur?«, begann Magnus.
    »Ja.«
    »Und dein Vater hieß Ásgrím?«
    Ingileif runzelte die Stirn, und über ihrer Augenbraue erschien wieder die Falte. »Logisch. Ihr wisst doch, wie ich heiße.« »Interessante Namen.«
    »Nichts Besonderes«, sagte Ingileif, »abgesehen vielleicht von Ísildur, aber darüber haben wir ja schon gesprochen.«
    Magnus antwortete nicht, sondern ließ das Schweigen wirken. Langsam lief Ingileif rot an.
    »Heißt auch jemand in deiner Familie Gauk?«, fragte er.
    Ingileif schloss die Augen, stieß die Luft aus und lehnte sich zurück. Magnus wartete.
    »Ihr habt die Saga also gefunden?«, fragte sie.
    »Nur Agnars Übersetzung. Aber damit hättest du rechnen müssen. Früher oder später.«
    »Nun, den Namen Gauk versuchen wir in unserer Familie zu vermeiden.«
    »Das wundert mich nicht. Warum hast du uns nichts davon erzählt?«
    Ingileif schlug die Hände vors Gesicht.
    Magnus wartete.
    »Habt ihr sie gelesen?«, fragte sie. »Von vorn bis hinten, meine ich?«
    Magnus nickte.
    »Gut, ich hätte es sagen sollen, es war dumm, es nicht zu tun. Aber wenn ihr die Saga gelesen habt, könnt ihr vielleicht verstehen, warum ich es nicht getan habe. Sie ist seit vielen Generationen im Besitz meiner Familie, und wir haben sie immer erfolgreich geheim gehalten.«
    »Bis du versucht hast, sie zu verkaufen.«
    Ingileif nickte. »Bis ich versuchte, sie zu verkaufen. Was ich jetzt von Herzen bereue.«
    »Du meinst, weil jetzt jemand gestorben ist?«
    Ingileif holte tief Luft. »Ja.«
    »Und die Saga wurde wirklich so viele Jahre lang geheim gehalten?«
    Ingileif nickte. »Beinahe. Mit einer Ausnahme vor ein paar hundert Jahren. Vor meinem Vater war das Wissen um die Saga nur vom Vater an den ältesten Sohn und in wenigen Ausnahmen an die älteste Tochter weitergegeben worden. Mein Vater beschloss, sie all seinen Kindern vorzulesen, worüber mein Großvater alles andere als glücklich war. Aber wir wurden auf absolute Geheimhaltung eingeschworen.«
    »Hast du noch das Original?«
    »Das hat sich leider aufgelöst. Wir haben nur noch Fetzen davon, aber im siebzehnten Jahrhundert wurde eine hervorragende Abschrifterstellt. Die habe ich selbst wieder für Agnar abgeschrieben, damit er sie übersetzt; sie muss irgendwo in seinen Unter lagen sein.«
    »Warum hast du nach so vielen Jahrhunderten beschlossen, die Saga zu verkaufen?«
    Ingileif seufzte. »Wie ihr euch vorstellen könnt, waren die Mitglieder meiner Familie immer ganz verrückt nach Sagas, besonders nach einer. Obwohl mein Vater Arzt wurde, war er der Schlimmste von allen. Er war überzeugt, dass es den darin erwähnten Ring noch immer gab, und unternahm deshalb Wanderungen im Tal des Flusses Þjórsá, wo Gauks Hof stand, um nach dem Ring zu suchen. Natürlich fand er ihn nicht, aber so kam er ums Leben. Er stürzte bei schlechtem Wetter von einem Felsen.«
    »Das tut mir leid«, sagte Magnus. Und das stimmte auch, ob wohl Ingileif ihn angelogen hatte.
    »Das hat Gauks Saga dem Rest von uns verleidet. Mein Bruder, der von unserem Vater bis zu jenem Zeitpunkt so lange bearbeitet worden war, dass er schon genauso besessen war wie er, wollte nichts mehr davon wissen. Meine Schwester hatte sich nie besonders dafür interessiert. Meine Mutter fand die Saga, glaube ich, immer ein bisschen seltsam und gab ihr die Schuld an Vaters Tod. Von uns allen war ich vielleicht am wenigsten abgeneigt; immerhin studierte ich anschließend Isländisch an der Uni. Als ich jetzt dringend Geld brauchte, fand ich, ich sei die Einzige, der es wirklich etwas ausmachen würde, die Saga zu verkaufen.
    Die Galerie ist so gut

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