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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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treffen. Und um den Brief zu sehen.«
    Magnus holte sein Notizbuch hervor. »Wann war das?«
    »Letzte Woche Sonntag.« Ingileif rechnete kurz nach. »Am Neunzehnten.«
    »Vier Tage vor seinem Tod«, bemerkte Magnus. Ihm fiel Agnars E-Mail an Steve Jubb ein, in der stand, er habe noch etwas anderes gefunden. Und Jubbs SMS an Isildur, die mehr oder weniger desselben Inhalts war. Etwas Wertvolles. Ob damit der Ring gemeint war?
    »Hast du irgendeine Idee, wo der Ring sein könnte?«
    Ingileif schüttelte den Kopf. »Nein. In der Saga steht ja, der Ring sei unter dem Kopf eines Hundes versteckt. Es gibt alle möglichen seltsam anmutenden Lavaformationen, die man aus irgendeinem Winkel für einen Hund halten könnte. Nach so was hat mein Vater gesucht. Ich gehe davon aus, dass mein Großvater die Höhle fand, aber mein Vater nicht.«
    »Und Agnar? Hatte der eine Idee, wo er sein könnte?«
    Erneut schüttelte Ingileif den Kopf. »Nein. Er hat mich natürlich auch gefragt. Er wurde ganz schön aggressiv. Ich habe ihn mehr oder weniger rausgeworfen.«
    »Deiner Meinung nach ist der Ring also immer noch in irgendeiner kleinen Höhle versteckt?«
    »Ich denke, ja«, sagte Ingileif. »Aber du glaubst mir immer noch nicht, oder?«
    Magnus betrachtete die kunstvolle, penible Schrift. Sie wirkte echt. Aber das war völlig normal, wenn hier ein guter Fälscher am Werk gewesen war. Magnus schaute zu Ingileif auf. Sie schien die Wahrheit zu sagen, anders als bei ihren letzten beiden Gesprächen, als sie rundheraus gelogen hatte. Natürlich konnte ihre anfängliche Zurückhaltung gespielt gewesen sein, damit Magnus glaubte, sie würde ihm die Wahrheit sagen, aber dafür müsste sie eine hervorragende Schauspielerin sein. Und äußerst gerissen.
    War es möglich, dass der Ring aus Gauks Saga wirklich noch existierte?
    Eine sehr verlockende Annahme. Es gab eine große Auseinandersetzung unter Wissenschaftlern, wie historisch korrekt Island-Sagas tatsächlich waren. Viele der darin erwähnten Personen und Ereignisse hatte es tatsächlich gegeben, aber sie enthielten ebenso viele Abschnitte, die offensichtlich der Phantasie entsprungen waren. Wann immer Magnus die Sagas las, zerstreuten der sachliche Stil und die realistischen Figuren seine Zweifel, bis er das Gefühl hatte, das mittelalterliche Island sei zum Greifen nah.
    Der Kriminalist in ihm widerstand dieser Versuchung. Erstens konnte Magnus nicht mal sicher sein, dass die Saga als solche echtwar. Und auch dann konnte der Ring reine Erfindung sein. Und selbst wenn es einmal einen goldenen Ring gegeben hatte, so wäre er jetzt entweder unter Tonnen von Vulkanasche begraben oder längst von einem armen Hirten gefunden und verkauft worden. Die ganze Sache war unwahrscheinlich. Höchst unwahrscheinlich. Und Spekulationen führten zu nichts. Eigentlich war es jedoch unwesentlich, was Magnus dachte; ausschlaggebend war, was Agnar, Steve Jubb und Isildur geglaubt hatten.
    Denn wenn ein echter Herr der Ringe -Fan der Überzeugung war, den Ring selbst an sich nehmen zu können, den Einen Ring, dann mochte er versucht sein, dafür zu töten.
    »Ich weiß nicht, was ich denken soll«, sagte Magnus. »Aber danke, dass du es mir erzählt hast.«
    Ingileif zuckte mit den Achseln.
    »Wäre natürlich besser gewesen, wenn du sofort damit heraus gerückt wärst.«
    Ingileif seufzte. »Es wäre am besten gewesen, wenn ich die verfluchte Saga überhaupt nicht aus meinem Safe geholt hätte.«

Die Kantine war fast voll besetzt. Officer Pattie Lenahan sah sich nach einem bekannten Gesicht um und erblickte Shannon Kraychyk von der Verkehrspolizei, die allein an einem Tisch hinten im Raum saß, neben ihr eine Gruppe von Freaks aus der Computerabteilung. Pattie trug ihr Tablett hinüber.
    »Wie sieht’s aus, Shannon?«
    »Gut. Mal abgesehen von meinem bescheuerten Sergeant, der mir ständig auf den Füßen steht, weil wir unsere Quote in diesem Monat noch nicht erfüllt haben. Als ob ich daran was ändern könnte! Was soll ich denn bitte schön tun, wenn die Bürger von Boston plötzlich beschließen, nicht mehr zu rasen?«
    Pattie und Shannon machten eine Weile ihrer Unzufriedenheit Luft, dann entschuldigte sich Shannon und ließ Pattie mit dem Rest ihres Chefsalats allein.
    Die Computerfreaks unterhielten sich über einen Fall aus dem letzten Jahr. Pattie konnte sich noch gut daran erinnern. Es ging um eine Frau in Brookline, die von ihrem Nachbarn entführt worden war; einige Wochen hatte der Fall

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