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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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du.«
    Ingileif ging in die Luft. »Hey! Du hast gesagt, ich soll dir helfen! Ich würde es doch sagen, wenn ich ihn hätte. Sicher, am Anfang hab ich dir nicht alles erzählt, aber ich habe die ganze Angelegenheit mit der Saga und dem verdammten Ring aufgegeben. Wenn du mir nicht glaubst, schlepp mich doch aufs Revier und vernimm mich da. Folter mich doch! Du bist schließlich Amerikaner, oder? Willst du es bei mir mal mit Wasserfolter versuchen?«
    Die Heftigkeit ihrer Reaktion verblüffte Magnus. »Stimmt, ich habe länger in Amerika gelebt. Aber ich werde dich nicht foltern. Nein, ich frage nur: Weißt du, wo der Ring ist?«
    »Nein«, sagte Ingileif. »Glaubst du mir?«
    »Ja«, entgegnete Magnus. Er wusste, dass er als Polizeibeamter seine Zweifel behalten sollte, doch ein echter Cop würde auch nichtein Glas Wein in Ingileifs Wohnung trinken. Er hatte es aufgegeben, ein richtiger Polizist sein zu wollen, zumindest solange er in Island war. Er wollte nur noch herausfinden, wer Agnar getötet hatte.
    Ingileif schien sich zu beruhigen. »Entschuldigung«, sagte sie. »Wegen der Wasserfolter eben.«
    »Hilfst du mir trotzdem?«
    »Ja.«
    »Dein Bruder sagte mir, dein Vater hätte sich dem Pastor anvertraut. Die beiden hätten Theorien ausgearbeitet, wo der Ring versteckt sein könnte. Kannst du mir noch mehr über diesen Pastor erzählen?«
    »Ich wusste damals nichts davon, dass mein Großvater den Ring gefunden hatte, aber mir war bekannt, dass mein Vater verschiedene Wanderungen mit dem Pastor um Þjórsárdalur herum plante, um den Ring zu suchen. Nun, was soll ich dir über Pastor Hákon erzählen?«
    Sie überlegte, sammelte ihre Gedanken. »Er ist ein sonderbarer Mensch. Ich meine, es gibt eine Menge exzentrischer Landpfarrer in Island, aber Hákon ist einer der seltsamsten. Viele meiner Freundinnen hatten Angst vor ihm, fürchteten sich vor ihm und waren gleichzeitig fasziniert. Er brachte sie immer ganz durcheinander.«
    »Aber dich nicht?«
    »Nein, mit mir ging er immer ganz unkompliziert um, wahrscheinlich wegen meines Vaters. Er ist klug, er sieht sich gern als Intellektuellen. Er interessiert sich sehr für Sæmundur den Gelehrten, das ist der Mann, der immer wieder den Teufel betrog. Und natürlich weiß er alles über die Legende vom Hruni-Tanz.«
    »Hast du ihn in letzter Zeit mal gesehen?«
    »Er hat Ende letzten Jahres den Gottesdienst bei der Beerdigung meiner Mutter geleitet. Hat er wirklich nicht schlecht gemacht. Auf jeden Fall besitzt er eine gewisse Präsenz.« Ingileif trank ihr Glas aus. »Möchtest du noch ein Glas Wein?«
    Magnus nickte. Ingileif ging zum Kühlschrank, holte die Flasche heraus und füllte beide Gläser nach.
    »Ich habe in den letzten Tagen, nach der Sache mit Agnar, viel über den Tod meines eigenen Vaters nachgedacht. Ich weiß, dass du in der Mordsache Agnar ermittelst, aber ich frage mich, ob der Tod meines Vaters wirklich so ablief, wie es damals geschildert wurde.«
    »Wie denn?«
    »Mein Vater und der Pastor machten eine zweitägige Campingtour, hoch in die Berge westlich des Flusses Þjórsá. Da oben ist es ganz schön öde, und es lag noch ein bisschen Schnee. Ich habe nie richtig herausbekommen, wohin genau sie gingen – vermutlich untersuchten sie Höhlen oder hundeförmige Lavabrocken.«
    Ingileif trank einen Schluck von ihrem Wein. »Am zweiten Tag waren sie auf dem Rückweg, als wie aus dem Nichts ein Schneesturm aufkam. Ich sage ›wie aus dem Nichts‹, er war zwar vorhergesagt worden, aber der Tag davor war klar und sonnig gewesen, das weiß ich noch heute. Sie verirrten sich im Moor, und mein Vater stolperte über eine Felskante. Er fiel gut fünfzehn Meter tief auf Gestein. Der Pastor kletterte zu ihm hinunter. Er behauptet, Vater sei schwer verletzt, aber noch am Leben gewesen. So schnell er konnte, lief er davon, um Hilfe zu holen, doch er verirrte sich erneut im Schneesturm. Sechs Stunden später stieß er auf einen Schafbauernhof und packte sich den Bauern. Als sie den steilen Abhang erreichten, war mein Vater tot: Schädelbruch, Genickbruch. Es hieß sogar, er starb nur wenige Minuten nach dem Sturz.«
    »Das tut mir leid«, sagte Magnus. »Mein Vater starb, als ich zwanzig war. Das ist hart.«
    Ingileif lächelte flüchtig. »Ja, das stimmt. Und auch, wenn man glaubt, man hätte sich damit abgefunden, ist es irgendwie nie richtig abgeschlossen. Besonders, wenn so was wie das jetzt passiert.«
    »Glaubst du, er wurde gestoßen?«, fragte

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