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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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wissen?«
    »Hast du was für einen Cop erledigt, der Magnus Jonson heißt?«
    Johnny nickte eifrig.
    »Hast du die Adresse von einem Typ in Kalifornien rausgesucht, die er wissen wollte?«
    Abermals nickte Johnny.
    »Wie wär’s, wenn du mir die aufschreiben würdest?« Der Mann sah sich im Zimmer um. Er war groß und schlank, hatte eine glatte Haut und undurchdringliche braune Augen. Die in diesem Moment Stift und Papier erblickten. »Da drüben!«
    »Ich muss im Computer nachsehen«, sagte Johnny.
    »Dann mach! Aber ich schau zu. Also keine Notrufe an irgend wen schicken!«
    Sich der Waffe an seinem Hinterkopf voll bewusst, ging Johnny Yeoh an seinen Schreibtisch und setzte sich vor den Computer. Er kniff die Hinterbacken zusammen, versuchte verzweifelte, seine Gedärme vom Verdauen abzuhalten. Außerdem musste er pinkeln.
    In weniger als einer Minute hatte er die Adresse von Lawrence Feldman gefunden. Er schrieb sie nieder; seine Hand zitterte so stark, dass er zweimal ansetzen musste, und selbst dann waren die Buchstaben kaum leserlich.
    »Hat Jonson gesagt, wo er ist?«, fragte der Fremde.
    »Nein«, erwiderte Johnny, drehte sich um und sah mit großen Augen zu ihm auf. »Ich habe nicht mit ihm gesprochen. Er hat mir nur eine E-Mail geschickt.«
    »Wo kam die her?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Aus Schweden?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dann guck nach!« Die Waffe wurde ihm wieder in den Nacken gestoßen.
    Johnny öffnete seinen E-Mail-Ordner und fand die Mail von Magnus. Tatsächlich hatte er den Absender gar nicht überprüft. Der Name der Domain war lrh.is . Wo sollte das denn sein? Ein Land, das mit »is« begann? »Island vielleicht?«
    »He, das frage ich dich!«
    »Schon gut, schon gut. Ich schau nach.« Johnny brauchte keine Minute, um zu bestätigen, dass die Domain tatsächlich aus Island war. Um genauer zu sein: die isländische Polizei.
    »Aber Island ist nicht Schweden, oder?«
    »Nein«, sagte Johnny.
    »Ist das in der Nähe von Schweden?«
    »Nicht so ganz«, erwiderte Johnny. »Ich meine, Island gehört zwar zu Skandinavien, aber es liegt mitten im Atlantik. Tausend Kilometer weit weg. Zweitausend.«
    »Schon gut, schon gut.« Der Mann mit dem Revolver griff nach dem Zettel und ging rückwärts auf die Tür zu. »Hey, du bist echt nicht komisch, Mann.«
    Dann tat der Bewaffnete etwas sehr Sonderbares. Er blickte Johnny Yeoh in die Augen. Hielt sich den Revolver an die eigene Schläfe. Grinste.
    Und drückte ab.

Der Pastor nahm die Zeitung, die er im Laden unten in Fluðir gekauft hatte, mit in sein Arbeitszimmer. Auf Seite fünf war ein kurzer Artikel über die Ermittlungen im Mordfall Agnar. Es klang, als sei die Polizei nach der anfänglichen Verhaftung des Engländers nicht weit vorangekommen. Grinsend musste der Pastor daran denken, wie er die schwarze Kommissarin aus der Fassung gebracht hatte. Aber zu viel Selbstsicherheit war gefährlich. Die Polizei forderte alle Zeugen auf, sich zu melden, die am Sommeranfang jemanden zu dem Uferabschnitt des Þingvellir-Sees hatten hinunterfahren sehen.
    Das machte ihm Sorgen.
    Er überlegte, ob er telefonieren sollte, doch er wusste, dass es am besten war, die Ruhe zu bewahren und sich unauffällig zu verhalten. Es gab zwar keinen Grund, warum die Polizei ihm noch einen Besuch abstatten sollte, dennoch wäre er klug genug, darauf vorbereitet zu sein.
    Kurz schaute er hinüber zum Bücherstapel auf seinem Schreib tisch. Daneben lag das Schreibheft, das an der Seite aufgeschlagen war, wo er am Abend zuvor aufgehört hatte. Eigentlich müsste er sich wieder an das Leben des Sæmundur setzen. Aber er wurde die Unruhe einfach nicht los, die der Artikel aus der Zeitung in ihm ausgelöst hatte. Er brauchte Trost.
    Der Pastor legte die Zeitung beiseite und ging die kleine CD-Sammlung im untersten Fach des großen Bücherregals durch. Dann wählte er Led Zeppelin IV aus. Er schob sie in den CD-Spieler und drehte die Lautstärke auf.
    Mit einem Lächeln erinnerte er sich an damals, vor fünfzehnJahren, als er seinem Sohn vorgeworfen hatte, Musik von Teufelsanbetern zu hören, und wie er sie dann heimlich selbst aufgelegt hatte, wenn sein Sohn in der Schule war. Sie gefiel ihm; irgendwie war sie passend. Kurz stand der Pastor da, schloss die Augen und ließ den Song über sich hinwegdonnern.
    Nach einigen Minuten verließ er das Haus und ging die fünfzig Meter zur Kirche hinüber, die sich unter dem Felsvorsprung duckte. Aus dem Pfarrhaus hinter ihm drangen

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