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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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tosende, eindringliche Töne, die von den Felsen zurückgeworfen wurden und durchs Tal hallten.
    Von innen war die Kirche hell und luftig. Sonnenlicht strömte durch die klaren Glasfenster herein. Die Decke war in Hellblau gehalten und mit goldenen Sternen verziert, die Wände waren mit cremeweißem Holz vertäfelt, die Bänke rosa gestrichen. Die Kanzel und die kleine elektronische Orgel waren aus heller Kiefer. Der Pastor ging zum Altar, über den roter Samt drapiert war. Dahinter hing ein Bild vom letzten Abendmahl.
    An solchen Vormittagen behaupteten manche Gemeindemitglieder, sie könnten Gott in der Kirche spüren. Doch nur der Pastor wusste, was dort wirklich versteckt war.
    Unter dem prächtigen Samt war der Altar nur ein schäbiger alter Kiefernschrank, in dem Stapel alter Ausgaben des Lögbirtingablad lagen, offizielle Mitteilungen aus den letzten Jahrzehnten. Der Pastor griff unter den Stapel auf der rechten Seite. Seine Finger tasteten nach dem vertrauten runden Gegenstand.
    Der Ring.
    Er zog ihn hervor und schob ihn auf den vierten Finger seiner rechten Hand, wo er wie angegossen passte. Der Pastor hatte große Hände, er war in seiner Jugend ein guter Handballspieler gewesen, dennoch saß der Ring nicht zu eng. Er war für die Finger eines Kriegers gemacht worden.
    Und jetzt gehörte er dem Pastor von Hruni.

    Bei der morgendlichen Besprechung ignorierte Baldur Magnus völlig.
    Baldur trug Beweise gegen Tómas Hákonarson zusammen. Niemand hatte Tómas an jenem Abend nach Hause kommen sehen, weder zu der von ihm angegebenen Zeit, also gegen fünf oder sechs Uhr, noch deutlich später. An den Turnschuhen, die er angeblich an jenem Abend getragen hatte, waren nur wenige Spuren von Dreck zu finden, sie waren allerdings am vergangenen Samstag völlig nass geworden, als er mit ihnen durch zahllose Pfützen gegangen war. Das Labor wollte noch einen gründlicheren Test durchführen und zudem die Fasern seiner Socken mit drei noch nicht zugeordneten Fasern aus dem Ferienhaus vergleichen.
    Tómas selbst hatte um einen Rechtsanwalt gebeten. Er blieb bei seiner Geschichte und weigerte sich, zuzugeben, dass sie wenig überzeugend klang.
    Während der gesamten Besprechung richtete Baldur nicht ein Mal das Wort an Magnus, bat ihn weder um seine Meinung, noch erteilte er ihm Aufgaben für die Ermittlung. Þorkell Holm sah sich das alles genau an.
    Dieser verfluchte Baldur!
    Magnus tat der Kopf weh. Am Vorabend hatte er deutlich mehr als ein Bier im Grand Rokk getrunken, sich aber von den Schnäpsen ferngehalten. Er hatte eher einen dicken Kopf, keinen ausgewachsenen Kater. Doch es war genug, um ihn in eine aggressive Stimmung zu versetzen.
    Magnus würde Baldur alles über Tómas’ Vater erzählen – wenn es so weit war. Wenn er selbst mit dem Pastor gesprochen hatte.

    Lawrence Feldman saß im Fond eines schwarzen Mercedes-Geländewagens und betrachtete die Gefängnisanlage vor sich. Er war auf dem Parkplatz von Litla Hraun. Die Gebäude selbst sahen gar nicht so schlimm aus: weiß, funktional, umgeben von zwei Zäunen. Aber die Landschaft war trostlos: flach, braun und öd erstrecktesie sich über die Berghänge in Richtung Norden. Nach Süden hin lag die große graue Fläche des Atlantiks. Wenigstens schien die Sonne ein wenig auf dieser Seite des Passes.
    Die nur einstündige Fahrt von Reykjavík herüber war aufregend gewesen, sie waren oben in den Wolken durch Lavafelder gefahren. Feldman fand, er könnte genauso gut in Mittelerde sein, vielleicht am Rande von Mordor, der Heimat des dunklen Herrschers Sauron. Es gab kein Gras, nichts Grünes, zumindest nicht das Grün aus seiner Heimat. Seltsame Flechten und Moose, manche in einem hellen Grün, andere grau oder orange, bedeckten die Felsen. Schneefelder erstreckten sich die Berghänge hinauf bis in die Wolken. Neben der Straße stiegen Dampfwolken aus dem Boden auf.
    Mordor.
    Ein großer schwarzer Vogel schoss herab und setzte sich auf einen Zaunpfahl nur wenige Meter vom Wagen entfernt. Er öffnete den Schnabel und krächzte anklagend. Dann neigte er den Kopf zur Seite und schien Feldman mit einem Auge anzustarren. Ein Rabe. Der verfluchte Vogel war verdammt gruselig.
    Feldman hatte sich entschieden, im Auto sitzen zu bleiben, während Kristján Gylfason, der Anwalt, den er für Gimli engagiert hatte, ins Gefängnis gegangen war, um den Engländer abzuholen. Die Geschichten, die der rothaarige Polizist mit dem lupenreinen amerikanischen Akzent Feldman über

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