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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Ridpath
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ermorden?«
    Magnus zuckte mit den Achseln.
    Ingileif dachte kurz darüber nach. »Ich weiß es nicht«, sagte sie schließlich deprimiert. »Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich kann mir ohnehin nicht vorstellen, dass jemand einen anderen Menschen umbringt. So etwas gibt es hier in Island einfach nicht.«
    »Das gibt es überall«, sagte Magnus. »Und hier ist es auch passiert. Mit Agnar.«
    Sie befanden sich nun unten in der Ebene, auf einer langen, geraden Straße, die durch braune Grasfelder führte. Im Abstand von ungefähr anderthalb Kilometern sah man ein Bauernhaus oder eine kleine weiß-rote Kirche auf einer Hügelkuppe, davor ein ordentliches grünes Grasfleckchen. Schafe standen auf der Weide, die meisten noch in zotteliger Winterwolle, doch am häufigstensah man Pferde, robuste Tiere, kaum größer als Ponys, viele in einem goldenen Kastanienton.
    »Und du? Bist du in Amerika so ein harter Cop mit Pistole, wie im Fernsehen?«, fragte Ingileif. »Der die Bösen im Sportwagen durch die Stadt jagt?«
    »Wir regen uns immer tierisch über diese Krimis im Fernsehen auf, da ist immer alles falsch«, sagte Magnus. »Aber es stimmt, ich habe eine Waffe. Und die Stadt ist wirklich voll von schlechten Menschen, zumindest die Gegend, wo ich ständig hingeschickt werde.«
    »Macht dich das nicht fertig? Oder findest du es aufregend?«
    »Keine Ahnung«, sagte Magnus. Für Außenstehende war das Leben bei der Polizei nur schwer zu erklären. Sie begriffen es nie richtig. Colby hatte es nie verstanden.
    »Tut mir leid«, sagte Ingileif und schaute aus dem Fenster.
    Sie fuhren weiter. Vielleicht war Magnus ungerecht zu Ingileif. Schließlich hatte sie sich auch am Abend zuvor bemüht, ihn zu verstehen.
    »Auf dem College gab es ein Mädchen, Erin. Sie ging immer nach Providence, um mit den Kindern dort zu arbeiten. Damals herrschten in der Stadt wirklich schlimme Zustände. Ich begleitete sie, auch weil ich es gut fand, was sie dort machte. Hauptsächlich natürlich, weil sie das schönste Mädchen vom College war und ich sie ins Bett haben wollte.«
    »Wie romantisch!«
    »Ja. Aber sie tat wirklich viel Gutes. Sie konnte super mit Kindern umgehen, die Jungs waren heiß auf sie, und auch die Mädels fanden sie toll. Und ich hab manchmal mitgeholfen.«
    »Ich wette, die kleinen Mädchen fanden dich auch alle süß«, sagte Ingileif grinsend.
    »Ich konnte sie mir so gerade vom Hals halten«, erwiderte Magnus.
    »Und? Hast du dich in das Bett des armen Mädchens gewanzt?«
    »Eine Zeitlang.« Magnus lächelte bei der Erinnerung. »Sie warwirklich ein guter Mensch. Einer der besten, die ich kenne. Viel besser als ich. Wenn Erin einen verkorksten Jugendlichen kennenlernte, der mit Drogen dealte oder seine Nachbarn mit dem Messer bedrohte, dann sah sie in ihm einen verängstigten kleinen Jungen, der von seinen Eltern und der Gesellschaft misshandelt und im Stich gelassen worden war.«
    »Und du?«
    »Ich hab auch versucht, es so zu sehen wie sie, wirklich. Aber in meiner Welt gibt es gute und schlechte Menschen, und mir fallen immer nur die schlechten auf. Meiner Meinung nach sind die schlechten Menschen schuld, wenn eine Gegend den Bach runtergeht und die Jugendlichen auf den falschen Weg geraten. Dann will ich nur eines tun, nämlich diese kleinen Schweine davon abhalten, das Leben anderer Leute zu ruinieren. So, wie mein Leben von demjenigen zerstört wurde, der meinen Vater tötete.«
    »Und deshalb bist du zur Polizei gegangen?«
    »Genau. Und Erin wurde Lehrerin.« Magnus lächelte schief. »Und irgendwie denke ich, sie hat die Welt mehr verbessert als ich.«
    »Triffst du sie noch?«
    »Nein«, sagte Magnus. »Ich habe sie ein paar Jahre nach dem College noch mal in Chicago besucht. Aber da hatten wir uns schon sehr stark verändert. Hübsch war sie allerdings immer noch.«
    »Ich glaube, ich bin eher deiner Meinung«, sagte Ingileif und sah ihn an. »Was die schlechten Menschen betriff t.«
    »Ja?«
    »Wundert dich das?«
    »Ich glaub schon.« Erin war ganz entschieden anderer Meinung gewesen. Und Colby ebenso. Polizisten fühlten sich in der Hinsicht immer etwas alleingelassen, es kam ihnen vor, als erledigten sie die Arbeit, die sonst niemand machen wollte, ohne dass jemand deren Notwendigkeit eingestehen wollte.
    »Doch, sicher, du hast ja die Sagas gelesen. Wir isländischenFrauen liegen unseren Männern ständig in den Ohren, endlich aufzustehen und noch vor dem Mittagessen die Familienehre zu retten.«
    »Das

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