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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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würde es ihm nie gelingen, Kununs Vertrauen zu gewinnen. Der Kampf um Akink wäre verloren - und das alles wegen eines Wolfs, der geglaubt hatte, er könnte in den Käfig hineinfliegen, sich seine Mahlzeit schnappen und wieder herausfliegen, ohne die Falle auszulösen.
    Alles in ihm krampfte sich zusammen und dennoch konnte er nicht fliehen. Das Licht ist für die Unschuldigen da … Was wog mehr - die Warnung weiterzugeben oder einen strohdummen Wolf zu retten? Dort hinten kamen sie schon, die Lichter ihrer Fackeln tanzten durch die Nacht, ihre leisen Stimmen trugen den Klang von unterdrücktem Gelächter mit sich. So düster die Aussichten auch waren, die Nachtwache würde sich immer scherzend in den Kampf stürzen. Der Schmerz, dass er nicht mehr zu ihnen gehörte, packte Mattim und drückte ihn hinunter, dicht neben den Käfig, als könnte er der Qual entkommen, indem er sich dort verkroch, zwischen den Gitterstäben, sich hindurchdrängte, mit dem Schatten verschmolz …
    Es gab hier keinen Schatten außer ihm. Die Dunkelheit des Waldes hätte vielleicht genügt, um verschwinden zu können, aber der Schnee schimmerte zu hell. Unmöglich, in den Käfig zu gelangen. Es sei denn …
    Die Patrouille. Mit ihren Fackeln. Er musste nur warten, bis sie dicht herangekommen waren und das Licht der Fackeln einen schwarzen Schatten auf den Käfig warf. Falls sie sich von der Seite näherten, würde der Busch für den nötigen Schatten sorgen, falls sie jedoch von vorne kamen …
    »Hab keine Angst, Palig«, flüsterte er. »Bleib ruhig. Ich hol dich da raus.«

    Natürlich kamen sie von vorne. Mattim blieb neben dem Käfig unter dem Gebüsch sitzen und wartete halb bang und halb sehnsüchtig auf die Fackelträger.
    »Da ist einer! Ein Wolf! Wir haben einen!«
    Er erkannte die Stimme sofort.
    »Na endlich! Es wurde aber auch Zeit. - Passt auf, da sind Spuren im Schnee, hier ist …«
    Der Schein der vordersten Fackel fiel auf den Käfig. Geduckt sprang Mattim nach vorne, ließ sich in seinen eigenen Schatten durchs Gitter fallen, packte Palig mit beiden Armen und stürzte durch den Schatten am hinteren Ende des Käfigs wieder hinaus. Dort ließ er den Wolf los, der wie ein grauer Blitz davonschoss.
    Der Prinz rappelte sich auf, sah durch die doppelte Wand der Stäbe noch ein paar Gesichter und lief ebenfalls los, so schnell er konnte. Er rannte nicht weit, sondern blieb hinter einem dicken Baumstamm stehen. Das Gesicht an die raue Rinde gelehnt, horchte er auf die Rufe der Flusshüter.
    »Was war das? Habt ihr das gesehen? Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Das war Mattim. Ich bin mir ganz sicher, Mattim war’s.«
    »Den Namen gibt es nicht mehr, schon vergessen? Ein Schatten, ein elender Schatten! Wo mag er hin sein?«
    »Wir müssen bloß den Spuren folgen.«
    »Das ist nicht dein Ernst. Du willst einem Schatten folgen, der dich jederzeit aus dem Gebüsch anfallen kann?«
    »Seid doch mal still!« Miritas Stimme, scharf und ungeduldig. »Die Falle ist leer. Lasst uns die Runde beenden.«
    Wer war hier der Anführer, dass er sich das gefallen ließ? Jedenfalls setzten die Hüter ihren Marsch durch den Wald fort, ohne die Verfolgung aufzunehmen. Mattim war froh darüber, auch wenn er es immer leichter fand, in den Schatten hinein zu verschwinden, und sich wenig Sorgen darüber
machte, dass sie ihn erwischten. Einen Moment lang hatte er gedacht, er würde einfach laut rufen. So laut er konnte: Kunun plant einen Angriff! Rüstet die Stadt! Macht euch bereit!
    Aber sie würden ihm nicht glauben. Was noch schlimmer war: Falls Kunun und die Schattenwölfe in nächster Zeit irgendeinen der Wächter erwischten, würde er Mattim verraten. Dann hatte er zwar die Warnung weitergegeben, sich selbst jedoch jeder Möglichkeit beraubt, den Angriff zu verhindern.
    Nein, er musste mit einem Flusshüter allein reden, mit einem, der ihm zuhören würde. Mirita. Bei dem Gedanken an sie krampfte sich alles in ihm zusammen. Zweimal hatte sie ihn verraten, einmal an seine Eltern, einmal an die Flusshüter auf Schattenjagd. Es sprach alles dafür, dass sie ihn auch zum dritten Mal verraten würde und er diese Nacht damit verbringen musste, durch den Wald zu fliehen. Und dennoch … Das bittere Gefühl, von seiner besten Freundin verraten worden zu sein, machte es ihm fast unmöglich, sich die Frage zu stellen, warum sie es getan hatte.
    Für Akink.
    Wenn er ihr klarmachen konnte, dass er wichtige Informationen mitgebracht hatte, würde sie ihm

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