Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
Vom Netzwerk:
kein Spiel. Wir befinden uns im Krieg. Und ich werde nicht zulassen, dass irgendeiner meiner Schatten aus der Reihe tanzt. Wenn wir den Angriff auf Akink starten, wirst du entweder mein loyaler Gefolgsmann sein, oder ich werde mir etwas für dich ausdenken, was dir ganz und gar nicht gefallen wird.«
    Den Angriff starten? Das Entsetzen schlug in ihn ein wie ein Blitz. Mattim stand da wie gelähmt, doch sein Körper
reagierte ohne sein Zutun auf die Bedrohung. Er zog die Oberlippe hoch und knurrte.
    Kunun schlug ihm kameradschaftlich auf die Schulter und lachte. »Der Wolf in dir ist stark«, sagte er. »Er ist schon ganz nah … Ich kann geradezu spüren, wie er mir aus deinen Augen entgegenspringt. Der Schattenwolf. Wie wird er wohl aussehen, was meinst du? Golden wie dein Haar? Ein Wolf, glänzend und tödlich wie ein Blitzstrahl? Er ist da, auch wenn du es noch nicht weißt. Oh, Mattim, ich bin sicher, wir werden Seite an Seite miteinander kämpfen!«
    Der Jüngere hörte gebannt zu und wollte gegen jedes Wort protestieren, gegen die Bilder, die ungerufen zu ihm kamen. Der Wald von Magyria. Die mächtigen Bäume, die ihre Wipfel in den Himmel streckten, als wollten sie mit ihren knorrigen Händen den Mond erreichen. Das intensive, dunkle Blau über ihnen, tiefer und reiner als jedes Wasser. Dazu eine Süße in der Luft, eine Fülle an Gerüchen. Wald. Wald und Beute …
    Und Akink. Sein herrliches Akink hinter dem Fluss, lichtdurchpulst, alt, eine Stätte der Geborgenheit. Niemand durfte Akink angreifen. Er musste die Menschen warnen! Irgendwie musste er den König benachrichtigen.
    »Lass mich durch die Pforte im Keller gehen«, flüsterte er. »Lass mich nach Magyria.«
    »Schlag dir das aus dem Kopf«, sagte Kunun schroff. »Dachtest du, du könntest mich auf der Jagd auch nur einen Augenblick täuschen? Schande über dich, dass du es überhaupt versucht hast!«
    »Ich wollte, dass du mich auch einmal lobst«, erwiderte Mattim kläglich und wunderte sich zugleich über die dreiste Lüge und wie überzeugend er sie vorbrachte und nicht zuletzt darüber, dass er es schon wieder tat, genau dasselbe, was Kunun ihm gerade vorwarf.
    »Du bist noch nicht so weit.«
    Mattim widersprach nicht. Was für ein seltsamer Kampf
war dies, den Gegner zu besiegen, indem man das Schwert vor ihm niederlegte.
     
    Oben in seinem Zimmer warf Mattim sich aufs Bett. Sein Körper war nicht müde, aber sein Geist wollte träumen. Wenn er die Augen schloss, kehrte er in den Wald zurück, wo die Wölfe auf ihn warteten. Jenseits des Flusses erhob sich Akink, über den still daliegenden Türmen und Kuppeln ein Strahlen wie der Hof des Mondes. Licht glitzerte auf den Wellen des Donua.
    Aber süßer und verlockender als dieser Traum war der Gedanke an Hanna. Nichts konnte schöner sein als das. Sich an jedes einzelne Wort zu erinnern, an jede ihrer Gesten, an ihre Blicke, ihre Küsse, ihre Berührungen …
    Wenn wir den Angriff auf Akink starten.
    Mattim wollte nicht darüber nachdenken. Träumen wollte er, von einer Zeit mit Hanna, von einem Leben mit ihr, während ihn alles andere nichts mehr anging.
    Doch Kunun hatte von einem Angriff gesprochen, und es war immer noch Mattims Pflicht, Akink zu retten. Wenn er nur gewusst hätte, wie! Wenn er nur gewusst hätte, was Kunun plante. Dein Bruder glaubt, er wird immer siegen , hatte Hanna gesagt. Was brachte Kunun dazu, jetzt an einen Angriff zu denken? Ausgerechnet jetzt, obwohl er seit hundert Jahren damit zufrieden gewesen war, sein Unwesen in Magyria zu treiben? Hatte er inzwischen genug Schatten um sich geschart, um einen Angriff auf die Stadt des Lichtkönigs zu wagen? Nur wie wollte er über die Brücke gelangen?
    Mattim seufzte. So kam er nicht weiter.
    Langsam zog er den Brief aus der Tasche und betrachtete das nichtssagende Weiß. Hell und leer, und obwohl Hanna gesagt hatte, sie hätte bloß etwas für ihn gebastelt, fürchtete er sich, denn das hier hatte sie gemacht, bevor er gekommen und sich entschuldigt hatte.

    Das Papier knisterte leise, während er den Umschlag befühlte. Du belügst Kunun und traust dich nicht, einen Brief von Hanna zu öffnen, von deiner Hanna?
    Mattim riss den Umschlag auf. Sehr laut kam ihm das Geräusch in seiner stillen Wohnung vor, scharf, wie etwas, das Hundertschaften auf den Plan rufen konnte. Und noch viel mehr verdiente das, was er herauszog, das Eingreifen der anderen Schatten, Kunun mit einem Schwert wild schreiend an der Spitze …
    Es war ein

Weitere Kostenlose Bücher