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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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entgegen.
    Mattims Stimme klang kühl und unbeteiligt. »Ist Kunun hier?«
    »Unser Bruder ist auf einer Geburtstagsfeier«, gab Atschorek zurück. Sie streckte die Hand aus und griff nach Hannas Arm. Mit einer einzigen fließenden Bewegung zog sie Hanna zu sich heran, trat ins Innere des Hauses und schloss die Tür hinter sich.
    »Lass mich los!«, fauchte das Mädchen, und im selben Moment hörte sie draußen Mattim etwas rufen. Und Stimmen, die ihm antworteten.

    Die Vampirin hielt ihr mit ihrer kleinen, harten Hand den Mund zu. »Du bist still«, sagte sie. »Mattim hat da draußen jetzt genug zu tun. Du bist doch nur aus einem einzigen Grund hier - wegen Réka. Willst du sie sehen? Sie ist hier. Ich kann dir gerne zeigen, was geschieht. Allerdings kein Laut. Kein einziger Laut. Klar?«
    Hanna nickte. Sie hing in Atschoreks Umklammerung, und ihr Herz klopfte heftig, doch sie versuchte nicht einmal, zu schreien. Réka. Bring mich zu ihr, wollte Hanna sagen, aber sie nickte nur. Daraufhin öffnete Atschorek leise, ganz leise, eine Tür und führte sie eine Treppe hinauf, direkt vor ein Geländer aus gedrechselten Holzstäben, durch die man in den dunkel vertäfelten Raum hinabsehen konnte, auf die schwarzen Marmorfliesen und ein flackerndes Kaminfeuer. Auf einen sorgsam abgedunkelten Raum, in dem nicht der kleinste Sonnenstrahl ankam. Bevor Hanna rufen konnte, war wieder Atschoreks Hand auf ihrem Mund.
    Die Vampirin drückte sie hinunter und kauerte mit ihr hinter dem Geländer. »Sieh genau hin«, wisperte sie Hanna ins Ohr. »Das werde ich auch mit dir machen. Schau hin.«
    Dort unten war Kunun. Mit Réka. Mit einer wunderschönen Réka, unversehrt und lebendig. Zusammen saßen sie auf dem flauschigen Teppich vor dem Kamin. Das Mädchen hatte anscheinend gerade ein Geschenk ausgepackt, denn neben ihr auf den dunklen Fliesen lagen bunte Seidenbänder und Papier. Sie hielt etwas Glänzendes hoch, und Hanna erkannte, dass sie die schwarze Bluse trug. Sie hatte dem Mädchen das Kleidungsstück am Abend in Geschenkpapier eingewickelt vor die Zimmertür gelegt.
    »Es ist so schön. So wunderschön.« In Rékas Stimme lagen Jubel und Jauchzen und eine Freude, die bis zu Hanna emporstieg. »Das ist so lieb von dir, Kunun. Ich kann es gar nicht fassen.«
    »Mein Herz«, sagte er und strich über ihr schwarzes
Haar. »Du bedeutest mir unendlich viel. Ich muss dir etwas sagen, Réka. Etwas, das deine Gefühle für mich vielleicht für immer verändern wird. Fast habe ich Angst davor, es auszusprechen, aber es muss sein.«
    Réka sah zu ihm auf, ihre Augen glänzten. »Hab keine Angst. Ich habe auch keine.«
    Kunun knöpfte sein Hemd auf. Das flackernde Feuer warf seinen Schein auf seine muskulöse Brust. »Horch«, sagte er. Dann hielt er Réka eng an sich, ihr Ohr über seinem Herzen. »Hörst du etwas? Hörst du, wie mein Herz schlägt?«
    »Da ist nichts«, flüsterte sie.
    »Ich bin ein Vampir«, sagte Kunun.
    »Ich weiß.« Réka verblieb in seiner Umarmung, ohne sich zu rühren. »Hanna hat es mir gesagt. Aber es ist mir egal.«
    »Réka.« Kunun fuhr mit den Fingern über ihre Wange. »Ich brauche dich. Wenn du wüsstest, wie sehr ich dich brauche … bei mir. Ganz nah bei mir. Für immer.«
    Seine Stimme war wie ein Zaubergesang. Die beiden saßen vor dem Feuer, in einem Raum, aus dem sie die Welt ausgeschlossen hatten. »Komm zu mir«, sagte er. »Für immer.«
    »Ich soll eine Vampirin werden?«, fragte das Mädchen und richtete sich auf. Sie musterte ihren Freund, mit ihrem Kindergesicht, voller Vertrauen, voller Liebe. Hanna wollte an den Stäben rütteln und rufen, sie auf sich aufmerksam machen, irgendetwas tun, um den Zauber zu brechen, um Réka zu warnen, aber unerbittlich drückte Atschorek sie auf den Boden, die Hand über ihrem Mund. Hanna konnte sich nicht bewegen, wie gelähmt, wie in einem Albtraum, musste sie mit ansehen, wie Kunun sich vorbeugte und Réka sanft auf die Lippen küsste.
    »Du musst sterben«, sagte er. »Dann bist du bei mir. Für immer bei mir. Bist du dazu bereit?«
    Nicht einmal ein Wimmern drang aus Hannas Kehle.
Schreien und heulen wollte sie, aber sie konnte nichts davon tun.
    »Ja«, antwortete Réka. »Ja, ich bin bereit.«
    Kunun hielt sie im Arm und küsste sie, auf den Mund, die Wangen, den Hals.
    »Es wird ein bisschen wehtun«, sagte er.
    »Ich habe keine Angst, wenn du nur bei mir bist«, flüsterte Réka.
    Jetzt biss er sie in den Hals. Hanna sah nur den Schopf seiner

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