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Magyria 01 - Das Herz des Schattens

Titel: Magyria 01 - Das Herz des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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und ächzte, als er näher kam.
    Plötzlich dachte er an Roman. Daran, wie Roman gestorben war. »Bin ich es?«, fragte er, obwohl er einige Schritte von ihr entfernt stand. »Tue ich dir etwa weh?«
    Sie starrte ihn an und wich zurück.
    »Schatten!«, brüllte der Wächter. »Vorsicht! Schatten!«
    Die Frau schrie auf, als die Umstehenden ihre Schwerter zogen, so qualvoll, dass es Mattim durchfuhr. »Nein! Nein! Oh, nein!«
    »Treibt sie zum Fluss!«, rief der Brückenwächter. »Bevor sie irgendjemandem zu nahe kommt!«
    War es nicht so, dass Schwerter einem Schatten nichts anhaben konnten? Dennoch schrie die Frau fürchterlich, als ein Hieb sie traf, und vor ihren Waffen, vor ihren grimmigen Gesichtern wich sie aufschluchzend zurück. Hinter ihr lag das Ufer des Donua. Die vielen Lichter der Brücke spiegelten sich im Wasser. Die Frau warf einen Blick hinter sich, weinte wieder und versuchte mit einem Sprung zur Seite den Schwertern zu entkommen. Doch da stand Mattim, und wieder schreckte sie vor ihm zurück, das Gesicht verzerrt vor Qual. Entschlossen rückten die Wachen weiter vor, und da versanken ihre Füße schon im Uferschlamm. Die Frau blieb stehen, ein ungläubiger Ausdruck glitt über ihr Gesicht.
    »Für Akink«, sagte sie und warf sich nach hinten, ins Wasser.
    Alle hörten, wie sie fiel, dann war sie verschwunden.
    »Das Wasser löst sie auf«, sagte der Brückenwächter leise hinter Mattim. »So wie das Licht. Die Schatten verbrennen daran.«
    Mattim war gelähmt vor Entsetzen.
    »Geh, Prinz«, bat ihn der Wächter, »wir werden herausbekommen, wie viele von ihnen es noch sind.«
    Lass mich hier, und wir können sehr schnell feststellen, wer es
ist , wollte er sagen. Doch er schwieg, denn er wusste nicht, ob er es ertragen konnte, noch einmal ein solches Ende mit anzusehen. Dann erinnerte er sich daran, wie Morrit gestöhnt hatte, als Mattim seine Hand ergriffen hatte, und eine solche Angst überfiel den Jungen, dass er nicht sprechen konnte. Er drehte sich um und rannte über die Brücke nach Akink, so schnell ihn seine Beine trugen.
    Morrit war inzwischen aufgestanden und schien die klaffende Wunde in seiner Seite nicht zu spüren. Er stand da, während die Wachen einen großen Kreis um ihn bildeten. »Ich bin es!«, rief er immer wieder. »Ihr kennt mich doch! Ich bin es!« Dann bemerkte er Mattim und machte ein paar Schritte in die Richtung des Lichtprinzen. »Ich bin es! Ich bin immer noch ich! Lasst mich gehen, bitte, so lasst mich doch gehen!«
    Einer der Wächter drehte sich mit aschfahlem Gesicht zum Prinzen um. »Nein«, sagte er leise. »Das ist nicht mehr Morrit. Das ist ein Schatten. Der Arzt hat die Bisswunde entdeckt. Warum habt ihr ihn bloß über die Brücke gelassen?«
    »Mattim!«, rief Morrit. »Hilf mir! Gnade, König Farank, bitte, Gnade!«
    Der König war herbeigeeilt. Erhöht stand er auf der Mauer und blickte auf den Platz hinunter. Sein Gesicht verriet keine Regung.
    »Ich kann Euch dienen!«, flehte der ehemalige Anführer der Nachtpatrouille. »Ich kann zu den Schatten gehen und alles über sie in Erfahrung bringen, was wir wissen müssen, um sie zu besiegen. Ich stehe immer noch auf Akinks Seite, glaubt mir! Ich kann Euch nützlich sein! Ich werde immer noch für Euch kämpfen!«
    Der König des Lichts nickte den Wachen zu. Sie traten zur Seite, um die Bogenschützen vorzulassen. Die Männer hatten ölgetränkte Lappen um die Pfeilschäfte gewickelt, die sie nun entzündeten.

    »Schießt!«
    »Nein!« Mattim versuchte, sich nach vorne zu drängen. »Vater, nein!«
    Unter dem Hagel der brennenden Pfeile ging Morrit in die Knie.
    »Verbrennt ihn!«, bestimmte der König mit rauer Stimme. »Lasst nichts von ihm übrig. Seht genau hin. Das riskieren die Hüter, wenn sie den Fluss und Akink schützen.«
    Unfähig sich zu rühren, verfolgte Mattim, wie Morrit in ihrer Mitte tanzte, während die Pfeile flogen, immer mehr, einer nach dem anderen. Der Mann musste unvorstellbare Qualen erleiden, aber er schrie nicht mehr. Er wankte über den Platz, nicht tot und nicht lebendig. Auf der anderen Seite, hinter den Wächtern, erkannte Mattim Miritas schlanke Gestalt, auf ihren Gehstock gestützt. Ihr helles Haar schimmerte durch die dichter werdenden Rauchschwaden.
    Gebannt starrte der Prinz in das Feuer, auf die lichterloh brennende Gestalt. Es war ein Wesen mit menschlichen Umrissen, ein Wesen aus Licht. Es erhob sich und torkelte vorwärts. Die Wächter wichen unwillkürlich

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