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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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dem er sich sehnte: Hannas Lächeln. Sie schlang die Arme um ihn und lehnte den Kopf gegen seine Brust. Eine Weile standen sie so da, und es gab keinen Grund, sich zu bewegen oder zu sprechen.
    »Du hast deinen Vampir noch und ich nicht«, sagte Réka traurig. »Das ist nicht gerecht.«
    Sie schien auf etwas zu warten, als müsste auch für sie ein Besucher am Tor auftauchen. Ein großer, dunkler Mann in einem schwarzen Mantel, der nicht kommen würde. Rékas Augen waren gerötet vom Weinen. Klein und bleich und schmal stand sie da und wirkte mehr denn je wie ein ausgehungertes Gespenst.
    »Sie weiß es?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Hanna. »Kunun hat sie beim letzten Mal nicht gebissen. Nachdem er sie nach Magyria gebracht hatte.«
    Merkwürdig , dachte Mattim, dass dieses junge Mädchen aussieht wie eine wandelnde Tote, dabei ist sie so viel lebendiger als ich.
    » Sie ist völlig durcheinander«, fügte Hanna leise hinzu. »Ich möchte sie heute lieber nicht allein lassen. Kommst du mit in den Wintergarten?«
    Er sehnte sich nach Zweisamkeit, aber man konnte Réka nicht anschauen, ohne sich Sorgen um sie zu machen. In diesem Zustand war sie vermutlich zu allem fähig.
    »Ist es dir denn recht, wenn ich hier bin?«, fragte er. »Obwohl ich auch aus Magyria stamme?«
    Réka drehte sich zu ihm um. »Mir ist es so was von egal, woher du kommst«, sagte sie. »Du könntest ein siebenköpfiges Ungeheuer sein, ehrlich, es würde mich nicht stören.«
    »Aber ich bin kein siebenköpfiges Ungeheuer. Ich bin ein Vampir.« Er wartete auf ihre Reaktion.
    »Na, und wenn schon.«
    Mattim verstand immer weniger, ratlos wandte er sich an Hanna. »Wenn es ihr wirklich egal ist, warum ist sie dann so außer sich?«
    »Ich habe ihr gesagt, dass Kunun tot ist«, erklärte sie. »Dass er es nicht geschafft hat, mit uns zurückzukommen.«
    »Es ist sehr wahrscheinlich, aber ganz sicher wissen wir es nicht«, sagte Mattim. »Atschorek hat vor, keine Zeit zu verlieren und sofort anzugreifen. Sie will die Schatten gegen Akink führen.«
    »Heute?«, fragte Hanna entsetzt. »Aber ich dachte …«
    »Dass es uns gelungen wäre, die Stadt zu retten?« Er schüttelte voller Bedauern den Kopf. »Nein, noch lange nicht. Ich weiß nicht, wann wir das je behaupten könnten. Habe ich einen Augenblick lang geglaubt, jetzt, da Kunun fort ist, wäre das Licht in Sicherheit? Welch ein fataler Irrtum. Solange es Schatten gibt, werden wir nie sagen können: Jetzt haben wir es geschafft.« Traurig fügte er hinzu: »Atschorek hat vor, mit Wilders Hilfe unzählige neue Pforten zu schaffen.«
    »Oh Gott, und ich war es, die ihn in die Stadt gebracht hat! Mattim, was kann ich bloß tun, um das wiedergutzumachen? Was?«
    Er umfasste ihre Hände und sah in ihren Augen das Leben pulsieren, das starke, wache, nicht unterzukriegende Leben.
    »Wilder ist der Schlüssel«, sagte er langsam. »Wenn wir ihn dort wegbekommen … wenn wir ihn irgendwo hinbringen würden, wo die Schatten ihn nicht finden?«
    »Ich bin dabei«, meinte Hanna sofort. »Wir müssen uns beeilen, oder?«
    »Er ist nicht derselbe Wilder, den du kennst.« Wilder vor Atschoreks Nase wegzuschnappen, war nur auf den ersten Blick eine leichte Lösung ihres Problems. »Schattenwölfe verwandeln sich hier in reißende Bestien. Man kann sie nur mit so einem Dings betäuben. Mit einem – Schocker, ja, das war das Wort. In Kununs Haus befindet sich so ein Gerät. Ich bezweifle, dass die Vampire mir das aushändigen würden, aber vermutlich hat meine Schwester alle zusammengerufen, und ich kann mich dort ungehindert umsehen. Wir müssen uns beeilen. Wir haben nicht viel Zeit, um Atschoreks Pläne zu durchkreuzen.«
    »Dann müssen wir sofort los!« Hanna wandte sich zu Réka um, die ihr Gespräch verfolgt hatte und noch verwirrter aussah als vorher. »Und du? Ich möchte dich ungern hierlassen, aber …«
    »Ich komme mit!«, erklärte das Mädchen entschieden.
    Im Burgviertel herrschte der übliche Betrieb. Touristen schlenderten durch die Straßen und genossen das altertümliche Flair. Vor dem Labyrinth war nichts Ungewöhnliches zu bemerken. Keine Schreie drangen aus dem Kellergewölbe, keine Besucher stürzten blutüberströmt nach draußen. Fast hätte man glauben können, dass alles nur ein Traum gewesen war und dass hier, mitten im Zentrum von Budapest, keineswegs der Zugang zur Vernichtung Akinks lag.
    Mattim wandte sich zu den beiden Mädchen um. »Ihr wartet hier oben. Bitte, Hanna, ich

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