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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Ihnen nicht helfen«, murmelte Hanna. »Wirklich nicht. Das habe ich schon hundertmal gesagt.«
    Wie konnte man überhaupt sprechen, wenn einem die Verzweiflung die Kehle zuschnürte? Wenn man versinken wollte, in den Schatten tauchen und fliehen – und es nicht konnte?
    »Wir wissen, dass Sie im Garten waren. Sie und Réka. Und noch jemand. Wer? Als Herr Szigethy nach draußen lief, war niemand mehr da. Unser Team hat Blutspuren gefunden.«
    »Es war ein Hund«, sagte Hanna. »Ein Hund, der sie gebissen hat. Sie ist weggelaufen, in Panik, und ich bin ihr nachgerannt, um sie zurückzuholen. Ich habe sie nicht mehr gefunden. Das habe ich auch Mónika und Ferenc erzählt. Es gibt keine andere Geschichte als diese. Das habe ich auch Ihren Kollegen gesagt.«
    »Eine Woche«, sagte er eindringlich. »Die Szigethys vermissen ihre Tochter seit einer Woche! Herrgott, wie kann ich Sie dazu bringen, mir zu sagen, was wirklich passiert ist!«
    »Vielleicht kommt sie wieder.«
    »Hier verschwinden ein paar Leute zu viel im Moment. Die deutsche Botschaft macht tierisch Druck. Zuerst ging ein junger Mann verloren, irgendwo in Pest wurde er zuletzt gesehen. Wir wissen nicht, ob er auch etwas mit diesem Fall zu tun hat. Dann die elf Touristen, die ins Labyrinth gingen und nie wieder herauskamen. Nun Réka. Ist es ein Zufall, dass auch Attila verschwunden war und dass Ihr Freund ihn zurückbrachte?« Er seufzte. »Ich habe Sie aus einem bestimmten Grund nicht noch mal ins Präsidium gebeten. Ich wollte hier mit Ihnen reden, damit Sie wirklich frei sprechen können. – Kennen Sie Herrn Magyar?«
    »Wen?«
    »Kunun Magyar.« Er wartete gespannt auf Ihre Reaktion.
    »Ja«, sagte sie dumpf. »Ich kenne Kunun.«
    Kommissar Bartók atmete tief durch. »Ihnen ist sicher bekannt, was er ist? Ich meine, was er wirklich ist?«
    Überrascht hob Hanna den Kopf. »Sie wissen Bescheid?«
    »Sagen Sie mir, was geschehen ist.«
    »Was ist er?«, fragte sie fordernd. Als wäre es ein Losungswort, ein geheimes Zeichen, mit dem er sich als Eingeweihten ausweisen konnte.
    »Ein Vampir.« Herr Bartók wurde blass bei diesem Wort, als sei es verboten, es auszusprechen. »Es hat etwas mit den Vampiren zu tun, habe ich recht? Wohin sind all diese Leute verschwunden? Was ist mit dem Mädchen? Sind sie alle tot?«
    »Réka«, begann Hanna langsam, »ist drüben. In Magyria.«
    »Magyria«, wiederholte er leise, als sei auch dies ein Zauberwort.
    »Und ich habe doch noch eine andere Geschichte. Wollen Sie sie hören?«
    Woher nahm sie den Mut, all das auszusprechen, was sich kaum denken, kaum erinnern ließ? Während sie erzählte, war es ihr egal, ob er ihr glaubte.
    »Es ist zwecklos, die verschwundenen Touristen zu suchen«, sagte sie, nachdem sie geendet hatte und der Kommissar immer noch schwieg. »Sie werden im Labyrinth keine Leichen finden. Sie sind ins Tageslicht hinausgelaufen.«
    Er nickte.
    »Den jungen Mann, der in Pest verschwunden ist, hat dasselbe Schicksal ereilt.«
    Wieder nickte er. »Wird das noch öfter passieren?«
    »Nein«, sagte sie. »Es werden keine Schattenwölfe mehr nach Budapest kommen. Nur die Schatten. Und ihr Biss bringt Vergessen. Sie können hier niemanden verwandeln.«
    »Sie werden herkommen? Obwohl Akink nun ihnen gehört?«
    »Eine Stadt in der Finsternis. Die Schatten sehnen sich nach dem Licht. Mehr, als Sie und ich uns vorstellen können. Es hat sie angezogen. Wie die Motten sind sie dorthin geschwärmt, um sich am Licht zu verbrennen. Sie können nicht im Dunkeln leben. Natürlich werden sie weiterhin kommen. Kunun hatte mehrere hundert Schatten hier in Budapest. Jetzt herrscht er über eine ganze Stadt voller Schatten, die alle nach dem Licht gieren. Tausende. Verstehen Sie?«
    Der Kommissar schnappte nach Luft. »Tausende?«
    »Tausende. Ihnen ist klar, dass es genauso viele Pforten gibt wie Schatten? Sie werden von überall kommen. Hierher ins Licht. Und tun, was sie tun müssen, um das Tageslicht auszuhalten.«
    Bartók fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Manchmal frage ich mich, ob es die richtige Entscheidung war, als ich die Möglichkeit ausgeschlagen habe, alles zu vergessen.«
    »Kann ich jetzt nach Hause gehen?«, fragte Hanna. »Ist das Verhör beendet?«
    Ihr Spaziergang hatte sie wieder vor die Villa der Szigethys geführt.
    Kommissar Bartók nickte. »Es gibt also keine Möglichkeit, sich zu schützen? Knoblauch, Kreuze, Weihwasser?«
    Hanna lächelte nur.
    »Wann werden sie kommen?«
    Sie

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