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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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nicht mehr brennend, sondern warm und verlockend, und machte noch einen Schritt nach vorne, noch näher … Seine Nase sog den Geruch des Lichts ein. Nicht nur der Mensch und sein Angstschweiß, sondern das Licht selbst, ein Duft nach Sommer, nach welkem Jasmin …
    Aus den Augenwinkeln sah er etwas aufblitzen, er hörte Hannas Aufschrei – und instinktiv schnappte er zu. Bela und Wilder reagierten schneller als der Blitz. Der König fiel nach hinten, über ihm alle drei Wölfe. Entsetzt sprang Mattim zurück.
    Immer noch erfüllte ein schwaches Leuchten die Turmstube; in diesem Licht lag Farank vor ihnen wie ein Toter.
    Alles war still, als er sich aufrichtete. Die Klinge seines Dolchs war unbefleckt.
    Nie würde Mattim diesen Blick vergessen. Anklagend und fassungslos. »Also doch«, flüsterte sein Vater. »Also doch. Nun wird alles finster.« Er nahm die Hand von seinem Hals und betrachtete die blutverschmierten Finger. »Finster«, wiederholte er, untröstlich.
    Dann verblasste das Licht, als würde jemand Schleier um Schleier über eine Lampe breiten. Und ging aus.
    Sie standen im Dunkeln.

EINUNDDREISSIG
    Akink, Magyria
    Es war dunkel, oben auf dem Turm. Ihre Augen gewöhnten sich langsam daran, nahmen die Gestalten wahr, die sich auf der Plattform befanden. Schatten und Wölfe.
    »Kunun?« Rékas Flüstern im Dunkeln. »Wo bist du?«
    »Hier. Hab keine Angst. Gleich wird es wieder hell. Ein Licht, das dich nicht verbrennt. Warte nur eine Weile.«
    »Nein. Oh nein, nein!« Sie alle hörten das verzweifelte Weinen des Königs.
    Hanna fühlte, wie ein Wolf zu ihr kam. Sein heißer Atem streifte ihr Gesicht. Sie grub ihre Hand in sein weiches Fell und drückte ihn an sich.
    »Ach, Mattim. Was ist nur passiert!«
    Er lehnte den Kopf an ihre Brust. Sie hatte keinen Trost für ihn. Und auch nicht für sich.
    »Na, das ist ja wunderbar gelaufen«, meinte Kunun. »Einen Moment habe ich wirklich gedacht … Aber es war wohl ein Fehler, zu erwarten, der untadelige König des Lichts könnte seine Kinder willkommen heißen.«
    Von draußen hörten sie den Lärm der Stadt. Dort, wo immer noch Menschen durch die Straßen gejagt wurden, wo Wölfe bellten und knurrten, wo neue Brände knisternd und zischend Flammen versprühten.
    Sie warteten.
    Hanna verbarg ihr Gesicht im Fell des Wolfes.
    »Ich bin ein Schatten«, sagte Réka. »Ich bin jetzt wie du, Kunun. Von nun an können wir für immer zusammen sein.« Als er schwieg, fügte sie mit zittriger Stimme hinzu: »Möchtest du nicht, dass ich bei dir bleibe?«
    »Du bist ein Kind«, knurrte Kunun. »Du kannst nicht bei mir bleiben.«
    Atschorek lachte leise. »Ein Schatten, den das Licht verbrennen kann. Wohin willst du sie schicken, Kunun? Nach Hause? In ihre glückliche Familie? Willst du ihr beibringen, wie sie das Leben aus dem Hals ihrer Lieben saugen soll? Oder wie sie auf den Straßen auf Pirsch geht, damit sie am nächsten Tag in die Schule kann, ohne zu Staub zu zerfallen?«
    »Wenn du bei mir bist, dann werde ich das tun«, sagte Réka.
    »Nein!« Hanna räusperte sich. Ihre Kehle kratzte. Zu viel Rauch, zu viel Dunkelheit hatte sie eingeatmet. »Das erlaube ich nicht. Ich erlaube nicht, dass du so lebst. Dass du Menschen überfällst! Nein!«
    »Dann muss sie hierbleiben«, sagte Atschorek. »Hier gibt es kein Licht mehr, das ihr schaden könnte.« Sie klang geradezu munter. »Wir richten dir ein schönes Zimmer ein, wie würde dir das gefallen? Ein Zimmer wie für eine Prinzessin.«
    »Wird es immer dunkel sein?«, fragte Réka leise, ihre Stimme voller Entsetzen. »Immer?«
    »Wir zünden Kerzen an. Viele Kerzen. Und Öllampen. Es wird dir hier gefallen, meine Liebe.«
    Kunun stand am Fenster, so wie vorher der König. Die Flammen der brennenden Stadt warfen einen zuckenden Schein auf sein zerfurchtes Gesicht.
    Hanna streckte die Arme aus, und Réka warf sich hinein.
    »Grüß Mama und Papa«, bat sie. »Und Attila. Sag ihnen – ach nein, sag ihnen nichts. Sie glauben es ja doch nicht.«
    Es war auch nicht zu glauben. Hannas Verstand weigerte sich, es zu akzeptieren, und ihr Herz schien nicht mehr zu schlagen; sie spürte nichts als einen dumpfen Schmerz in der Brust.
    »Réka – es tut mir so leid.« Dann sagte sie: »Ich werde auch hierbleiben. Mit dir. Ich lasse dich nicht allein in dieser fremden Stadt. Ich bleibe bei dir.«
    »Nein«, widersprach Atschorek streng. »Du willst hierbleiben, Hanna, in einem Akink der Schatten? Du als einziger lebender

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