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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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schlief friedlich auf dem breiten Ledersofa. Mattim schritt kopfschüttelnd die Treppe hinunter. Wen seine Schwester mit nach Hause nahm, ging ihn nichts an. Er wunderte sich nur, wo sie geblieben war. Doch er hatte kaum die Haustür erreicht, als diese sich öffnete und Atschorek fast mit ihm zusammengestoßen wäre.
    »Ach, Mattim. Wolltest du gerade ausgehen?«
    Er starrte auf das, was sie in der Hand hielt. »Auf deinem Sofa liegt ein Mann«, sagte er. »Das ist doch wohl nicht seine Geldkatze?«
    »Geldbörse heißt das. Vergiss es einfach«, meinte sie.
    Aber er konnte nicht anders. Er folgte ihr zu den Garderobenhaken, wo sie die Börse in einen fremden Mantel zurücksteckte.
    »Du bestiehlst deine Freunde?«, fragte er entgeistert.
    »Was stört dich daran?«, fragte sie zurück, ihre Stimme so kühl wie ihr Blick. »Er wird nie etwas davon erfahren.«
    »Du bist eine Diebin? Eine gemeine Diebin?«
    »Zoltan hat genug«, sagte sie. »Wenn er seine Kreditkarte mit in mein Haus nimmt und einschläft, ist er selber schuld. Morgen wird er sich nicht mehr daran erinnern, wo er gewesen ist. Womit genau hast du ein Problem, Mattim?«
    Er konnte es nicht fassen.
    »Du nimmst sie mit … du gaukelst ihnen etwas vor … und dann beraubst du sie?«
    Atschorek warf einen geradezu zärtlichen Blick auf die Tür des Kaminzimmers. »Zoltan ist bei diesem Handel sehr gut weggekommen«, sagte sie. »Er hat mit Sicherheit keinen Grund, sich zu beschweren.«
    »Aber …«
    »Seit du hier in Budapest bist, hast du genommen, was immer Kunun und ich dir gegeben haben. Ohne dich zu erkundigen, woher das Geld stammt.«
    »Kunun ist auch ein Dieb?«, fragte Mattim. Es stimmte, er hatte nie darüber nachgedacht, woher der Reichtum kam. Auch nicht in Akink. Ein Prinz lebte herrschaftlich – er war gar nicht auf die Idee gekommen, das zu hinterfragen.
    Atschorek zögerte. »Kunun ist schon sehr lange hier. Er hat sein Geld gut investiert – nein, das sagt dir wohl nichts. Er hat Dinge gekauft, die in den Jahren immer wertvoller wurden. Er hat ein gutes Händchen, was Geld angeht.«
    »Aber als er das erste Mal durch die Pforte trat, besaß er gar nichts. Er hat auch gestohlen, nicht wahr?«
    Atschorek nickte widerwillig. »Was er auch wollte, er hat es bekommen. Geld. Kreditkarten. Geheimnummern. Die Menschen, die er beraubte, vergaßen sein Gesicht.«
    »Weil er ihnen zweierlei stahl – ihr Blut und ihr Geld!« Mattim lachte verächtlich. »Er ist ein Dieb. Ein gemeiner Dieb. Ein Prinz und ein König und zugleich nichts anderes als ein verschlagener Dieb. – Tut er es etwa immer noch? So, wie er nach wie vor Blut trinkt? So wie du? Hat er dir beigebracht, wie man es am geschicktesten anstellt?«
    »Sieh mich nicht so an«, sagte Atschorek wütend. »Fragt ein Wolf danach, wem der Wald gehört? Es sind die Wilderer, die heimlich im Dunkeln herumschleichen. Die Wölfe wohnen darin und sind frei. Und, Mattim, was ändert sich jetzt, wo du es weißt? Gehst du nun los und besorgst dir eine Arbeit, die deinem Können angemessen ist? Glaub mir, der Bedarf an Schwertkämpfern ist in Budapest nicht gerade hoch. Was willst du tun? In irgendeiner heißen, stinkenden Küche Teller abspülen? Ich fürchte, auch davon verstehst du nicht besonders viel. Vielleicht wird Hanna doch leicht zurückzucken, wenn du zu ihr kommst und nach Bratfett oder Abfall stinkst. Wie schön wäre es, wenn sie reich wäre. Nicht wahr? Wenn irgendjemand reich wäre und dich leben ließe, wie du willst.«
    Er starrte sie an, sprachlos vor Wut und Abscheu, gefangen in seiner eigenen Hilflosigkeit. Sie durfte nicht recht haben. Er musste seine Sachen nehmen und … Aber auch die waren mit Diebesgut bezahlt worden. Von seinen Schuhen bis zu dem Kamm, mit dem er seine Haare bändigte, gab es nichts, was er mitnehmen konnte, ohne seine Unschuld zu verlieren. Besser wäre es gewesen, ahnungslos zu bleiben.
    »Nun, was ist?«, hakte Atschorek nach. »Bist du zu gerecht, um in meinem Haus zu wohnen?«
    »Ich werde einen Weg finden, anders zu leben.«
    »Ach ja? Na, dann viel Glück.« Sie öffnete die Tür, hinter der Zoltan leise schnarchte. »Nur über eins solltest du nachdenken: Was ist kostbarer, Blut oder Geld? Du bist auch ein Dieb, Mattim. Deine Selbstgerechtigkeit kannst du dir an den Hut stecken.«
    Es stimmte, so sehr er sich auch wünschte, sie würde lügen.
    Die Ungeheuerlichkeit dessen, was er gerade eben noch vorgehabt hatte, erschlug ihn beinahe: Er wollte

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