Magyria 02 - Die Seele des Schattens
gestanden, der König des Lichts und sein Sohn, und davon geträumt, was einmal sein würde. Die Zeit des Lichts. Stattdessen war die Zeit der Dunkelheit angebrochen.
»Woher wusstest du es?«, fragte König Farank. »Dass mein Licht mir nicht helfen, dass es meinen Soldaten nichts nützen würde? Woher? Ich war noch voller Hoffnung und eine Menge anderer Leute auch.«
»Nein«, widersprach Mirita. »Ihr wusstet, dass Ihr verloren wart. Ihr wolltet es Euch nur nicht eingestehen. Mattim hat Euch verraten. Euch und das Licht und uns alle. Ich wünschte, ich hätte damals den Mut aufgebracht, ihn niederzuschlagen, bevor ich zu Euch gegangen bin und es Euch überlassen habe, ihn aufzuhalten. Es wäre meine Aufgabe gewesen, und ich habe versagt. Als ich ihn wiedersah, war ich erneut dazu geneigt, ihm zu vertrauen, statt sofort zu handeln. Ich lerne langsam, aber immerhin, ich lerne. Man kann den Schatten nicht trauen. An die Stärke des Lichts zu glauben ist genau das, was das Licht am Ende zur Strecke bringen wird. Das Licht ist schwach, und wir müssen es beschützen. Solange es irgend geht. Bis zum letzten Atemzug.«
Farank sah von ihr fort über die Welt, die sich dort draußen in die Dämmerung hüllte. »Dann gibt es also keine Hoffnung für das Licht?«, fragte er. »Wir kämpfen für eine verlorene Sache? Was tun wir dann – das Ende hinauszögern?«
»Ja«, antwortete sie. »Wir kämpfen dafür, dass unsere Herzen weiterschlagen. Dass Luft durch unsere Lungen strömt. Dass diese Stadt noch ein bisschen länger dahinsiecht. Wie soll es denn hell werden, mein König? Verratet mir das. Euer Licht wird nicht stärker, sondern schwächer. Es verglüht wie eine Kerze, die bis zum Stumpf abgebrannt ist. Eure Königin leuchtet mit Euch, sie ist wie Euer Mond – doch wenn Ihr erlöscht, wird sie dann nicht mit Euch verlöschen? Woher soll neues Licht kommen? Es gibt keine Kinder des Lichts mehr. Niemand ist übrig. Ihr könntet höchstens …« Sie verstummte.
»Was?«, fragte der König scharf.
»Und wenn Ihr neue Kinder zeugen würdet – mit einer anderen, jüngeren Frau?«
»Mit dir vielleicht?«, fragte Farank und hob die Brauen.
Mirita wurde glühend rot. »Das wollte ich damit nicht andeuten. Wäre das nicht der einzige Weg, das Licht zurückzuholen? Der Kampf gegen die Schatten ist sinnlos; es werden immer mehr. Aber neue Kinder … habt Ihr Euch nie darüber Gedanken gemacht?«
»Elira ist meine Herzgefährtin, meine Seelengefährtin«, sagte der König leise. »Als wir uns verbanden, als sie in die Familie des Lichts eintrat, ging mein Leuchten auf sie über, und unsere gemeinsamen Kinder wurden im Licht geboren.«
»Was, wenn sie vor Euch stirbt? Könntet Ihr dann nicht noch einmal heiraten?«
»Muss ich jetzt auch noch befürchten, dass du der Königin auf den Kopf haust?«
»Nein«, beteuerte Mirita, »aber …«
»Vielleicht müsste ich mir doch noch einmal Gedanken machen über die Gefährlichkeit von Leuten, die eigenmächtig handeln. Hör mir zu, Mädchen. Eine Seelengefährtin kann nicht durch irgendjemanden ersetzt werden. Nicht der Eheschwur ist entscheidend. Unsere Verbundenheit – das ist etwas, das du dir gar nicht vorstellen kannst.«
»Vielleicht doch«, sagte sie so leise, dass er es nicht hörte. Lauter fügte sie hinzu: »Ihr nehmt an, dass zwei Seelengefährten nötig sind. Aber ist das erwiesen? Wurde das jemals, sagen wir – ausprobiert?«
»Du meinst, ob es in der Geschichte Magyrias nie einen Lichtkönig gab, der seiner Kinderschar einige Bastarde hinzugefügt hat? Wie hätte das geschehen können, wenn seine Königin die Gefährtin seines Herzens, seiner Seele und seines Leibes war?«
Mirita seufzte. Wollte er sie einfach nicht verstehen, oder war das Licht tatsächlich so tugendhaft, wie er vorgab? »Und es könnte nie wieder eine Zweite geben? Eine, die ebenfalls sein Herz erringt?«
»Oder mein Herz, meinst du wohl?« Farank ließ den Blick über ihr hübsches Gesicht wandern, über die blonden Locken, die sich um ihre Wangen kringelten. »Was weißt du schon von der Liebe, Kind? Es gibt nie eine Zweite. Und wenn doch, dann war die Erste nicht die Richtige. Aber Elira ist es. Für immer. Selbst der Tod kann diesen Bund nicht zerstören. Es wird niemals eine andere geben. Ohne Elira Kinder des Lichts zu zeugen – wie wäre das möglich? Aus einer Verbindung, die auf Täuschung, Lüge und Betrug beruht? Mit einer Frau, die ich mir nehmen würde, um etwas
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