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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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ich mit«, beharrte Mattim.
    Kunun warf ihm einen langen, finsteren Blick zu. Mattim zwang sich dazu, die Finger vom Geländer zu lösen und den Rückzug anzutreten. Fing es schon wieder an? Er wollte nicht mehr schauspielern und so tun, als würde er Kununs Herrschaft über alle in dieser Familie akzeptieren. Aber es gab nur einen einzigen Weg, um herauszufinden, was sein Bruder vorhatte.
    Mattim schluckte seine Wut hinunter, ebenso wie die aufsteigende Angst um die Wölfe. Leise öffnete er seine Zimmertür und setzte sich an den Schreibtisch. Nervös tastete er nach den Büchern, auch wenn es zu dunkel war, um zu lesen. Er hielt sich gleichsam an ihnen fest, atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Wartete.
    Es gab nichts, was Kunun so sehr in Hochstimmung versetzte wie Gehorsam. Mattim hatte ihm den kleinen Finger gereicht, nun würde der Schattenprinz dafür sorgen, dass er ihm die ganze Hand gab.
    »Sieh an, Buchstaben. Hast du vor, in Budapest zu bleiben?« Sein älterer Bruder trat näher und betrachtete interessiert Mattims Schreibheft. Er war so lautlos ins Zimmer gekommen, dass Mattim zusammengezuckt wäre, wenn er nicht genau damit gerechnet hätte.
    »Du kannst auch lesen und schreiben.« Wie ein ganz normales Gespräch zwischen Brüdern.
    »Ja, und ich kann Auto fahren und einen Computer benutzen. Aber ich lebe seit über hundert Jahren hier. Wir werden nicht noch mal so lange brauchen, um Akink zu erobern.«
    »Und wenn ich auf Akink verzichte? Wenn ich wirklich einfach hier leben will, wie ein ganz normaler Mensch?«
    Kunun sagte nichts. Er legte nur ein großes Foto vor Mattim auf den Schreibtisch und knipste die Lampe an, damit ihm auch ja kein Detail entging.
    Er hatte damit gerechnet, dass Kunun zu ihm kommen, aber nicht, dass er ihm etwas mitbringen würde. Nicht das. Eine Weile betrachtete er das Bild, dann legte er es wortlos zur Seite.
    Kunun schob es zurück. »Schau es dir an«, befahl er.
    »Du hast kein Recht, Fotos von ihr zu machen!«
    »Schau hin, sage ich!« Kunun packte Mattim im Nacken. Kann er sich das nicht endlich mal abgewöhnen? , dachte der Junge wütend. An alles Mögliche wollte er denken, nur nicht an das, was das Bild zeigte.
    Hanna.
    Hanna im Wintergarten der Szigethys, durch die Scheibe hindurch fotografiert, ohne dass sie es merkte. Sie hatte ausnahmsweise ein kurzärmeliges T-Shirt an, und man sah die Flecken an ihrem Hals und auf ihren Armen. Dunkle, fast schwarze Stellen, kleine, grünliche, die schon am Verschwinden waren, Kratzer und Einstiche.
    »Nimm es weg«, bat er schließlich.
    Stattdessen legte Kunun ein zweites Foto vor ihn hin – eine Vergrößerung, die den Schmerz ebenso vergrößerte wie Hannas Wunden.
    »Ist es nicht genug? Würdest du mir nicht zustimmen, dass es genug ist?«
    »Es tut mir leid«, flüsterte Mattim qualvoll. Es konnte keine schlimmere Folter geben, als sich das anzusehen.
    »Es tut dir leid? Ach, Junge. Das ist deine Natur. Und du willst als normaler Mensch hierbleiben? Das meinst du doch nicht ernst.«
    Mattim schwieg, aber er stützte den Kopf in die Hände und bedeckte seine Stirn. »Ich hätte sterben sollen, dort im Fahrstuhl«, murmelte er.
    »Du musst anfangen, dich nach anderer Beute umzusehen«, sagte Kunun.
    »Nein«, flüsterte Mattim.
    »Ach, und wieso nicht? Weil dieses Mädchen alles mit sich machen lässt und du dir nicht so dreckig vorkommst, als wenn du irgendwen beißt, den du nicht kennst? Weil du nicht so sein willst wie ich? Du bist schlimmer als ich. Schau sie dir an. All das tust du jemandem an, den du angeblich liebst?«
    »Aber ich kann nicht …« Er brachte den Satz nicht zu Ende.
    »Beim Licht, was meinst du, wie wir es bisher geschafft haben, unser Leben in dieser Stadt zu führen, ohne Misstrauen zu erregen? Du musst es trennen. Wen du liebst und wen du beißt, oder du bringst dieses Mädchen irgendwann um. Du kannst nicht? Dann werde ich dafür sorgen, dass du kannst. Du kommst zurück in mein Haus. Keine Widerrede. Und du hilfst mir dabei, Bela nach Budapest zu bringen.«
    »Zu Attila sage ich immer, er soll so etwas nicht machen. Man schneidet nichts in Bänke oder Bäume.«
    Mattim hatte mit dem Messer etwas in die Rückenlehne der Bank geritzt. Er begegnete Hannas Vorwürfen mit einem entschuldigenden Lächeln. Attila sah es zum Glück nicht. Durch den Zaun hindurch versuchte er gerade, eines der großen braunen Riesenkaninchen zu streicheln.
    »Na gut.« Sie würde sowieso fragen, also konnte sie es

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