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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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»Wird sie damit klarkommen?«
    »Dürfte kein Problem sein«, antwortete der Mann mit einem abschätzenden Blick auf Réka.
    Sie hielt Kununs Hand fester.
    »Wieso? Ich soll allein mit dem Boot fahren? Ohne dich?«
    »Komm«, sagte er nur und führte sie zur Hintertür, die in den verfallenen Garten hinausging. Weit und breit war kein Boot zu sehen, bloß die Umrisse aufgetürmter Bretter und ausgedienter Gerätschaften.
    »Was …?«, begann Réka, doch in diesem Moment trat Kunun durch die Tür und zog sie hinterher.
    Sie standen in einem Wald.
    Unwillkürlich sprang sie zurück, aber da war kein Haus mehr hinter ihr. Stattdessen noch weitere Stämme, Baumstämme, so weit das Auge reichte. Über ihnen fiel die Dämmerung herab wie sanfter Regen.
    Réka keuchte. Aber Kunun war da. Und der Griff seiner Hände war immer noch warm und fest.
    »Hab keine Angst«, hörte sie ihn sagen. »Wir sind nur durch die Pforte gegangen.«
    »Jetzt kommt«, forderte Atschorek sie ungeduldig auf, drängte sich an ihnen vorbei und verschwand zwischen den Bäumen.
    Réka bohrte die Füße in die weiche Walderde, die nach Moos und Feuchtigkeit duftete. Feine Regentropfen sprühten durch die blattlosen Äste. Wieso hatten die Bäume keine Blätter mehr? Und wie konnte der Garten so groß sein wie ein riesiger Wald?
    »Der Wald war hinter dem Bretterstapel, richtig?«, fragte sie. Ihr fehlte wieder Zeit; die Schritte, die sie ums Haus herumgegangen waren und den Wald betreten hatten, waren vollständig aus ihrem Gedächtnis verschwunden. Sie bemühte sich, Kunun ihre Verwirrung nicht merken zu lassen. Wenn er erst wusste, wie vollständig verrückt sie war, würde er wahrscheinlich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen.
    »Komm. Und bitte, was auch passiert, sei leise.«
    Es war alles in Ordnung, sie hatte nur einen kleinen Blackout gehabt. Gleich kamen sie zu der Überraschung, die ihr Freund für sie hatte. Es gab keinen Grund, sich zu fürchten, trotzdem griff die Panik bereits mit eiskalten Händen nach ihr und krallte sich um ihre Kehle.
    Da war der Fluss. Sie waren immer noch ganz nah an der Donau, natürlich. Eine Gruppe Leute hatte sich am Ufer versammelt und flüsterte. Sie hatten ein Boot bei sich. Und einen riesigen Hund.
    »Ihr habt Wilder?«, fragte Kunun. »Von Wilder war nicht die Rede, ich wollte Bela.«
    »Du wolltest Bela dafür?«, fragte Atschorek ungläubig. »Nach allem, was er dir angetan hat?«
    »Das war dort, und hier ist hier«, sagte Kunun. »Hier ist Bela auf jeden Fall verlässlicher als Wilder. Verdammt, wo ist er? Hat Mattim es wieder einmal nicht fertiggebracht, meine Anweisungen zu befolgen?«
    »Nein, er hat ihn nach Magyria gebracht«, versicherte einer der Fremden. »Seitdem sind beide verschwunden. Wir wollten nach ihnen suchen, aber der Wald wimmelt zurzeit von Flusshütern. Ob der König etwas ahnt?«
    »Das kann gar nicht sein«, sagte Atschorek schroff. »Wenn Mattim nichts verraten hat … oder hat die Patrouille ihn erwischt?«
    »Das hätten wir mitbekommen, denke ich«, sagte einer. »Wir waren immer in der Nähe der Brücke. Sie haben keinen Gefangenen rübergebracht.«
    »Nun gut«, unterbrach Kunun schroff. »Das Mädchen ist jedenfalls da.«
    Das kleine Ruderboot war aus Holz, mit einer blau gestrichenen Sitzbank. In den Ferien waren sie einmal mit der Familie mit einem ganz ähnlichen Boot über den Plattensee gerudert. Allein der Anblick erinnerte Réka an Ferien, an sonnige Tage, das Geschrei lachender Menschen am Ufer und Eis.
    »Réka, du wirst mit diesem Boot den Fluss hinunterfahren. Halte dich ans rechte Ufer. Wenn du eine gute Stelle findest, an der du anlegen kannst, dann tu das und geh zu Fuß weiter, aber achte darauf, dass das Boot nicht zu auffällig herumliegt. Du brauchst es eventuell noch für den Rückweg. Nach einiger Zeit wirst du eine große Stadt am Flussufer erblicken, mit einer Burg auf dem Hügel. Du musst ein gutes Stück vorher an Land gehen. Das ist sehr wichtig.«
    »Allein?«, fragte Réka verzagt. »Ich soll allein mit dem Boot fahren?«
    »Das schaffst du schon.« Kununs Tonfall ließ keinen Zweifel daran zu.
    »Bis du dort bist, wird es noch viel dunkler sein. Aber das macht nichts, Wilder kann sich in der Dunkelheit orientieren.«
    »Wilder?«
    Der riesige Hund starrte sie an. Er hatte extrem lange Beine und einen mächtigen Schädel. Im Dämmerlicht wirkte er wie ein großer grauer Schatten.
    »Wilder wird mit dir fahren. Es geht darum, ihn auf die

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