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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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gestylte Prinzessin mehr, sondern eine Kriegerin. Das alles war dermaßen unglaublich, dass es schon fast normal erschien, wie die goldhaarige Bogenschützin zielte und traf und wie Atschorek mit dem Pfeil in der Brust weiterrannte, als wäre nichts geschehen.
    »Lauf, Mirita!«, schrie jemand. »Warne den König! Das Boot! Das Boot!«
    Das blonde Mädchen ließ den Bogen fallen und stürzte fort, in die Dunkelheit des Waldes.
    »Ihr nach!«, brüllte Kunun. »Lasst sie nicht entkommen! Sichert die Brücke!«
    Kunun, der eine andere Frau gepackt hielt und seine Zähne in ihren Hals grub. Die Fremde schrie einmal laut, dann seufzte sie auf, im nächsten Moment schien sie zu zerfallen, und gleich darauf huschte ein kleiner grauer Wolf durch die Büsche davon. Réka starrte auf das Entsetzliche, das vor ihren Augen geschah, ohne es zu begreifen. Überall waren Wölfe, und es wurden immer mehr. Wild bissen sie um sich. Kunun wischte sich Blut vom Mund.
    Atschorek hielt einen jungen Mann fest, der entsetzt gegen sie kämpfte, und redete ihm gut zu. »Du musst mit uns kommen. Du wirst zu Staub zerfallen, wenn du es nicht tust.«
    Kunun, wie eine schwarze Säule im Nebel, der Réka über die ringenden Gestalten hinweg ansah.
    Sie konnte sich nicht rühren. Aus ihrer Kehle stieg ein Wimmern auf, als er auf sie zukam, aber das Geräusch schien nichts mit ihr zu tun zu haben.
    »Es tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest. Aber du hättest auf keinen Fall das Boot erwähnen dürfen. Deshalb konnten wir niemanden entkommen lassen.«
    Aus dem Wald traten zwei seiner Männer. »Die blonde Bogenschützin ist uns entwischt. Sie hat sich irgendwo versteckt, aber die Wölfe sind hinter ihr her.«
    Kunun schüttelte den Kopf. »Wir können nicht riskieren, dass sie Akink erreicht. Ihr müsst sie von der Brücke fernhalten, koste es, was es wolle. Verstehst du? Koste es, was es wolle.«
    »Ja«, sagte der andere Vampir ergeben.
    Kunun wandte sich Réka zu. »Jetzt«, sagte er. »Wir müssen es sofort tun. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn es heute Nacht nicht klappt, gelingt es nie. Sie werden die Stadt von allen Seiten absichern, sobald sie wissen, was wir planen. Du musst mit dem Boot …«
    Er trat auf sie zu und streckte die Hand nach ihr aus, doch in dem Moment, als seine Finger ihre Wangen berührten, gaben ihre Beine unter ihr nach, und die ganze Welt stürzte zusammen.
    »Menschen«, sagte Atschorek verächtlich.
    Kunun stand da und seufzte. Dann beugte er sich herab und hob das Mädchen behutsam hoch.
    »Leg sie ins Boot. Wilder kann es an einem Strick rüberziehen. Wenn er sie drüben beißt, haben wir die Pforte, die wir brauchen.« Sie lächelte, erfreut über ihre gute Idee. »Warum haben wir das nicht schon längst so gemacht? Wir hätten irgendeinen Idioten hier aus den Dörfern entführen und betäuben können.«
    »Ein betäubter Dummkopf nützt uns nichts«, sagte Kunun. »Wir brauchen jemanden, der auf unserer Seite steht. Was bringt uns eine Pforte mitten im offenen Gelände?«
    »Wilder kann einen guten Platz aussuchen.«
    »Ich habe immer gehofft, ich würde es sein«, sagte Kunun leise. »Ich würde der Wolf sein, der die Pforte nach Akink aufreißt.«
    Atschorek sah ihn von der Seite an. Sie kannte seinen Schmerz darüber, dass er sich immer noch nicht verwandelt hatte. Die Aussicht darauf, sich selbst eines Tages zu verlieren – und dieser Tag würde unweigerlich kommen –, erfüllte sie ganz und gar nicht mit Vorfreude. Das machte es umso schwieriger, ihn zu trösten.
    »Wilder wird schon richtig handeln.«
    »Nur dass es nicht unbedingt das sein wird, was wir ihm befehlen.« Er trug Réka zwischen den Bäumen hindurch zu der unsichtbaren Pforte, durch die sie hergekommen waren.
    »Wir müssen die Gunst der Stunde nutzen«, meinte Atschorek. »Du kannst das Mädchen jetzt nicht gehen lassen. Sie ist alles, was wir haben. Wenn die Nachtpatrouille nicht zurückkehrt, wird der König die Tagpatrouille verstärken. Wenn es der Flusshüterin, die entkommen ist, gelingt, ihr Wissen weiterzugeben …«
    »Niemals«, sagte Kunun mit fester Stimme. »Alle Wölfe sind hinter ihr her. Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Réka ist zu jung, du hattest recht. Sie ist zu schwach. Wir brauchen jemanden, der durch die Pforte gehen kann und die Nerven behält. Jemand, der uns in Budapest zeigen kann, wo der Durchgang ist, der nicht Hals über Kopf wegrennt und sich später nicht mehr an die richtige Stelle erinnern

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