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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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vor einem Schatten bewahren, der das Licht nicht fürchtet. Wir dürfen diese Schattenfrau hier nicht noch einmal in die Stadt lassen.«
    »Sei still, Mirita«, sagte der Anführer der Wächter. »Wir müssen wissen, was die Schatten planen und was uns bevorsteht. Wenn sie jetzt schon mit Booten über den Fluss gelangen können, ist alles verloren. Begleitet die Gefangene zur Burg.«
    »Ich bin kein Schatten«, sagte Hanna, von den vielen Blicken entnervt, in denen die Furcht vor einem entsetzlichen Monster lag.
    Der oberste Wächter betrachtete sie eine Weile, auf eine Art, die ihr noch schlimmer vorkam als die furchtsamen Blicke der Bogenschützen. »Wenn das stimmt«, sagte er ruhig, »dann, beim Licht, hast du das Schrecklichste getan, was überhaupt möglich ist. Für einen Verrat dieser Art gibt es keine Rechtfertigung. Möge der König über dein Schicksal entscheiden.«
    Über ein Dutzend brennende Pfeile waren auf die vermeintliche Vampirin gerichtet, während die Wächter Hanna den Weg zur Burg hinauf eskortierten. Sie musste nur den Kopf drehen, und schon zuckte jemand zusammen. Ihre Begleiter glaubten ihr nicht, dass sie kein Schatten war.
    Die Stadt, die sie dabei durchquerten, war merkwürdig still. Keine Schreie mehr, keine Hörner. Hatten die Wachen Wilder bereits gefunden? Sie konnte nur hoffen, dass er die Gelegenheit genutzt hatte, jemanden zu beißen. Aber es war immer noch Tag; was, wenn sein Opfer blindlings durch die Pforte gestolpert war und sich bereits aufgelöst hatte? Wenn ihre Mission trotz allem gescheitert war, weil niemand Kunun sagen konnte, wo sich der Durchgang befand? Was würde Atschorek dann mit Attila tun?
    Das leise Glücksgefühl, das sie empfunden hatte, als sie Wilder verschwinden sah, löste sich in nichts auf. Hanna senkte den Kopf. Sie achtete nicht auf die Stadt und ihre Lichter und auch nicht auf die vor Schreck und Anspannung aufgerissenen Augen der Wächter. Klein und verloren fühlte sie sich, als sich die Tore der Burg vor ihr öffneten und man sie hinunterführte, in eine noch dunklere, feuchte und kalte Welt.
    Die Zelle war nicht groß. Sie enthielt nur eine schmale Liege; der Boden war mit Stroh bedeckt, das muffig roch. Durch die Gitterstäbe fiel das Licht der Fackeln, die im Gang brannten. Obwohl die fingerdicken Stäbe keine Flucht zuließen, fühlten sich die Wachen immer noch nicht sicher genug. Sie hielten ihre Lanzen fest umklammert.
    »Eine falsche Bewegung«, zischte eine Wächterin, »und wir setzen das Stroh in Brand. Setz dich dort hin, und rühr dich nicht.«
    Hanna hatte Durst, aber sie traute sich nicht, um etwas zu trinken zu bitten. Eine falsche Bewegung … Ob dieses feuchte Stroh überhaupt brennen würde? Sie wollte es lieber nicht wissen.
    Ein leises Murmeln ging durch die Reihen der Wächter. Dann hörte sie eine Stimme, klar und befehlsgewohnt.
    »Habt ihr sie überprüft? Ist sie ein Schatten oder nicht?«
    »Herr, wir haben nicht gewagt …«
    »Ihr habt sie nicht überprüft? Tut das auf der Stelle.«
    »Aber … Hoheit …«
    »Schickt eine Frau zu ihr hinein. Glaub mir, ich weiß, was das bedeuten könnte. Nehmt eine Freiwillige dafür, und wenn sich keine findet …«
    »Majestät, ich bin bereit.« Die Stimme kam Hanna bekannt vor, und kurz darauf trat das blonde Mädchen vor das Gitter. »Ich war längere Zeit mit ihr zusammen, und sie hat keinerlei Versuche unternommen, mich anzugreifen. Vielleicht war das nichts als Taktik, vielleicht ist sie aber wirklich kein Schatten.«
    Der Wächter verzog schmerzlich das Gesicht, als er das Gitter öffnete und die junge Akinkerin hindurchschlüpfen ließ.
    »Ich bin Mirita von den Flusshütern«, sagte sie. »Und wenn du ein verdammter Schatten bist, dann finde ich das heraus.«
    Ihr Gesicht glänzte vor Schweiß, und auf einmal wusste Hanna, warum das Mädchen das Ende des Bretts getragen hatte und nicht vor ihr hatte gehen wollen, den Rücken dem vermeintlichen Schatten zugewandt.
    Mirita. Ja, sie kannte diesen Namen. Das war das Mädchen, das Mattim geküsst hatte. Sie sei nicht besonders hübsch, hatte er beteuert. Nichts als eine Kameradin.
    Du Lügner , dachte Hanna, und ihr Mut sank. Die andere war schön wie ein Engel. So unglaublich hübsch … Was wird sie tun, wenn ich ihr sage, dass Mattim mir gehört? Dass ich ihn auch geküsst habe, zweifellos öfter und inniger als sie? Lacht sie mich dann aus? Oder bringt sie mich gleich um?
    Eine Verbündete würde sie hier jedenfalls nicht

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