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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Aus jedem dieser Zimmer kann der Feind kommen.
    Er tat ihr so leid. Wenn Attila erst in Sicherheit war … Aber der Junge würde nie sicher sein, wenn sie Kununs Pläne vereitelte. Selbst wenn die Vampire ihn freiließen, konnten sie ihn sich jederzeit wieder holen.
    Eine Traumstadt für ein Kind …
    » Und wenn Ihre Kinder gar nicht so böse sind, wie Sie glauben?«, fragte sie. »Nicht jeder? Wenn vielleicht einer dabei ist, dem Sie Unrecht tun?«
    Der König wirkte etwas überrascht, wie sie mit ihm redete.
    »Böse?«, fragte er. »Glaubst du, es geht darum? Wölfe reißen ihre Beute aus Instinkt. Schatten streifen durch unser Land und vernichten ganze Dörfer. Heulen und Tränen … Sie alle handeln, wie sie müssen. Und so werde auch ich das tun, was ich tun muss, solange ich lebe – gegen sie kämpfen.«
    »Nein!« Es war ihr egal, wer er war. Man hatte ihr nie beigebracht, wie man einem König begegnet. Sie war daran gewöhnt, mit Autoritätspersonen zu diskutieren, ohne Ansehen der Person, mit dem missliebigen Lehrer genauso wie mit dem netten oder wie mit ihren eigenen Eltern. Und dieser Mann war Mattims Vater.
    »Nein, so ist es doch gar nicht. Sie sind immer noch Menschen. Sie können entscheiden, was sie tun und was nicht. Selbst die Schattenwölfe können das. Mattim hat …«
    »Schweig!«, fuhr er sie an. »Ich will nichts von ihm hören. Ich verbiete dir, den Namen auszusprechen. Er gehört nicht mehr zu meiner Familie. Ich kenne ihn nicht mehr.«
    »Aber …«
    Wieder unterbrach er sie. »Mädchen, diese Stadt ist mein Kind. Nur noch diese Stadt.«
    Unwillkürlich musste Hanna daran denken, dass Weiß in manchen Kulturen die Farbe der Trauer war. So kam er ihr vor – wie ein Trauernder, der das, was er fühlt, in Symbole kleidet, da er nichts davon je aussprechen wird.
    »Wenn es etwas gibt, was du mir zu sagen hast über die Schatten und ihre Pläne, dann tu es. Gib mir wenig, und dein Schicksal wird sich ein wenig bessern, aber zumindest dein Leben kannst du dir erkaufen. Gib mir viel, einen entscheidenden Hinweis, und du kannst vielleicht sogar deine Freiheit zurückerlangen.«
    Irgendwie konnte sie nicht glauben, was sie da hörte, was er da so beiläufig erwähnte.
    »Mein Leben?«, fragte sie. »Soll das heißen, ich muss sterben? Ihr wollt mich umbringen?«
    »Das ist seit je die angemessene Strafe für Verräter«, sagte er ernst.
    Und das war es. Wenn sie Kunun verriet, würde Attila sterben. Vielleicht auch Réka. Womöglich, wenn er in seiner Wut tobte, die ganze Familie Szigethy. Würde Mattim sie retten können? Er allein gegen Kunun und Atschorek und wer weiß wie viele Vampire noch?
    »Und ihr seid die Guten?«, fragte sie bitter. »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich keine Wahl hatte. Zählt das denn nichts? Gar nichts?«
    »Nie«, sagte Farank leise, »konnten die Schatten jemanden zwingen, für sie zu arbeiten. Denn jeder in ganz Magyria weiß, dass der Tod dem Schicksal vorzuziehen ist, das sie uns bereithalten.«
    »Ich bin nicht aus Magyria!«, rief Hanna.
    Der König blickte sie an. »Ich habe gesehen, wie du durch die Pforte gegangen bist, in jene andere Welt – wärst du doch bloß dort geblieben! Verrat ist überall Verrat, wo du auch herkommst und wer du auch bist. Vielleicht erweisen wir dir sogar zu viel Gnade, wenn wir dich aus diesem Leben entlassen, ohne dass du am eigenen Leib erfährst, was die Schatten einem Menschen antun können. Wie sie ihm alles nehmen, was er besitzt. Sein Menschsein, seinen Stolz. Wie sie alles, was hell und licht ist, in die Dunkelheit hinabziehen. Du fürchtest den Tod? Die Schatten solltest du fürchten, die dir das Herz aus der Brust reißen und dich kalt und leblos weiterexistieren lassen. Die dich in eine wilde Bestie verwandeln können, sodass du durch die Wälder streifst und nicht nur tust, was du immer gefürchtet hast, sondern es bist . Das Licht ist nicht grausam, Mädchen. Aber es ist streng. Streng und rein und unerbittlich, und alle, die das Dunkel über uns bringen, werden die gleißende Kraft des Lichts zu spüren bekommen.«
    Er wandte sich ab und öffnete die Gittertür. Dort wandte er sich noch einmal zu ihr um.
    »Man opfert nicht eine Stadt für einen Sohn. Was von uns verlangt wird, ist ungleich härter. Den Sohn opfern für die ganze Stadt. Das ist es, was das Licht tun muss.«
    Er war schon im Gang, als sie die Finger um die Stäbe krallte.
    »Die Schatten wollen nach Hause!«, rief sie ihm nach. »Sie wollen nur nach

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