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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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durch. Auch wenn er keinen Sauerstoff mehr brauchte, hatte tiefes Luftholen immer noch einen beruhigenden Effekt.
    Er wehrte sich nicht, als die Polizisten ihn vor der Wache aussteigen ließen und ins Gebäude führten. Sie waren nach wie vor freundlich zu ihm, vielleicht sogar eine Spur zu höflich.
    »Den Hund haben wir nicht gefangen. Aber seht mal, wen wir hier mitgebracht haben.«
    Sie stießen ihn in ein kleines Zimmer, wo er auf einem unbequemen Stuhl vor einem leeren Tisch Platz nehmen sollte.
    Mattim setzte sich gehorsam.
    Einen allein würde er beißen können. Er hatte keine Angst. Fühlte nur die Ungeduld in sich, eine nicht abflauende Unruhe, dieselbe, die ihn von den Wölfen fort und hierhergetrieben hatte.
    Die Pforte, die Pforte …
    Die Tür hinter ihm war nicht geschlossen. Er sah ständig Polizisten vorbeigehen, dazwischen Leute ohne Uniform, hoffte halb, Hanna hier zu treffen, hoffte gleichzeitig, dass niemand sie verdächtigte. Falls man sie herbrachte, würde sie es schwer finden, irgendetwas zu erklären. Ohne Kunun zu erwähnen, die Vampire oder gar Magyria.
    Würde Hanna Kunun verraten? Niemals, wenn sie ihre Gastfamilie dadurch in Gefahr brachte.
    Mattim setzte sich kerzengerade auf, als ein Mann vorbeigeführt wurde, von dem er nur einen kurzen Blick auf die Hosen und die Schuhe erhaschen konnte.
    Treter aus buntem, geflochtenem Leder, weite Beinkleider aus hellbraunem Leinen.
    Der Prinz sprang auf, gerade als der Fremde, den er bei den Szigethys getroffen hatte, eintrat und die Tür hinter sich schloss.
    »Hauptkommissar Bartók. Habe ich dich erschreckt – Mattim?« Der Mann reichte ihm eine große, schwere Pranke. Ein fester Händedruck. »Hast du auch einen Nachnamen, junger Mann? Und einen Wohnort? Vielleicht sogar einen Ausweis?«
    »Sie sprechen mit dem Falschen«, sagte Mattim.
    »Das tun wir immer.«
    »Geht es um Attila? Damit habe ich nichts zu tun.« Ein neuer Gedanke stieg in ihm auf. Wenn Kunun Ärger bekam, war das vielleicht die einzige Chance, genügend Zeit herauszuschlagen, um die Pforte zu finden und die Leute in Akink zu warnen.
    »Ich weiß, wer für diese Entführung verantwortlich ist. Sein Name ist Kunun. Groß, schwarze Haare, asiatischer Typ.«
    »Warum hast du dann das Kind zurückgebracht?«
    Es war schwierig, sich eine gute Lüge auszudenken. Dabei hatte er keine Zeit, hier herumzusitzen. Er würde nicht darum herumkommen, diesen Mann zu beißen. Allein die Vorstellung ekelte ihn an, aber es war pure Notwendigkeit.
    Er musste ihm so viel Lebenszeit nehmen, dass der Kommissar ihn vergaß. Kunun beherrschte die Fähigkeit, jemandem genau jene Sekunden zu entreißen, die er festgelegt hatte. Mattim war sich nicht sicher, wie gut er es hinbekommen würde, aber er musste es versuchen.
    Sein Gegner war bewaffnet.
    Der Prinz beugte sich über den Tisch. Er musste schnell sein. Noch nie hatte er so etwas getan. Mit beiden Händen umkrallte er die Tischplatte und machte sich bereit zum Sprung …

FÜNFZEHN
    Budapest, Ungarn
    Jemand riss die Tür auf.
    »Der Typ ist total durchgedreht!«, rief eine Polizistin. »Wir brauchen jeden Mann!«
    Der Kommissar, der Mattim gerade verhören wollte, stöhnte auf, doch dann vernahm auch er die Schreie aus dem Flur.
    »Das ist doch … alles muss man selbst machen! – Du bleibst hier sitzen und rührst dich nicht von der Stelle!«
    Natürlich dachte Mattim nicht daran. Vor allem nicht, als der Mann in den mittelalterlichen Kleidern auf dem Gang vorbeistürzte.
    Der Akinker sah aus wie ein Wahnsinniger, als er sich mit blutverschmiertem Gesicht wild umblickte. Hinter ihm im Gang lagen ein paar Bewusstlose.
    Der Kommissar zog seine Waffe.
    »Stehenbleiben! Nehmen Sie die Hände hoch!«
    Die Aufforderung, die Hände hochzunehmen, überhörte der Fremde, aber er blieb tatsächlich stehen – wenn auch aus einem anderen Grund. Fast weinend richtete er das Wort an Mattim. »Mein Prinz … seid Ihr es wirklich? Hier, in dieser Welt des Grauens? Hoheit, wo sind wir? In welchem Albtraum bin ich hier gelandet?«
    »Wir sind nicht mehr in Akink«, sagte Mattim ruhig. Er fasste den Mann am Arm und führte ihn in Richtung Ausgang.
    »Stehenbleiben! Ich schieße! Verdammt, ich schieße!«, brüllte Bartók verzweifelt, da niemand sich um ihn scherte.
    Der Fremde stürzte nach vorne, als die Kugel ihn traf. Er fiel auf den Bauch, ächzte und rappelte sich dann wieder auf. »Was …?«
    »Was …?«, echote der Kommissar entgeistert, als der

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