Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
Vom Netzwerk:
verlangte er. »Sofort.«
    »Oder was?« Kunun runzelte die Stirn.
    »Ach, Mattim, hast du eine Vorstellung davon, was eine Teppichreinigung kostet?«, fragte Atschorek dazwischen und seufzte. »Du hast von nichts eine Ahnung. Sag’s ihm, Kunun, damit er sich endlich beruhigt.«
    Ihr Bruder seufzte, als müsste er einem begriffsstutzigen Kind zum hundertsten Mal etwas erklären. »Hanna ist in Magyria. Wir warten darauf, dass sie sich meldet und uns mitteilt, wo die neue Pforte liegt. Der Wagen steht auf der Auffahrt; sobald sie anruft, holen wir sie ab. Bringen sie nach Hause. Was auch immer sie sich wünscht.«
    »In Magyria?«, fragte Mattim verständnislos. »Ihr habt Hanna nach Magyria geschickt? Wozu? Welche neue Pforte?«
    »In Akink«, half Kunun nach. »Mattim, heute haben wir den Grundstock für unseren Sieg gelegt. Wenn alles gutgeht, wirst du weder diesen Teppich noch dieses Haus je wieder benutzen, Atschorek.«
    »Hanna – in Akink? Aber um eine Pforte zu öffnen, bräuchte es einen Wolf … Habt ihr etwa Hanna mit einem Wolf nach Akink geschickt?« Er starrte seine Geschwister fassungslos an. »Das kann ich nicht glauben. Ihr schickt mein Mädchen nach Akink?«
    »Im Krieg muss man zuweilen zu ungewöhnlichen Mitteln greifen.« Atschorek lächelte entschuldigend. »Mattim, jetzt setz dich endlich. Willst du einen Schluck Wein? Sie wird ihre Sache gut machen, davon bin ich überzeugt. Es ist schon dunkel draußen. Sie wird sich bald melden, dann wissen wir Genaueres.«
    Ein Wolf in Akink. Es konnte nichts Schlimmeres geben für die Sache des Lichts. Nie, niemals würde Hanna … Sie wusste doch, wie er dazu stand! Sie wusste, was er dazu gesagt hätte!
    Attila.
    Eine tödliche Ruhe überkam ihn. Er hob langsam den Kopf und blickte Kunun an. »Dafür habt ihr also den Jungen gebraucht«, sagte er.
    »Du hast es erfasst. Hat ein bisschen lange gedauert, aber jetzt hast du es endlich begriffen.«
    »Ihr habt Attila aus der Schule geholt, ihn zum Baross tér gebracht und Hanna dazugerufen? Sie ihn nur einmal kurz sehen lassen? Womit habt ihr ihr gedroht? Dass ihr den Jungen umbringt?«
    Sie hätte sich an ihn gewandt, wenn er da gewesen wäre. Aber er hatte sich ja im Wald herumgetrieben und Wölfe gestreichelt. Und so hatte Hanna einwilligen müssen, an der Vernichtung Akinks mitzuwirken.
    Mattim ließ sich auf einen Stuhl fallen und verbarg das Gesicht in den Händen.
    Akink. Oh nein, nein … Und – Hanna!
    Alarmiert fuhr er auf.
    »Ihr habt sie in ein Boot gesetzt und über den Fluss geschickt, damit der Wolf sie auf der anderen Seite beißt? Sie wird als Schatten zurückkommen?«
    »Nun ja …« Atschorek wirkte wenigstens ein klein wenig verlegen. »Sieh es mal so: Dann seid ihr einander wenigstens gleich. Du musst sie nicht mehr beißen, und sie wird ein ganz neues Verständnis für unsere Eigenheiten entwickeln.«
    »Sie hatte genug Verständnis«, murmelte er und schüttelte den Kopf. Am liebsten wäre er aufgesprungen und zurück zum Übergang geeilt, aber wenn Hanna schon den Donua überquert hatte, gab es keine Möglichkeit, irgendetwas für sie zu tun.
    »Mit wem?«, fragte er.
    »Wie, mit wem?«
    »Er meint den Wolf«, sagte Kunun. »Nicht wahr? Mit wem wir sie auf diese Reise geschickt haben.«
    »Und?« Er dachte an all die Wölfe, die er kennengelernt hatte. An die vielen Schattenwölfe darunter. Bela war bei ihm gewesen. Und Kunun hatte die fatale Angewohnheit, alles Wichtige seiner Familie zu überlassen. »Es war nicht Wilder, oder? Ich sehe es euch an! Seid ihr verrückt? Ihr schickt Hanna mit Wilder los? Obwohl ihr mir immer erklärt habt, er sei nicht verlässlich?« Wilder, der Spieler. Wilder, der Trinker. Nein, Wilder, der Wolf. Mattim atmete tief durch. »Wann habt ihr sie losgeschickt? So, dass sie bei Dunkelheit zurückkommt? Es war doch dunkel, oder? Sie wird hoffentlich nicht zu früh durch die Pforte gehen?« Die Angst packte ihn. Hanna ein Schatten … es durfte nicht wahr sein! »Warum seid ihr dann hier? Wie lange ist es her, dass ihr sie aus den Augen verloren habt?«
    »Mattim, es ist inzwischen viele Stunden her«, sagte Atschorek.
    Da war noch mehr. Da war etwas, was er nicht wissen sollte.
    »Sagt es mir«, verlangte er.
    Seine Schwester seufzte. »Sie ist nicht einfach auf die andere Seite gerudert. Soviel ich erkennen konnte, sind sie den Fluss hinuntergefahren.«
    »Atschorek!«, rügte Kunun scharf.
    »Er erfährt es ja doch. Wie gesagt, Wilder hat seinen

Weitere Kostenlose Bücher