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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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sich lässig auf den angebotenen Stuhl.
    »Und Sie sind?«
    »Kunun Magyar.«
    »Magyar? Wie patriotisch.«
    Kunun lächelte und zuckte leicht die Achseln. »Eigentlich Magyria, aber das haben immer alle falsch geschrieben, und irgendwann habe ich es einfach so gelassen.«
    »Aha. Sie wollen mir jetzt also erklären, was hier eigentlich vor sich geht? Kunun. Das war doch … Sind Sie für diese Entführung verantwortlich? Wie hängt das alles zusammen – der kleine Attila und der Kerl, der im Krankenhaus war? Der Typ hat nicht nur den behandelnden Arzt zusammengeschlagen, sondern gerade eben auch mehrere Polizisten. Einige von ihnen hat er sogar gebissen.«
    Kunun sagte nichts. Mattim hatte also nichts Besseres zu tun gehabt, als sofort zur Polizei zu rennen und ihn anzuschwärzen. Das Haus am Baross tér war verloren. Er konnte sich jedoch nicht darauf verlassen, dass der Kampf um Akink schnell und reibungslos vonstatten gehen würde. Noch wollte er sein Hauptquartier nicht aufgeben.
    »Was kann schlimmer sein als die Mafia?«, fragte Bartók und beugte sich vor.
    »Ihre schlimmsten Albträume«, sagte Kunun. »Wenn das, wovor Sie sich schon als Kind gefürchtet haben, wovon Sie gehofft haben, dass es nicht wahr sein möge – wenn das sich als real erweist … als sehr real …«
    Der Kommissar wurde bleich. »Was wissen Sie von meiner Kindheit«, sagte er trotzig. »Sie haben keine Ahnung von meinen Albträumen.«
    »Ich weiß sehr viel über dieses Land«, gab Kunun zurück. »Und über diese Stadt. Ich habe alles mit ihr durchgemacht. Krieg, Terror, Säuberungen, Volksaufstand – in den letzten hundert Jahren.«
    »Ach?«
    Bartók wartete eine Weile, und da Kunun schwieg, meinte er schließlich: »Anscheinend erwarten Sie, dass ich Ihnen diese Frage stelle: Sie sind also mehr als hundert Jahre alt? So lange leben Sie schon in Budapest?«
    »Vielleicht ist leben nicht das richtige Wort«, sagte Kunun.
    »Ich werde das jetzt nicht fragen.« Der Kommissar gab sich widerspenstig.
    »Sie sollten aber. Wir haben nicht mehr viel Zeit. In wenigen Minuten werden ungefähr vierzig Vampire hier eintreffen. Kugeln können uns nicht aufhalten, wie Sie gesehen haben. Niemand wird sich anstecken, deswegen müssen Sie sich keine Sorgen machen. Wir verwandeln niemanden. Wir werden Ihren Leuten und Ihren Gästen, sofern sie irgendetwas mitbekommen und uns gesehen haben, nur etwas von ihrer kostbaren Lebenszeit nehmen. Kommen wir mit einer halben Stunde hin, was meinen Sie? Niemand wird sich dann daran erinnern, dass hier irgendjemand gebissen wurde. Ich möchte auch gerne vermeiden, dass sich jemand an meinen Bruder erinnert. Sie wissen nicht, wen ich meine? Der blonde Junge, der die Frechheit hatte, herzukommen und meinen Namen auszuposaunen.«
    Der Kommissar schüttelte den Kopf. »Er ist nicht hergekommen. Er wurde gebracht. Von einer Polizeistreife.«
    »Ach ja? Das freut mich zu hören.«
    Bartók rang mit sich. »Was soll ich jetzt sagen?«
    »Vampire gibt es nicht«, schlug Kunun vor. »War es nicht genau das, was Sie einwenden wollten, obwohl Sie mir so freundlich zugehört haben?«
    »Vielleicht habe ich danebengeschossen«, murmelte der Kommissar. »Und die Frau hat nur so getan, als hätte ich sie getroffen?«
    »Darf ich fragen, warum Sie überhaupt geschossen haben?«, erkundigte sich Kunun. »Meine Schwester legt großen Wert auf ihre makellose Schönheit.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Bartók verzweifelt. »In dem Moment, als sie auf mich zukam, hatte ich so ein seltsames Gefühl – als würde ich gegen das Böse kämpfen. Aber dann ist sie umgefallen, und ich wusste nur noch, dass ich eine Frau erschossen hatte. Dass es zu Ende ist. Meine Karriere. Mein Leben. Ihr Leben. Dass ich diesen Anblick nie wieder vergessen werde.«
    »Dabei können wir Ihnen helfen«, bot Kunun freundlich an. »Zuerst werden Sie alles löschen, was auf diese Vorfälle hinweist. Kameraaufzeichnungen? Protokolle? Was auch immer. Außerdem werden Sie die Familie von Attila anrufen und den Eltern mitteilen, Ihre Ermittlungen hätten ergeben, dass alles nur ein Missverständnis sei. Ich und meine kleine Freundin Réka wollten zusammen mit Hanna und Attila einen Ausflug machen – verbotenerweise während der Schulzeit, weshalb wir den strengen Eltern nichts davon gesagt haben. Deshalb wurde Attila vor Unterrichtsbeginn abgeholt. Allerdings kam dann irgendetwas dazwischen, und Mattim brachte Attila später nach Hause. Wir waren davon

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