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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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Nadel – ein Mann, keine Näherin, wohlgemerkt – und wollte mich damit stechen. Hätte ich mich nicht wehren sollen? Sie waren alle furchtbar empört.«
    »Und das Mädchen?«, drängte Mattim.
    »Meine Frau war dabei, als wir losgegangen sind, den Wolf zu suchen«, erklärte Peron stolz. »Die hat nicht so schnell vor etwas Angst. Aber nun – ich kann nicht zurück zu ihr, oder? Nicht so, wie ich jetzt bin?«
    »Nein«, sagte Mattim langsam. »Das kannst du nicht.« Warum war Hanna nicht dabei gewesen? Hatte sie vielleicht den Wolf in der Stadt abgeladen und war mit dem Boot zurückgerudert, auf die Waldseite? Er musste sie unbedingt finden, bevor sie der Patrouille in die Hände fiel. »Beim Licht, und wenn sie gekentert ist? Wenn sie es nicht zurückgeschafft hat? Wenn die Bogenschützen auf sie gewartet haben?«
    »Sprecht Ihr …«, er verbesserte sich, »sprichst du von dem Mädchen, das die Wache festgenommen hat? Der Wolf ist ihnen entwischt, aber das Mädchen wurde ins Verlies gebracht. In der ganzen Stadt haben sie davon gesprochen, dass sie einen Schatten gefangen haben.«
    Um Mattim begann sich alles zu drehen. »Ins Verlies? Unter der Burg?«
    »Natürlich. Der König wollte selbst mit ihr sprechen.«
    Hanna in Magyria. Hanna in Akink. Hanna im Burgverlies.
    Es gab nur eins, was man in der Stadt des Lichts mit Schatten tat. Er hatte es selbst gesehen. Nie in seinem ganzen Leben würde er vergessen, wie Morrit, sein Hauptmann und Freund, gestorben war.
    Ihm wurde heiß und kalt. Sie hatten Hanna.
    Vielleicht war sie wirklich ein Schatten und hatte nicht rechtzeitig durch die Pforte treten können. Vielleicht war sie immer noch ein Mensch, und es gab keine Möglichkeit für sie, zu entkommen. So oder so würden sie Hanna töten, wenn es ihr nicht gelang, den König von ihrer Unschuld zu überzeugen.
    »Ich muss nach Akink«, sagte er. »Sofort. Sie hat also noch gelebt, als du gebissen wurdest? Beim Licht, beim Licht! Ich muss sofort los! Komm. Du musst mir zeigen, wo die Pforte ist. Komm, schnell.«
    »Bleiben Sie stehen.« Hauptkommissar Bartók richtete die Waffe auf die schöne Rothaarige. Er hielt sich an dem fest, was er kannte, was er war. Ein guter Polizist. Der sich nicht an der Nase herumführen lassen würde.
    »Nehmen Sie das Ding weg«, sagte sie und ging einfach weiter.
    Der Schuss warf die Frau nach hinten, auf den Rücken. Sie heulte auf und blieb liegen. Fassungslos starrte Bartók auf sie hinunter. Er hatte eine unbewaffnete Frau getötet. Einfach so. Eine Frau, die ihm nichts getan hatte. Vor einem Zeugen.
    Der schwarzhaarige junge Mann schüttelte ärgerlich den Kopf. Er steckte gerade sein Handy weg.
    »Ich …«, begann Bartók eine Entschuldigung, die ihm auf den Lippen erstarb. Ich werde nie wieder schlafen können. Ich war verwirrt. Ich war durcheinander. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe …
    » Verdammt!« Die Erschossene rappelte sich auf. Trug sie etwa eine Schutzweste? Sie knöpfte ihren Mantel auf, ihre helle Bluse war dunkelrot. »Verdammt!«, schrie sie ihn an. »Was für eine Schweinerei! Oh Scheiße! Scheiße!«
    Es musste inszeniert sein. Er hatte sie nicht getötet. Das konnte nicht sein. Genauso wenig, wie er diesen seltsamen Typen vorhin im Flur getroffen hatte.
    Hinter ihm im Eingang tauchten endlich ein paar seiner Männer auf. Erst da wurde ihm bewusst, wie schnell sich alles abgespielt hatte, dabei kam es ihm vor, als würde er seit Stunden hier stehen und eine Frau anstarren, die er ermordet hatte. Nicht aus Notwehr. Ermordet. An einem Abend, an dem alles durcheinandergeriet.
    Der junge Mann in Schwarz warf einen raschen Blick auf die polizeiliche Verstärkung. »Wollen wir nicht hineingehen?«, fragte er. »Ich bin sicher, wir können alle diese Missverständnisse aufklären. Ich muss Sie allerdings um zwei Dinge bitten. Während wir miteinander reden, sollte niemand die Polizeiwache verlassen und niemand sie betreten. Je mehr Menschen von dieser Angelegenheit erfahren, umso komplizierter wird es, sie zu bereinigen.«
    »Geheimdienst?«, fragte Bartók. Das Auftreten des Fremden verriet, dass er eine Macht hinter sich wusste, die über einen kleinen Bestechungsversuch weit hinausging.
    »Schlimmer«, sagte der junge Mann. Seinem Gesicht nach stammte er irgendwo aus Zentralasien.
    »Russische Mafia?«
    »Viel schlimmer.« Und er lächelte, als wäre er der Fürst aus der Hölle.
    »Bartók. Wie der Komponist. Das ist nett«, sagte Kunun. Er pflanzte

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