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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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eigenen Kopf. Er muss es immer auf seine Weise machen. Wenn du Glück hast, dann hat Hanna es geschafft, ihn in die Stadt zu schmuggeln.«
    »Glück?«, fragte er bitter.
    »Niemand rechnet damit, dass wir über den Fluss kommen. Sie haben eine reelle Chance, Mattim, wirklich.«
    Plötzlich dachte er an Mirita. Wenn du mir hilfst, kann ich die Stadt retten … Wovon hatte sie gesprochen? Was hatte sie gewusst?
    »Was, wenn die Patrouille euer Boot entdeckt hat?«, fragte er leise. »Wenn die Wachen danach Ausschau gehalten haben?«
    »Wie hätten sie es wissen können?«
    Die Frage stand im Raum. Er wusste die Antwort und wünschte sich, er hätte sie nicht gekannt.
    »Mattim?« Atschorek hakte nach. Konnte sie so leicht in seinem Gesicht lesen? Wahrscheinlich merkte man ihm an, wie verzweifelt er wirklich war. Aber war auch das zu sehen, was er getan hatte? Auch das? »Mattim«, wiederholte Atschorek. »Hast du ihnen unseren Plan verraten?«
    »Er kannte ihn doch gar nicht«, warf Kunun ein.
    »Was hast du getan?«, verlangte die Schattenfrau zu wissen. »Was?«
    »Nichts«, flüsterte er dumpf.
    »Lüg mich nicht an«, fuhr sie ihn scharf an. »Was ist es? Du warst in Magyria – was hast du gesehen? Wilder? War er schon zurück? Hast du die Patrouille getroffen? Was ist passiert?«
    Er sagte nichts. Sondern stand auf und ging. Draußen vor dem Haus setzte er sich auf die Eingangsstufe. So kalt war es, dass ihn fröstelte.
    Irgendwann ließ seine Schwester sich neben ihn sinken. Er sah sie nicht an.
    »Frierst du? Du zitterst ja.«
    »Die Toten frieren immer«, sagte er.
    »Wir sind nicht tot«, widersprach Atschorek. »Es ist nicht so, als ob wir Hanna in den Tod geschickt hätten. Selbst wenn sie als Schatten zurückkommt, wäre es nicht für lange.«
    »Nicht für lange?« Er rieb seine blau gefrorenen Hände. »Was heißt das? Nicht für die Ewigkeit? Nicht für hundert Jahre? Von einer Nacht zur nächsten?«
    »In Akink werden wir alle wieder leben«, versprach Atschorek. »Wenn es erst uns gehört.«
    »Wer sagt das?«
    »Mein Herz«, sagte sie. »Kununs Herz. Weißt du es denn nicht auch? Wenn wir in Akink sind, wird alles gut. Du bist der beste Beweis. Genügt dir das nicht? Licht heilt die Wunden, die die Finsternis geschlagen hat. Du bist dort gewesen und wie neugeboren zurückgekommen. Ich bin mir sicher, wenn wir alle dort sind, wird noch viel mehr geschehen, mit jedem von uns. Glaub daran, Mattim. Glaub deinem Herzen, das dich nach Akink ruft.«
    »Hanna ist mein Herz«, sagte er leise. »Sie darf kein Schatten werden.«
    »Ich weiß«, nickte Atschorek. »Aber du darfst hoffen, oder nicht? Wenn sie in die Stadt hineinkommen, kann Wilder beißen, wen er will.«
    »Hoffen?«, fragte Mattim zurück. »Für mich gibt es nichts mehr zu hoffen. Dass Hanna scheitert und von der Patrouille aufgegriffen wird? Dass sie Wilder töten? Dass ein Regen von Pfeilen ins Boot fällt und sie beide sterben, dort, auf dem Fluss? Wie kann ich mir wünschen, dass es ihnen nicht gelingt, wenn es um meinen Bruder und mein Mädchen geht? Und wie könnte ich hoffen, dass Akink an die Dunkelheit fällt?«
    »Nicht an die Dunkelheit«, korrigierte Atschorek sanft. »An uns. Wir werden bald alle nach Hause gehen, Mattim. Es ist unsere Stadt. Unsere Burg. Kannst du dich nicht wenigstens ein bisschen darauf freuen?« Sie legte ihm den Arm um die Schultern. »Ich wünsche mir so sehr, dass du nicht mehr gegen uns bist, kleiner Bruder. Niemand von uns ist ein Ungeheuer.«
    Hinter ihnen öffnete Kunun die Tür. Der gelbe Lichtschein aus dem Haus fiel auf sie.
    »Ich habe es eben in den Nachrichten gehört«, sagte er. »Im Burgviertel ist anscheinend ein Mann von einem Hund angefallen worden. Er wurde verletzt ins Krankenhaus gebracht.«
    Atschoreks Augen wurden groß. »Nein! Glaubst du, das sind sie? Sie haben es tatsächlich geschafft?«
    »Das ist unser Akinker, bestimmt!« Kununs Augen leuchteten vor Freude. »Er ist mit einer Bisswunde durch die Pforte gefallen. Atschorek! Wir haben die Pforte! Wir haben sie! Nun gehört Akink uns!«
    »Es gibt keine Garantie dafür, dass nicht wirklich ein Budapester von einem Hund gebissen wurde.«
    »Finden wir es heraus«, sagte der Schattenprinz entschlossen. »Lass uns sofort zum Krankenhaus fahren. Wenn es wirklich ein neuer Schatten ist, kann er uns sagen, wo er gebissen wurde.« Er wandte sich an seinen jüngeren Bruder. »Wir werden Hanna abholen, sobald sie sich meldet. Warte hier auf

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