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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Klassen
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ausgegangen, dass Hanna und Réka längst Bescheid gesagt hatten. Irgendwie so. Selbstverständlich werde ich noch persönlich dort erscheinen und mich in aller Form entschuldigen. Wie es sich gehört.«
    »Wie es sich gehört«, murmelte Kommissar Bartók.
    »Tun Sie es.«
    Der Kommissar hob den Kopf. »Und es gibt kein Entkommen?«, fragte er.
    »Ich will keinen Kampf«, sagte Kunun, »der leicht in ein Gemetzel ausarten könnte. Viele meiner Leute sind ausgebildete Krieger, und nicht wenige haben sich an moderne Waffen gewöhnt und können nicht schlechter damit umgehen als Ihre Polizisten, Herr Bartók. Wenn Sie vernünftig sind, was ich sehr hoffe, rufen Sie jeden hier auf der Wache einzeln herein, um ihm eine Mitteilung zu machen. Es geschieht wirklich niemandem etwas Schlimmes. Nachher werden sie sich alle ein wenig schlapp und verwirrt fühlen. Aber das geht schnell vorüber.«
    »Ich habe Schüsse aus meiner Dienstwaffe abgefeuert«, sagte Bartók gequält.
    »Dafür werden Sie schon eine Erklärung finden. Wurde nicht ein Mann von einem Hund gebissen? Vielleicht haben Sie auf den Köter geschossen?«
    Sein Gegenüber seufzte laut. »Der gehört auch noch dazu? Was soll der denn sein, ein Werwolf?«
    »So was in der Art. Aber er hat mit dieser Seite der Wirklichkeit nichts zu tun.«
    »Es gibt keine Vampire«, flüsterte der Kommissar. »Es gibt nur eine Wirklichkeit.«
    »Na sehen Sie, das ist die richtige Einstellung. Wenn Sie jetzt bitte noch bei der Familie anrufen könnten?«
    Bartók griff zum Hörer und wiederholte, was sie besprochen hatten.
    »Warum hat Réka dann nichts gesagt?«, polterte Ferenc Szigethy am anderen Ende der Leitung. »Wir kommen fast um vor Sorge, und sie schmollt in ihrem Zimmer und spricht kein Wort!«
    »Sie wird die Verabredung vergessen haben«, schlug Bartók vor. »Seien Sie nachsichtig mit ihr. Junge Mädchen und Liebeskummer …«
    Kunun hob überrascht die Brauen, als er den Kommissar so verständnisvoll plaudern hörte.
    »War’s das?«, fragte Bartók. »Was kommt jetzt? Der Appell zum Gebissenwerden?«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag«, sagte Kunun. »Einen, den ich noch nie jemandem gemacht habe. Aber überlegen Sie gut, bevor Sie antworten.«
    »Ich höre.«
    »Wenn Sie vernünftig sind, lassen Sie sich beißen, und Ihr Leben wird wieder so sein, wie es vorher war. Sie bekommen Ihre Welt zurück, in der es Vampire nur in Büchern und Filmen gibt. Sie werden vergessen, dass Sie auf eine wehrlose Frau geschossen haben und sie in ihrem Blut am Boden haben liegen sehen. Sie werden sich wieder für einen guten Mann halten können. Oder – ich lasse Ihnen Ihr Gedächtnis.«
    »Einfach so?«, fragte Bartók misstrauisch.
    »Nichts gibt es einfach so«, meinte Kunun. »Wenn Sie als Einziger aus dieser Sache mit einem solchen Wissen herauskommen, werden Sie mit keiner Menschenseele darüber reden können. Sie werden Schatten lauern sehen, wo keine sind. Vielleicht schießen Sie wieder auf Menschen, die Ihnen Angst machen, weil sie unerschrocken auf Sie zugehen. Vielleicht halten Sie sich selbst für geisteskrank, weil Sie an Dinge glauben, die es für die anderen Menschen nicht gibt. Leicht wird es bestimmt nicht.«
    »Und was hätten Sie davon?«
    »Manchmal kann es sehr wertvoll sein, einen Verbündeten in Ihrer Position zu haben«, gab Kunun zurück. »Wenn es zum Beispiel darum geht, bestimmte Objekte in Ruhe zu lassen. Mein Haus. Uns.«
    »Ich soll also zusehen, wie diese Stadt von Vampiren ausgesaugt wird?«
    Kunun hob die Schultern. »Zusehen oder blind sein. Es wissen und nichts tun oder es vergessen. Ich sage Ihnen nur eins: Falls Sie versuchen, gegen uns zu kämpfen, haben Sie schon verloren.«
    »Ich will mein Gedächtnis behalten«, sagte der Kommissar langsam.
    »Im Ernst? Na gut. Ich habe, ehrlich gesagt, auch nichts anderes erwartet. Dann«, Kunun wandte sich zur Tür, »lassen wir jetzt die Vampire herein, damit sie ihre Arbeit tun.«
    Kommissar Bartók nickte mit grauem Gesicht.
    Es dauerte nicht lange. Wenig später griff eine etwas blasse junge Polizistin zum Hörer.
    »Schon wieder?«, fragte sie.
    Bartók, der sich gerade auf einem Rundgang vom Wohlergehen seiner Mannschaft überzeugte, hielt inne.
    »Schon wieder was?«
    »Eine Prügelei im Labyrinth«, sagte sie kopfschüttelnd. »Da machen zwei Typen Randale und erschrecken die Touristen. Und raten Sie mal, wer da mitmischt. Dieser komische verkleidete Typ im Mittelalterlook ist schon wieder mit

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