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Mahlstrom

Titel: Mahlstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Watts
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Welle wanderte durch die gesamte Menge. Panik breitete sich aus, auch wenn die, die von ihr erfasst worden waren, sich nicht bewegen konnten.
    Die abtrünnige Mechfliege griff erneut an. Ihre Ziele begannen sich neu zu formieren.
    Was, zum Teufel, geht hier vor sich? , fragte sich Vive. Dann dachte sie: Glücklicher Zufall. So etwas sollte man ausnutzen.
    Zehn oder fünfzehn Meter bis zu den Medzellen. Dazwischen herrschte das blanke Chaos. Vive begann, sich einen Weg durch die Menge zu bahnen. In der Nähe gab es immer noch einige, die in den Plan eingeweiht waren. Sie machten ihr Platz, so gut es ging, und versuchten, das Rote Meer vor ihr zu teilen. Sie kam trotzdem nur mühsam vorwärts – zu viele wussten nicht, was sie vorhatte, zu viele hatten auf dem Schlachtfeld einfach den Kopf verloren. Und einige, die eigentlich hatten verschwinden wollen, waren in der Menge stecken geblieben.
    »Ich habe sie gesehen.«
    Die Stimme einer K-Strategin, ruhig, aber so sehr verstärkt, dass man sie über den Hintergrundlärm hinweg hören konnte. Vive warf einen Blick über die Schulter.
    Es war die abtrünnige Mechfliege, die da sprach. »Ich habe sie aus dem Ozean kommen sehen. Ich habe gesehen, was …«
    Eine der Angriffsmechfliegen feuerte einen Schuss ab. Die abtrünnige Fliege schwankte in der Luft und begann gefährlich zu taumeln.
    »… ich habe gesehen, was in der Flüchtlingszone geschehen ist.«
    Die Tür der Medzelle glitt auf. Clarke stand im Türrahmen.
    Vive beugte sich dicht an sie heran und reichte ihr die Halskette. »Halten Sie das in die Nähe Ihres Brustkorbs!«, rief sie. »Es wird das Signal verdecken!«
    Die Rifterin nickte. Jemand drängte sich zwischen sie, schrie und schwang wild die Fäuste. Lenie schlug auf das panikverzerrte Gesicht ein, bis es unter der Oberfläche verschwand.
    »Sie haben eine Flutwelle geschickt, um sie zu töten. Und ein Erdbeben. Doch sie haben sie verfehlt.«
    Lenie Clarke drehte sich in Richtung der Stimme um. Ihre Augen verengten sich zu ausdruckslosen weißen Schlitzen. Ihre Lippen bewegten sich und formten Worte, die vom Getöse der Menge übertönt wurden:
    Oh, verdammt …
    »Wir müssen los!«, schrie Vive. Irgendjemand schubste sie gegen Lenies Brüste. »Hier entlang!«
    »Sie brennen die gesamte Welt nieder, um sie zu fangen. So wichtig ist sie. Ihr könnt nicht …«
    Ein Pfeifen. Rückkopplung. Das Geräusch von brennenden Schaltkreisen. Plötzlich schien die Mechfliege in der Luft stehen zu bleiben.
    »… Ihr könnt nicht zulassen, dass sie sie erwischen …«
    Die vier Reiter der Apokalypse schwärmten aus. Die abtrünnige Mechfliege stürzte trudelnd in die Menge hinab, während Flammen aus ihrem Innern hervorzuckten. Erneut waren Schreie zu hören. Die Reiter formierten sich neu und setzten ihren ursprünglichen Kurs fort.
    »Kommen Sie!«, rief Vive. Lenie nickte. Vive führte sie an der Wand entlang von der Medzelle weg.
    In einer Wandnische befand sich der Eingang zu einer öffentlichen Toilette. Sie war vollgestopft mit Möchtegern-Riftern und gefangenen Passanten, die hier ausharren wollten, bis die Party vorbei war. Die meisten hockten nur reglos da wie Flüchtlinge unter einer Brücke und lauschten dem gedämpften Lärm, der durch die Wände hereindrang.
    Zwei Mitstreiterinnen hatten eine der Toilettenkabinen besetzt. Sie hatten bereits die Paneele der Deckenverkleidung geöffnet. »Bist du Aviva?«, fragte eine von ihnen und blinzelte über ihren falschen Augenkappen.
    Vive nickte und wandte sich Clarke zu. »Und das ist …«
    Etwas Undefinierbares breitete sich im Raum aus.
    »Verdammt«, sagte eine der Mitstreiterinnen sehr leise. »Ich hätte nicht gedacht, dass es sie wirklich gibt.«
    Lenie Clarke nickte ihr knapp zu. »Willkommen im Club.«
    »Dann stimmt es also? Die Brände und das Jahrhundertbeben, und dass Sie den Firmenbossen eins überbraten …«
    »Wohl kaum.«
    »Aber …«
    »Ich habe gerade wirklich keine Zeit, Notizen zu vergleichen«, sagte Clarke.
    »Ach … ja, richtig. Tut mir leid. Wir können Sie zum Fluss bringen.« Die junge Frau legte den Kopf schief. »Haben Sie immer noch Ihre Taucherhaut?«
    Lenie Clarke langte nach hinten und tippte gegen ihren Rucksack.
    »Also gut«, sagte die andere. »Dann wollen wir mal.« Sie stieg auf den Toilettendeckel, sprang in die Höhe, erwischte in der Dunkelheit über ihr irgendetwas zum Festhalten und zog sich hoch.
    Ihre Freundin wandte sich derweil an die in der Toilette

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